Hintergrund: Spotmarkt bestimmt das Preisniveau an den Tankstellen
Stand: 02.09.2005
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Hamburg (dpa) - Ein grosser Teil des internationalen Ölhandels läuft direkt zwischen Kunden, Lieferanten und Händlern, ohne dass eine Börse oder die Finanzmärkte eingeschaltet sind. Oft bestehen langfristige, bewährte Lieferbeziehungen zwischen den Vertragspartnern auf diesem Markt. Der Anteil dieser Verträge am Welt-Ölhandel wird auf rund 60 Prozent geschätzt.
Um die Planungssicherheit zu erhöhen und Preisrisiken zu begrenzen, entstand in den achtziger Jahren der Terminhandel. Dabei werden schon heute die Bedingungen für eine Lieferung in der Zukunft festgelegt. Termin- und Optionsgeschäfte wurden ursprünglich von Ölproduzenten und Verbrauchern nur genutzt, um sich gegen Preisschwankungen abzusichern.
Später verselbstständigte sich das Geschäft und heute wird weit mehr "Papieröl" gehandelt als reale Ware. In Europa ist die International Petroleum Exchange (IPE) in London die Terminkontraktbörse für Öl-Finanzprodukte. Diese Ölbörsen wirken wiederum auf die Preise für physisches Öl zurück: Der Ölterminkontrakt mit der nächsten Fälligkeit bestimmt den Spotpreis.
Die in Deutschland dominanten internationalen Ölkonzerne ExxonMobil (Esso), Shell, BP (Aral) und Total wickeln an ihren Tankstellen im wesentlichen ein simples Handelsgeschäft ab: Sie kaufen das Benzin zum Rotterdamer Spotpreis, auch wenn es nicht über die Börse läuft. Sie kalkulieren dabei zu Wiederbeschaffungspreisen. Das heisst: Sie verkaufen zu dem Preis, den es kostet, das Benzin wieder zurückzukaufen. Dazu kommen diverse Steuern und Abgaben, Zahlungen an den Pächter, Aufwendungen für Transport und Logistik sowie der Gewinn. Wegen des scharfen Wettbewerbs blieben die Erträge an den Tankstellen in den vergangenen Jahren stets gering. Die hohen Gewinne der Ölgesellschaften fallen bei der Förderung und seit dem vergangenen Jahr auch in den Raffinerien an, nicht an den Tankstellen.