Versicherung widerrufen: Das sind Ihre Rechte
Das Wichtigste in Kürze
- Die Widerrufsfrist beträgt bei Lebens- und Rentenversicherungen 30 Tage.
- Bei allen anderen Versicherungsverträgen haben Versicherungsnehmer 14 Tage Zeit für den Widerruf.
- Die Widerrufsfrist beginnt erst nach der Aushändigung umfangreicher Unterlagen an den Kunden.
- Im Gegensatz zum Vertragsrücktritt ist der Widerruf ohne Angabe von Gründen möglich.
- Widerrufsrecht für Versicherungen
- Fristen bei Widerruf
- Kostenlose Vorlage: Download
- Rückerstattung von Beiträgen
- Konsequenzen des Widerrufs
- Versicherungsbedarf kostenlos prüfen
- Verträge widerrufen: Hinweise
- Widerruf verpasst – was tun?
- Unterschied Widerruf und Rücktritt
Widerrufsrecht: Auch für Versicherungsverträge
Bei sogenannten Verbraucherverträgen zwischen Verbrauchern und Unternehmen besteht grundsätzlich ein Widerrufsrecht, wenn sie zum Beispiel telefonisch oder online abgeschlossen wurden. Dies gilt ebenso für Versicherungen wie unter bestimmten Voraussetzungen auch für Kredite.
Welche Fristen gelten beim Widerruf einer Versicherung?
Der Gesetzgeber sieht bei Versicherungen unterschiedliche Widerrufsfristen vor. Bei Lebens- und Rentenversicherungen beträgt die Frist 30 Tage.
Bei allen anderen Policen ist sie auf 14 Tage festgelegt.
Seit Jahren spielt die Widerrufsfrist bei vielen Verträgen vor Gericht eine Rolle. Immer wieder wiesen Richter darauf hin, dass den Versicherungsnehmern wesentliche Informationen vorenthalten wurden, ohne deren Kenntnis der Vertrag ungültig war.
In sehr vielen Fällen bezog sich dies auf das Widerrufsrecht und die Widerrufsfrist.
Beginn der Widerrufsfrist: Das gilt
Folgende Sachverhalte müssen erfüllt sein, damit sich der Versicherer auf einen ordnungsgemäßen Beginn der Widerrufsfrist berufen kann:
- Der Versicherer übergibt dem Versicherungsnehmer oder der Versicherungsnehmerin den Versicherungsschein, die Vertragsbestimmungen, die Allgemeinen Versicherungsbedingungen, das Produktinformationsblatt und die Widerrufsbelehrung.
- Die verständliche Belehrung zum Widerrufsrecht muss auch über die Folgen des Widerrufs aufklären.
- In den vorgelegten Unterlagen sind Name und vollständige Anschrift der Vertragspartner genannt.
- Es ist in den Dokumentenexplizit erwähnt, ab wann die Widerrufsfrist läuft.
Wurde einer dieser Punkte nicht erfüllt, kam es zu keinem finalen Vertragsabschluss. Die Widerrufsfrist hat nie begonnen und der Vertrag kann jederzeit aufgehoben werden.
Im Fall eines Onlinevertrages erhält der Versicherungsnehmer oder die Versicherungsnehmerin alle oben genannten Unterlagen in Form einer E-Mail. Sind die Unterlagen vollständig, gilt als Beginndatum für die Widerrufsfrist das Datum des E-Mail-Eingangs.
Widerruf bei bestimmten Versicherungsprodukten ausgeschlossen
Besteht der Versicherungsschutz nur für einen Zeitraum von weniger als vier Wochen, gilt grundsätzlich kein Widerrufsrecht. Bei Reiseversicherungen besteht nur ein Widerrufsrecht, wenn die Reise noch nicht angetreten wurde.
Rückerstattung bereits gezahlter Beiträge
Der Versicherungsnehmer hat bei Widerruf Anspruch auf die Rückzahlung bereits entrichteter Versicherungsbeiträge. Die Rückzahlung muss je nach Versicherungsart innerhalb von 14 oder 30 Tagen erfolgen. Haben Sie bereits einen Schaden gemeldet und Leistungen erhalten, erlischt dieser Anspruch.
Konsequenzen des Widerrufs
Widerrufen Sie einen Versicherungsvertrag fristgemäß, endet der Vertrag sofort. Somit haben Sie auch keinen Versicherungsschutz mehr. Bei verschiedenen Versicherungsarten kann dies unterschiedliche Auswirkungen haben.
Kfz-Versicherung
Ohne Kfz-Haftpflichtversicherung darf ein Fahrzeug nicht im öffentlichen Raum bewegt werden. Sie sollten Ihren bestehenden Kfz-Versicherungsvertrag nur widerrufen, wenn Sie
-
das Fahrzeug noch nicht angemeldet haben oder es zwar angemeldet ist, Sie es für eine gewisse Zeit aber privat abstellen und nicht bewegen. Ansonsten droht ein Bußgeld.
