MobilCom: Nicht aus dem Schneider - Zähe Verhandlungen
Stand: 07.11.2002
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Büdelsdorf/Berlin/Hamburg (dpa) - Die Beschäftigten des Mobilfunkunternehmens MobilCom müssen weiter um ihre Zukunft zittern. In zähen Verhandlungen hatten am Mittwoch MobilCom-Gründer Gerhard Schmid und die Bundesregierung bis in die Abendstunden um die Details des Vertrags gerungen, mit dem Schmid seine Anteile an einen Treuhänder übertragen soll. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen sollten die Verhandlungen voraussichtlich am Donnerstag fortgesetzt werden.
Unterdessen berichtet die "Financial Times Deutschland" (Donnerstag) Schmid versuche, den Treuhändervertrag für seine Aktien auszuhebeln. Schmid habe nach Informationen der Zeitung knapp ein Drittel seiner Anteile an seine Ehefrau übertragen. Sybille Schmid- Sindram halte damit rund elf Prozent der MobilCom-Aktien, die dadurch nicht mehr Bestandteil des Treuhändervertrags wären. Weitere rund acht Prozent kontrolliere sie über ihre Firma Millennium. Schmid- Sindram könnte somit erheblichen Einfluss auf die Geschäfte von MobilCom nehmen.
Gläubiger, Bund und der abtrünnige Grossaktionär France Télécom machen ein Rettungspaket für MobilCom davon abhängig, dass die Eheleute Schmid bei MobilCom nichts mehr zu sagen haben. Ohne eine Übertragung der Aktien Schmids an einen Treuhänder ist die MobilCom- Sanierung vollständig blockiert. Allerdings erklärte ein MobilCom- Sprecher, eine Insolvenz stehe nicht unmittelbar bevor, sondern das Unternehmen habe noch etwas Luft. Eine Finanzspritze von 50 Millionen Euro aus dem September ist fast verbraucht.
Die Verhandlungen zwischen Schmid und Regierung waren nach einigem Hin und Her überraschend am Dienstagabend wieder aufgenommen und am Mittwoch fortgesetzt worden. Schmid hatte zuvor abgelehnt, eine Verkaufssperre für seine Aktien hinzunehmen und eine Schuld in einem offenen Rechtsstreit anzuerkennen. Diese beiden Punkte sind ausgeräumt, wobei sich beide Seiten bewegt haben sollen.
Sollte Schmid den Treuhänder-Vertrag unterzeichnen, so könnten auch die übrigen bereits ausgehandelten Abmachungen über die Rettung des angeschlagenen Mobilfunkunternehmens ins Werk gesetzt werden. Dazu zählen die Entschuldung von MobilCom durch France Télécom in der Grössenordnung von sieben Milliarden Euro sowie weitere staatlich verbürgte Liquiditätskredite über rund 100 Millionen Euro.
Alle Verträge sollen unterschriftsreif sein, würden aber auch bei einer Einigung vermutlich erst in der kommenden Woche unterzeichnet. MobilCom hat zumindest bis zum 15. November Zeit, wenn dem Unternehmen nicht zuvor das Geld ausgeht. Erst dann fordern die Banken einen Kredit über 4,7 Milliarden Euro zurück. Wenn es keine Einigung gibt, muss MobilCom in die Insolvenz. Fest steht bislang lediglich, dass 1850 von rund 5000 Vollzeit-Arbeitsplätzen gestrichen werden.