Proteste gegen Atommüll-Transport auf dem Neckar
Stand: 11.10.2017
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Gundelsheim - Als Protest gegen den Castor-Transport auf dem Neckar haben sich Protestierende in Gundelsheim in den Fluss begeben. Dabei trugen sie gelbe Neoprenanzüge und hatten ein Transparent mit der Aufschrift "Stoppt Castor" bei sich. Fünf AKW-Gegner ketteten sich auf einer Brücke mit Fahrradschlössern und Handschellen an ein Geländer. Der Polizei zufolge bestand keine Gefahr für den Transport. Der sogenannte Schubverband passierte die Neckar-Brücke später. Das Schiff mit ausgedienten Brennelementen wird von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet.
Den AKW-Gegnern zufolge ketteten sich zudem mehrere Demonstranten auf einer nahen Neckarbrücke an. "Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass solche Transporte unterbleiben sollten", sagte Herberth Würth, der Sprecher des Aktionsbündnis "Neckar castorfrei", der Deutschen Presse-Agentur.
Der umstrittene Schubverband mit drei Castor-Behältern hatte am Mittwochmorgen gegen 5.35 Uhr am stillgelegten Atomkraftwerk Obrigheim abgelegt. Sein Ziel ist das Zwischenlager Neckarwestheim etwa 50 Kilometer entfernt. In zwei Fahrten im Juni und im September waren bereits je drei Castoren mit Brennelementen nach Neckarwestheim gebracht worden. Die Polizei begleitet das Schiff unter anderem mit Booten, einem Hubschrauber und Einsatzkräften am Ufer.
Neues Zwischenlager soll umgangen werden
Die Termine der Transporte teilt der Energieversorger EnBW nicht vorab mit - mit Verweis auf Sicherheitsbestimmungen. Das Unternehmen plant zwei weitere Transporte mit je drei Behältern. Insgesamt sollen 342 ausgediente Brennelemente nach Neckarwestheim gebracht werden. EnBW umgeht damit den Bau eines Zwischenlagers in Obrigheim.
AKW-Gegner halten die Beförderung des Atommülls per Schiff für höchst riskant. Beim ersten Castor-Transport auf dem Neckar im Juni hatten sich Aktivisten von einer Brücke abgeseilt und den Schubverband eine Stunde lang blockiert. Die Gemeinde Neckarwestheim hatte versucht, die Transporte auf dem Fluss juristisch zu stoppen. Nach einer Niederlage vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg sieht die Kommune jedoch vorerst keine Erfolgschancen mehr für Klagen.