Kreditversicherer warnt vor Pleitewelle
Stand: 20.07.2020
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Die Covid-19-Pandmie und die Abwehrmaßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Corona-Virus haben weltweit auch die Wirtschaft stark in Mitleidenschaft gezogen. In vielen Ländern gehen heute schon deutlich mehr Firmen pleite als vor der Krise. Das zeigt eine aktuelle Studie des Kreditversicherers Euler Hermes. Auch auf Deutschland sehen die Experten eine Insolvenzwelle zurollen.
Aktuell noch Ruhe vor dem Sturm
Während sich die USA bereits im Epizentrum der Insolvenzwelle befänden, herrsche in einigen anderen Ländern noch die Ruhe vor dem Sturm – so auch in Deutschland. Allerdings dürfte spätestens ab dem Herbst überall auf der Welt die Pleitewelle einsetzen, die sich dann über das gesamte erste Halbjahr 2021 fortsetzt, so die Studienmacher.
Über das unternehmenseigene Monitoring-System verfolgt und analysiert Euler Hermes täglich die Insolvenzentwicklung von mehr als 80 Millionen kleiner, mittlerer und multinationaler Unternehmen weltweit. Nach Unternehmensangaben umfassen diese Analysen Märkte, auf die 92 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen.
Studie rechnet mit Negativrekord bei Insolvenzen
Der Kreditversicherer erwartet aktuell für die beiden Jahre 2020 und 2021 einen kumulierten Anstieg der weltweiten Insolvenzen um insgesamt 35 Prozent auf einen neuen Negativrekord. Die Entwicklung sei allerdings sehr heterogen: In zwei von drei Ländern zeige sich schon jetzt ein massiver Anstieg der Pleiten, im anderen Drittel wiederum findet der stärkste Anstieg zeitversetzt erst 2021 statt.
Von einer „tickenden Zeitbombe“ spricht in dem Zusammenhang Ron van het Hof, der bei Euler Hermes das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortet. „Spätestens im dritten Quartal wird diese Zeitbombe hochgehen und die Schockwellen dürften sich ins gesamte erste Halbjahr 2021 ausbreiten."
Deutschland könnte es milder treffen
Keine guten Nachrichten für die Exportnation Deutschland, bei der sich negative Entwicklungen in den Exportmärkten meist stärker auswirken als in anderen Staaten. Trotzdem komme Deutschland im Vergleich voraussichtlich besser durch die Krise als viele andere, sagt Van het Hof. "Gründe dafür sind neben der besseren Ausgangssituation und dem kürzeren, weniger strikten Lockdown vor allem die schnellen und sehr umfangreichen Sofortmaßnahmen der Regierung.“ Insbesondere der Schutzschirm für deutsche Unternehmen habe den Handel stabilisiert und Lieferketten geschützt.
Der Studie zufolge dürften die Pleiten hierzulande bis 2021 um insgesamt 12 Prozent auf dann etwa 21.000 Fälle ansteigen. Der Löwenanteil dieses Anstiegs dürfte mit einem Plus von 8 Prozent auf 2021 entfallen. Für das laufende Jahr rechnet Euler Hermes mit einem Zuwachs der Fallzahlen um 4 Prozent auf rund 19.500 Fälle.