-
bereits bei einer anderen Versicherungsgesellschaft eine Kfz-Versicherung abgeschlossen haben. Der Beginn muss mit dem Beginn des vorherigen Vertrages übereinstimmen, damit lückenloser Schutz besteht.
Private Krankenversicherung
Widersprechen Sie innerhalb dieser Frist und haben Sie keinen Vertrag bei einem anderen privaten Krankenversicherer abgeschlossen, übernimmt Ihre vorherige gesetzliche Krankenversicherung wieder Ihren Versicherungsschutz.
Haben Sie die Annahmeerklärung Ihrer neuen PKV vor dem Widerruf bereits zur Kündigung an Ihre GKV geschickt, müssen Sie Ihre Krankenkasse darüber informieren, dass der Wechsel doch nicht stattfindet und Sie Ihre Kündigung zurücknehmen.
Bei einem Wechsel innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung wählen Sie eine neue Krankenkasse aus, die den Wechsel von Ihrem bisherigen Versicherer einleitet. Haben Sie sich innerhalb der zweimonatigen Kündigungsfrist umentschieden und wollen doch bei Ihrer jetzigen Krankenkasse bleiben, müssen Sie diese darüber informieren. Ein einfacher Widerruf ist nicht möglich.
Versicherungsbedarf kostenlos prüfen
Die kostenlose Bedarfsanalyse von Verivox hilft Ihnen dabei, Ihre Versicherungsverträge zu optimieren und oftmals erhebliche Summen zu sparen.
In nur drei Minuten gewinnen Sie Klarheit über Ihren optimalen Versicherungsschutz. Jetzt testen und kostenlos Ihren tatsächlichen Versicherungsbedarf ermitteln.
Verträge richtig widerrufen: Hinweise
Das Versicherungsvertragsgesetz als Rechtsgrundlage für Versicherungspolicen sieht für den Widerruf die Schriftform vor. Allerdings ist dabei nicht zwingend von einem Brief oder Einschreiben auszugehen. Ein Fax oder eine E-Mail genügt ebenfalls dem Rechtsanspruch.
Eine Angabe für den Grund des Widerrufs ist nicht notwendig. Da die Frist für den Widerruf relativ kurz ist, empfiehlt es sich, die Unterlagen sofort nach Erhalt auf Vollständigkeit und Richtigkeit zu überprüfen. Wer sich noch nach Alternativen umsehen möchte, sollte dies zeitnah tun.
Widerruf verpasst – was tun?
Angenommen, eine Versicherungsnehmerin findet 15 Tage nach Vertragsabschluss eine bessere Alternative bei der Kfz-Versicherung. Die Widerrufsfrist ist verstrichen. Der Vertrag gilt in der Regel ein Jahr und kann zur nächsten Hauptfälligkeit gekündigt werden.
Eine unterjährige Kündigung ist nur mit einem Sonderkündigungsrecht möglich. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die Prämie erhöht, die Leistung aber nicht adäquat verbessert wird. Dieser Sachverhalt ist gerade bei der Kündigung der Autoversicherung sehr wichtig, wenn die Versicherungsnehmerin zum Beispiel vergisst, die Police im November fristgerecht zu kündigen.
Für den Versicherungsnehmer bedeutet dies, dass er den Vertrag beispielsweise auflösen kann, wenn er mit der Regulierung nicht zufrieden war. Für den Versicherer besteht auf jeden Fall die Pflicht, die Schadensregulierung entsprechend seiner Angaben vorzunehmen. Grundsätzlich hat der Versicherungsnehmer, der einen Vertrag kündigt oder widerruft, keine direkten Nachteile zu befürchten.
Es kann aber sein, dass Kunden mit aktuellen Vorschäden vom neuen gewünschten Versicherer abgelehnt werden. Daher sollten Sie vor einer Kündigung einen Versicherungsvergleich durchführen, um Ihre Optionen zu prüfen und Leistungen und Kosten zu vergleichen.
Unterschied zwischen Widerruf und Rücktritt
Der Widerruf ist ein absolutes Recht eines Verbrauchers, innerhalb einer bestimmten Frist eine Kaufentscheidung ohne Angabe von Gründen zu revidieren. Die rechtliche Grundlage findet sich in Paragraf 355 BGB.
Anders verhält es sich mit dem Rücktritt vom Vertrag gemäß den Paragrafen 323 und 326 BGB. Dieser muss nicht nur schriftlich erfolgen, sondern auch eine Begründung beinhalten. Der Vertragsrücktritt ist auch nach der gesetzlich festgelegten Widerrufsfrist möglich. Ein Rücktritt setzt immer eine Ursache voraus.
Beispiel: Ein Kfz-Händler hat ein Auto geliefert, das, obwohl fabrikneu, fahruntauglich ist. Alle Kommunikationsversuche mit dem Händler oder Reparaturversucher am Fahrzeug sind gescheitert. Der Käufer kann in diesem Fall unter Verweis auf die Situation vom Vertrag zurücktreten.