Rekord-Minus beim Tagesgeld: Stärkster Zins-Einbruch seit über 13 Jahren
Stand: 05.06.2025
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Im Mai hat sich die Talfahrt bei den Tagesgeldzinsen in unvermindertem Tempo fortgesetzt. Die Durchschnittszinsen liegen aktuell bei 1,27 Prozent und sind damit seit Anfang Februar um 0,29 Prozentpunkte abgestürzt. Wie eine aktuelle Verivox-Auswertung von rund 800 Banken und Sparkassen zeigt, ist dies der stärkste Zins-Einbruch seit Beginn der Datenerhebung im Januar 2012.
Erneut deutliches Minus beim Tagesgeld
Im Mai sind die Tagesgeldzinsen den vierten Monat in Folge deutlich gesunken. Bundesweit verfügbare Angebote bringen im Schnitt aktuell 1,27 Prozent und liegen damit 0,07 Prozentpunkte niedriger als noch vor einem Monat.
Ihren Gipfel hatten die Tagesgeldzinsen mit 1,75 Prozent im März 2024 erreicht und sind seitdem kontinuierlich gesunken. In den letzten Monaten hat sich die Dynamik aber deutlich verschärft: Anfang Februar lagen die Durchschnittszinsen noch bei 1,56 Prozent und sind seitdem in vier Monaten um insgesamt 0,29 Prozentpunkte gefallen. Einen so starken Einbruch in so kurzer Zeit hat es seit Beginn der Datenerhebung im Januar 2012 nie zuvor gegeben.
"Aufgrund des scharfen Wettbewerbs beim Tagesgeld haben viele Banken ihre Konditionen zu Beginn des aktuellen Zinssenkungs-Zyklus nur behutsam angepasst, doch inzwischen reichen die Geldhäuser die sinkenden Zinsen in viel stärkerem Ausmaß an die Sparer weiter", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Selbst als die Europäische Zentralbank ihren Einlagenzins 2012 zuerst auf null und in den folgenden Jahren immer weiter ins Minus gedrückt hat, sind die Tagesgeldzinsen in keiner Phase so schnell und so massiv eingebrochen, wie wir es aktuell beobachten."
Weniger als 0,5 Prozent Zinsen bei Sparkassen und Volksbanken
Auch bei den regionalen Kreditinstituten sind die Tagesgeldzinsen im Mai weiter gesunken. Wegen des bereits erheblich niedrigeren Ausgangs-Niveaus fiel der Rückgang hier zwar weniger stark aus. Doch noch immer müssen sich Sparer bei Sparkassen und Volksbanken im Schnitt mit deutlich niedrigeren Zinsen begnügen als bei überregionalen Banken.
Durchschnittlich 0,46 Prozent Zinsen erhalten Tagesgeldanleger bei den regionalen Genossenschaftsbanken. Dazu zählen neben den örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken auch die PSD- und Sparda-Banken. Die Sparkassen bieten ihren Kundinnen und Kunden im Schnitt einen Tagesgeldzins von 0,44 Prozent. Zum Vergleich: Trotz der massiven Rücksetzer in den letzten Monaten sind die Durchschnittszinsen bei überregionalen Banken mit 1,27 Prozent noch immer fast drei Mal so hoch.
Mit guten Angeboten gelingt der Inflationsausgleich
Wer Angebote vergleicht, kann sich aber noch wesentlich attraktivere Konditionen sichern. Aktuell gibt es auch unter deutschen Banken noch mehrere Geldhäuser mit Tagesgeldzinsen in Höhe von 2 Prozent und mehr – und das keineswegs nur als zeitlich begrenztes Neukundenangebot, sondern unbefristet und für alle Kunden gleichermaßen. Bei guten Tagesgeldangeboten gleichen die Erträge somit immerhin die laufende Teuerung aus, so dass die Ersparnisse auf dem Tagesgeldkonto zumindest nicht an Wert verlieren.
Kaum noch Zinssenkungen beim langfristigen Festgeld
Auch beim Festgeld sind die Zinsen im Mai weiter gesunken, bei Anlagen mit langen Laufzeiten aber nur noch geringfügig. So fielen die Durchschnittszinsen fünfjähriger Festgeldanlagen im Mai nur um 0,01 Prozentpunkte und liegen nun bei 2,09 Prozent. Beim zweijährigen Festgeld sind die Zinsen um 0,06 Prozentpunkte auf aktuell 2,00 Prozent gesunken. Bei den einjährigen Festgeldern fiel der Rückgang mit einem Minus von 0,08 Prozentpunkten am stärksten aus. Im Schnitt sanken die Zinsen dadurch auf 1,97 Prozent und liegen damit aktuell erstmals seit Februar 2023 wieder unterhalb der Zwei-Prozent-Marke.
In ihren Festgeldkonditionen preisen die Banken ein, wie sich die Marktzinsen während der Laufzeit nach ihrer Einschätzung entwickeln werden. "Dass es bei den langfristigen Festgeldern zuletzt kaum noch nach unten ging, spricht dafür, dass ein Großteil der Kreditinstitute mittelfristig eine Stabilisierung der Zinsen in etwa auf dem aktuellen Niveau erwartet", erklärt Oliver Maier. "Doch solange die Europäische Zentralbank ihren aktuellen Zinssenkungskurs fortsetzt, dürfte es auch mit den Sparzinsen zunächst weiter nach unten gehen. Das gilt insbesondere für kurzfristige und täglich fällige Sparanlagen."
Methodik
Für die Analyse hat Verivox die aktuellen Tages- und Festgeldzinsen von rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet. Berücksichtigt wurden alle Kreditinstitute, die ihre Konditionen frei zugänglich im Internet veröffentlichen. Ausgewertet wurden die Zinssätze für eine Anlagesumme von 10.000 Euro. Beim Tagesgeld flossen nur die unbefristeten Bestandskundenzinsen der untersuchten Banken und Sparkassen ein. Befristete Aktionszinsen, die lediglich für Neukunden oder für neu angelegtes Geld gültig sind, wurden nicht berücksichtigt. Auswertungsstand ist der 01.06.2025.
Im regionalen Sektor wird zwischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken unterschieden. In beiden Institutsgruppen gibt es einzelne Häuser, die ihre Sparprodukte deutschlandweit anbieten und deshalb den überregionalen Banken zugeordnet wurden.