Kai-Uwe Ricke: Der neue Mann an der Spitze der Telekom
Stand: 14.11.2002
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Bonn (dpa/lnw) - Kai-Uwe Ricke (41) ist seit Donnerstag der neue Mann an der Spitze der Deutschen Telekom als Nachfolger von Ex- Vorstandschef Ron Sommer. Der 41-jährige Telekom-Vorstand wurde am Donnerstag vom Aufsichtsrat des Unternehmens einstimmig zum neuen Vorsitzenden bestellt. Ricke tritt sein Amt bereits an diesem Freitag an, wie der Konzern in Bonn mitteilte. Vor ihm steht vor allem die grosse Herausforderung, einen Schuldenberg von rund 64 Milliarden Euro abzubauen. Bis Ende 2003 will die Telekom die Schulden auf 50 Milliarden Euro drücken.

Auf den Aktienkurs wirkte sich die Entscheidung zunächst nicht aus, denn Rickes Wahl galt bereits als sicher. Der Kurs lag gegen Mittag leicht im Minus bei 11,15 Euro.
Ricke sei eine "erfahrene und international orientierte Unternehmerpersönlichkeit", erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Dietrich Winkhaus. Er werde sich "mit ganzer Kraft und grosser Sachkenntnis den Herausforderungen des globalisierten Telekommunikationswettbewerbs stellen". Zu den Schwerpunkten seiner Aufgabe gehöre es, den Konsolididierungskurs konsequent fortzuführen und gleichzeitig neue Wachstums orientierte Perspektiven zu entwickeln.
Mit der Ernennung Rickes fiel die Wahl nach langer Suche schliesslich doch auf einen internen Kandidaten. Sein Name war bereits beim Rückzug Sommers genannt worden. Sommer hatte Ricke im Mai 2001 in den Vorstand geholt. Dort war er für die Wachstumssparten T-Mobile und T-Online verantwortlich.
Der Aufsichtsrat beschäftigte sich in Bonn auch mit der wirtschaftlichen Lage und der weiteren Strategie des Konzerns. Die Neun-Monatsbilanz und die Strategie sollten am Nachmittag auf einer Pressekonferenz dargelegt werden.
Wie bereits vorab bekannt wurde, wird das Unternehmen voraussichtlich gewaltige Sonderabschreibungen vornehmen. Sie betreffen insbesondere Wertberichtigungen für die 2001 überteuert erworbene US-Tochter VoiceStream und die UMTS-Mobilfunklizenzen. Ausserdem wird ein operativer Verlust in Höhe mehrere Milliarden Euro erwartet. Insgesamt soll sich dies zu einem Rekordverlust von rund 28 Milliarden Euro auftürmen.
Einig sind sich nach dpa-Informationen Vorstand und Aufsichtsrat, angesichts der Schulden und roten Zahlen die Dividende für das Jahr 2002 zu streichen. Etwa 1,5 Milliarden Euro sollen für den Schuldenabbau verwendet werden.
Einen Verkauf von Voice-Stream soll es nicht geben, wie Sihler bereits erklärte. Gemeinsam mit Sommer hatte Ricke den spektakulären und vielfach kritisierten Kauf des US-Mobilfunkbetreibers eingefädelt. Der gewaltige Kaufpreis von 40 Milliarden Euro liess nicht nur den Kurs der T-Aktie einbrechen, sondern auch die Schulden steigen.
Nach Medienberichten plant Ricke, den Telekom-Vorstand radikal umzubauen. Ricke wolle führende Manager der vier Unternehmensbereiche mit einem Vorstandsmandat ausstatten, berichteten die "Welt" und die "Financial Times Deutschland".