Büdelsdorf/Berlin/Hamburg (dpa) - Die Beschäftigten des
Mobilfunkunternehmens MobilCom müssen weiter um ihre Zukunft zittern.
In zähen Verhandlungen hatten am Mittwoch MobilCom-Gründer Gerhard
Schmid und die Bundesregierung bis in die Abendstunden um die Details
des Vertrags gerungen, mit dem Schmid seine Anteile an einen
Treuhänder übertragen soll. Nach Informationen aus
Unternehmenskreisen sollten die Verhandlungen voraussichtlich am
Donnerstag fortgesetzt werden.
Nachdem zwei strittige Punkt ausgeräumt waren, ging es am Ende
lediglich noch um die Person des Treuhänders. Schmid will, dass der
ehemalige Debitel-Chef Joachim Dreyer sein Aktienpaket verwaltet; die
Regierung möchte ihm zusätzlich ihren Anwalt Reinhard von Dalwigk an
die Seite stellen. Das lehnt Schmid ab.
Unterdessen berichtet die "Financial Times Deutschland"
(Donnerstag) Schmid versuche, den Treuhändervertrag für seine
Aktien
auszuhebeln. Schmid habe nach Informationen der Zeitung knapp ein
Drittel seiner Anteile an seine Ehefrau übertragen. Sybille Schmid-
Sindram halte damit rund elf Prozent der MobilCom-Aktien, die dadurch
nicht mehr Bestandteil des Treuhändervertrags wären. Weitere rund
acht Prozent kontrolliere sie über ihre Firma Millennium. Schmid-
Sindram könnte somit erheblichen Einfluss auf die Geschäfte von
MobilCom nehmen.
Gläubiger, Bund und der abtrünnige Grossaktionär France Télécom
machen ein Rettungspaket für MobilCom davon abhängig, dass die
Eheleute Schmid bei MobilCom nichts mehr zu sagen haben. Ohne eine
Übertragung der Aktien Schmids an einen Treuhänder ist die MobilCom-
Sanierung vollständig blockiert. Allerdings erklärte ein MobilCom-
Sprecher, eine
Insolvenz stehe nicht unmittelbar bevor, sondern das
Unternehmen habe noch etwas Luft. Eine Finanzspritze von 50 Millionen
Euro aus dem September ist fast verbraucht.
Die Verhandlungen zwischen Schmid und Regierung waren nach einigem
Hin und Her überraschend am Dienstagabend wieder aufgenommen und am
Mittwoch fortgesetzt worden. Schmid hatte zuvor abgelehnt, eine
Verkaufssperre für seine Aktien hinzunehmen und eine Schuld in einem
offenen Rechtsstreit anzuerkennen. Diese beiden Punkte sind
ausgeräumt, wobei sich beide Seiten bewegt haben sollen.
Sollte Schmid den Treuhänder-Vertrag unterzeichnen, so könnten
auch die übrigen bereits ausgehandelten Abmachungen über die Rettung
des angeschlagenen Mobilfunkunternehmens ins Werk gesetzt werden.
Dazu zählen die Entschuldung von MobilCom durch France Télécom in der
Grössenordnung von sieben Milliarden Euro sowie weitere staatlich
verbürgte Liquiditätskredite über rund 100 Millionen Euro.
Alle Verträge sollen unterschriftsreif sein, würden aber auch bei
einer Einigung vermutlich erst in der kommenden Woche unterzeichnet.
MobilCom hat zumindest bis zum 15. November Zeit, wenn dem
Unternehmen nicht zuvor das Geld ausgeht. Erst dann fordern die
Banken einen
Kredit über 4,7 Milliarden Euro zurück. Wenn es keine
Einigung gibt, muss MobilCom in die Insolvenz. Fest steht bislang
lediglich, dass 1850 von rund 5000 Vollzeit-Arbeitsplätzen gestrichen
werden.