Neue Audi A3 Limousine bringt sportiven Geist auf die Straße
Stand: 29.04.2020
Bildquelle: ©Audi / Text: SP-X
Kurz nach dem Start des fünftürigen Audi A3 Sportback feiert auch die viertürige Limousine ihre Premiere. Sie zielt auf Mercedes, vor allem aber auf Kunden im fernen Osten.
Audi A3 Limousine gegen den Trend
Wenn einst in der Kita-Krabbelgruppe das Zeichnen eines Autos auf dem Programm stand, war das schnell zu Papier gebracht. Steiler Kühler, gerade Motorhaube, Frontscheibe, ein Strich horizontal nach hinten, vertikales Heckfenster und dann der Kofferraum wie ein angepappter Rucksack. So sahen halt die meisten Limousinen aus. Heute würden deutsche Kids wohl eher ein SUV skizzieren und damit ein Problem offenbaren, vor dem nicht nur Audi steht.
SUV-Modelle sind im Trend, die schmächtigeren Fünftürer gerade noch geduldet, aber die klassische Limousinen-Form scheint aus dem Blick der deutschen Fans kompakter Autos einfach verschwunden zu sein. So taucht der weltweit erfolgreiche VW Jetta auf der heimischen Volkswagen-Website gar nicht mehr auf, der viertürige Opel Astra ist ebenso Geschichte wie die Stufenheck-Variante des Ford Focus. Nur die A-Klasse Limousine von Mercedes hält nicht sonderlich erfolgreich die Klassik-Fahne hoch. Und die ist wohl auch im Visier des neuen, viertürigen Audi A3. Der ist mit 4,50 Metern um 15 Zentimeter länger als das Heckklappen-Modell und um fast genau den gleichen Wert kürzer als der größere und teurere Bruder A4. Der Verkauf des Neulings in der Audi-Kompaktklasse soll im Sommer zu Preisen ab 27.700 Euro beginnen.
Die Stufenheck-Version des „Dreiers“ gab es auch schon vom bisherigen A3. Mit dem Nachfolger wollen die Designer den sportiven Geist noch deutlicher auf die Straße bringen. Bis zur mittleren Säule übernahmen sie vom Sportback die Frontpartie und den seitlichen Feinschliff. So auch die dickeren Backen rund um die Radhäuser als Hommage an die Ikone Quattro. Die Seitenpartie unterhalb der etwas nach außen ragenden Gürtellinie wölbt sich gleichsam entgegengesetzt einen Hauch nach innen. Das ergibt einen spannenden Effekt aus Licht und Schatten je nach Wetterlage und Sonneneinstrahlung.
Der Unterschied zum Heckklappen-A3 beginnt kurz vor der Hinterachse. Biegt dort die Karosserielinie beim Sportback nach oben ab, folgt sie bei der Limousine dem geraden Weg bis zu den Rückleuchten. Das Limousinen-Dach beginnt seinen Abstieg gen Hinterteil schon über der gedachten Trennlinie zwischen Front- und Fondsitzen und beendet ihn im sanften Schwung erst am Heckspoiler, der das stummelige Heck abschließt. So entsteht die gewünschte coupéartige Anmutung.
Audi A3 Limousine ist keine Familienkutsche
Punkten kann der Neuling dank der Feinarbeit an seiner klassischen Form durch seine Fähigkeit, aalglatt durch den Fahrwind zu flutschen. Dazu trägt der recht große Diffusor unter dem Heck ebenso bei wie die pfiffige elektronische Steuerung der beiden Kühlerjalousien, die den Lufthunger des Triebwerks automatisch befriedigen. Der oft zerklüftete Unterboden ist beim A3 verkleidet. In Summe kommt die Limousine so auf einen cw-Wert von 0,25 im Vergleich zum Vorgänger mit seinen 0,29. Zum „Weltmeister“ A-Klasse (cw 0,22) bleibt aber ein Respektabstand.
Volldigitales Innenleben
Der Innenraum, das Motorenangebot, das üppige Paket an Assistenzsystemen und die digitale Invasion in und um das Cockpit herum gleichen dem Fünftürer bis ins Detail. Fast alles, was innen und außen leuchten kann, vertraut auf LED-Technik. Das virtuelle Anzeigesystem im 10,25-Zoll-Format bietet neben Tacho und Drehzahlmesser auf Wunsch viele Zusatz-Infos. Diverse Fahrerwünsche können per Sprachbefehl oder Gekritzel auf einem kleinen Pad per Handschrift an den Audi gemeldet werden. Bald soll auch Alexa zu den Passagieren zählen, die dann unweit des Eigenheims schon mal die Lampen anknipsen kann.
Motorisierung der A3-Limousine
Zum Start im Sommer, der sich natürlich durch die Corona-Krise noch nach hinten verschieben kann, ist wie beim Sportback das Motorenangebot noch überschaubar. Gestartet wird mit einem Benziner in zwei Versionen und einem Diesel. Der 1,5-Liter-35 TFSI (110 kW/150 PS) kann entweder mit Sechsgang-Schaltgetriebe oder mit einer Siebengang-Automatik bestellt werden.
Wer Letzteres wählt, bekommt ein 48 Volt Mild-Hybrid-System dazu. Es gewinnt beim Verzögern Energie zurück, unterstützt den Motor beim Anfahren und Gasgeben aus niedrigen Drehzahlen mit bis zu 50 Nm Drehmoment und lässt die A3-Limousine in vielen Situationen mit ausgeschaltetem Motor segeln. Im Fahralltag soll das den Verbrauch um bis zu 0,4 Liter auf dann rund 4,5 l/100 km senken. Für Diesel-Fans gibt es ein gleichstarkes Zweiliter-Triebwerk in Verbindung mit der serienmäßigen Automatik. Später folgen dann noch schwächere Varianten wie der Benziner mit Einliter-Dreizylinder (81 kW/110 PS) oder der Diesel mit 85 kW/116 PS).
Die meisten Audi-Kunden leben in China und USA
Ob es Audi gelingt, mit seinem Viertürer auch im Heimatland zu punkten, ist ungewiss. Was aber die Strategen letztlich nur wenig interessieren dürfte. In den klassischen Limousinen-Länder wie USA und China leben nämlich gleichzeitig die meisten Audi-Kunden. Auch bei den Russen ist ein Auto mit „richtigem Kofferraum“ stets die zweitbeste Wahl nach dem SUV. Deshalb kann Audi es locker verkraften, dass der Abkömmling des Sportback im kleinen Deutschland eher ein Frage- als ein Ausrufezeichen setzten wird.
Autor: Peter Maahn