Biogastarife sind deutlich teurer als herkömmliches Gas – Wärmepumpen können sich schneller rechnen
21.08.2025 | 08:39
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Gastarife mit Biomethan sind deutlich teurer als konventionelle Erdgastarife. Eine Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt, dass Gastarife mit einem Biomethananteil von 65 Prozent durchschnittlich 15 Cent pro Kilowattstunde kosten. Damit liegen sie noch über den oft als teuer geltenden Grundversorgungstarifen für konventionelles Erdgas. Beim Heizungstausch können sich die höheren Anschaffungskosten für eine Wärmepumpe deshalb bereits nach weniger als zehn Jahren amortisieren.
Angebot an Biogastarifen wächst stark
Da neu eingebaute Gasheizungen im Neubau schon jetzt und in Bestandsgebäuden in einigen Jahren mit einem Biogastarif betrieben werden müssen, bieten immer mehr Gasversorger derartige Tarife an.
Die Anzahl der Biogastarife bei Verivox hat sich innerhalb der letzten zwei Jahre beinahe verdoppelt. Im August 2023 wurden 189 Angebote für Haushalte gelistet, im August 2025 ist diese Zahl auf 326 Gastarife angewachsen.
Besonders auffällig ist die große Zahl von Biogastarifen mit einem Biomethan-Anteil von 65 Prozent oder mehr. Mit den meisten dieser Tarife lassen sich die seit 2024 geltenden staatlichen Vorgaben für Gasheizungen im Neubau erfüllen.
Derzeit befinden sich 44 Gastarife von 29 Gasversorgern mit einem Biomethananteil von 65 Prozent oder mehr in der Verivox-Datenbank. Die allermeisten davon (42) entsprechen den Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und erfüllen die Anforderungen zur Verwendung erneuerbarer Energien zum Heizen.
"Die Gasversorger haben auf die veränderten politischen Rahmenbedingungen reagiert und bieten nun in den meisten Fällen GEG-konforme Biogastarife an", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Nur zwei Tarife überregionaler Biogasversorger werden dem GEG derzeit nicht gerecht. In beiden Fällen handelt es sich um ältere Tarife, die entweder umgestellt werden oder durch neue, GEG-konforme Angebote ergänzt wurden.
Bezug von Biogas geht mit Mehrkosten einher
Die bei Verivox gelisteten Biogastarife mit einem Biomethananteil von 65 Prozent kosten im Durchschnitt etwa 15 Cent pro Kilowattstunde (brutto inklusive Grundpreis). Die Preisspanne der Angebote liegt zwischen 12 und 20 Cent pro Kilowattstunde. Biogastarife mit einem Biomethananteil von 15 Prozent kosten im Durchschnitt 14 Cent pro Kilowattstunde, wobei die Preise zwischen 11 und 17 Cent pro Kilowattstunde schwanken.
Damit sind die Tarife deutlich teurer als herkömmliche Erdgastarife, deren durchschnittlicher Haushaltspreis im August 2025 bei rund 11 Cent pro Kilowattstunde liegt. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Tarifgruppen groß. Im Grundversorgungstarif des örtlichen Versorgers kostet eine Kilowattstunde Gas im bundesweiten Durchschnitt rund 14 Cent. Die günstigsten Neukundenangebote mit Preisgarantie kosten im Bundesschnitt hingegen nur rund 9 Cent pro Kilowattstunde.
"Biogastarife mit einem Biomethan-Anteil von 65 Prozent liegen mit durchschnittlich 15 Cent pro Kilowattstunde deutlich über dem Preisniveau des örtlichen Grundversorgungstarifs, der üblicherweise die teuerste Art ist, Erdgas zu beziehen”, sagt Thorsten Storck.
"Wer im Neubau auf eine reine Gasheizung mit Biogas-Anteil setzt, muss daher mit hohen Brennstoffkosten rechnen. Wer stattdessen eine Wärmepumpe einbaut, hat zwar höhere Anschaffungskosten, spart aber bei den Energiekosten. Muss die Heizung in einem Bestandsgebäude ausgetauscht werden, ist die Situation ähnlich. Wie schnell sich eine Wärmepumpe im Vergleich zu einer Gasheizung rechnet, hängt von den bestehenden baulichen Gegebenheiten ab. Um diese Entscheidung fundiert zu treffen, sollte in jedem Fall eine Energieberatung in Anspruch genommen werden."
Beispielrechnung Neubau
Die Anschaffung einer reinen Gasheizung kostet rund 15.000 Euro, die Installation eines Wärmepumpensystems hingegen rund 30.000 Euro. Während es für den Einbau einer Gasheizung keine Förderung gibt, sind bei einer Wärmepumpe Förderungen auf kommunaler Ebene sowie vergünstigte KfW-Kredite möglich. Diese werden hier nicht berücksichtigt.
Eine Gasheizung hat einen Jahresverbrauch von 12.000 kWh und verursacht mit einem durchschnittlichen Biogastarif und einem Biomethananteil von 65 Prozent (15 Cent pro kWh) jährliche Heizkosten von 1.800 Euro. Das Wärmepumpensystem benötigt für die gleiche Heizleistung 3.000 kWh Strom, was zu jährlichen Stromkosten von rund 800 Euro führt. Der Betrieb der Gasheizung ist damit jährlich 1.000 Euro teurer als der Betrieb der Wärmepumpe. Die höheren Anschaffungskosten von rund 15.000 Euro haben sich somit in rund 15 Jahren amortisiert.
Beispielrechnung Heizungstausch
Die Erneuerung der alten Gasheizung kostet rund 8.000 Euro, der Umstieg auf ein Wärmepumpensystem hingegen rund 30.000 Euro. Da es sich um einen Heizungstausch handelt, werden in diesem Fall 50 Prozent des Anschaffungspreises der Wärmepumpe vom Staat übernommen, darum beträgt der Eigenanteil 15.000 Euro.
Für die ausgetauschte Gasheizung muss spätestens ab 2029 ein Biogastarif mit einem Biomethananteil von mindestens 15 Prozent bezogen werden. Es wird mit einem durchschnittlichen Gaspreis von 13 Cent pro kWh für die nächsten zehn Jahre kalkuliert.
Bei einem Bestandsgebäude mit einem höheren Jahresverbrauch von 20.000 kWh liegen die jährlichen Heizkosten dann bei durchschnittlich rund 2.600 Euro. Eine effiziente Wärmepumpe verursacht jährliche Stromkosten von rund 1.400 Euro, eine weniger effiziente Wärmepumpe rund 1.800 Euro – was eine Kostendifferenz von 800 bis 1.200 Euro Jahr entspricht.
Die Kosten für die Erneuerung der Gasheizung betragen 8.000 Euro und der Eigenanteil für die Wärmepumpe 15.000 Euro, was einen Kostenunterschied von 7.000 Euro ergibt. Diese höheren Anschaffungskosten haben sich, je nach Effizienzgrad der Wärmepumpe, innerhalb von 6 bis 9 Jahren amortisiert.