Merkel beim IT-Gipfel: Internet birgt Chancen und Risiken
Stand: 07.12.2011
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München - Auf dem 6. nationalen IT-Gipfel trafen sich erneut Vertreter aus Politik und Wirtschaft, um über bevorstehende Herausforderungen und Chancen zu diskutieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht das Internet als enormen Wachstumstreiber für die Wirtschaft. Trotzdem fordert sie mehr Sicherheitsbewusstsein im Umgang mit Daten.
Bundesregierung und IT-Wirtschaft haben die Verbraucher zu einem sorgsameren Umgang mit ihren Daten im Internet aufgefordert. Gleichzeitig will Bundeskanzlerin Angela Merkel das Internet zum Wachstumsmotor für die deutsche Wirtschaft machen. An der Schnittstelle zwischen der starken Realwirtschaft und der Internet-Anwendung, "da liegt unsere große Chance", sagte die CDU-Vorsitzende am Dienstag auf dem 6. Nationalen IT-Gipfel in München. "Da müssen wir eher in schnellerem Tempo mitmachen."
Mit intelligenten Stromnetzen und Elektrogeräten werde der Verbrauch künftig besser an die stark schwankende Stromerzeugung in Windkraft- und Solaranlagen abgestimmt. "Das werden wir schnell anwenden müssen", sagte Merkel mit Blick auf den Atomausstieg. Mit sogenannten Smart Grids kann zum Beispiel die Waschmaschine genau dann anspringen, wenn der Wind bläst und der Strompreis sinkt. Für den ländlichen Raum werde die flächendeckende Anbindung an Breitbandnetze lebenswichtig werden, sagte die Kanzlerin. Das Internet werde den Alltag der Menschen zunehmend erleichtern.
International auf Platz sechs verbessert
Im weltweiten Vergleich verbesserte sich Deutschland als IT-Standort seit vergangenem Jahr von Platz sieben auf Platz sechs nach Südkorea, den USA, Großbritannien, Dänemark und Japan. Vorn liegt Deutschland nach einer auf dem IT-Gipfel vorgelegten Studie des TNS-Infratest-Instituts beim Anteil der Internetwerbung am gesamten Werbeumsatz, nur auf Platz 13 dagegen bei der Nutzung von sozialen Netzwerken sowie beim Online-Angebot von Behörden. Drei Viertel der Deutschen sind inzwischen online. Merkel sagte, Platz sechs sei nicht schlecht, aber das könne noch besser werden.
Der Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom, Dieter Kempf, sagte: "Nach dem Einzug des Internets in alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft folgt nun die beschleunigte Digitalisierung der wichtigsten Infrastrukturen", von intelligenten Energienetzen über die elektronische Gesundheitskarte bis zum Datenaustausch von Auto-Navigationsgeräten mit Ampelanlagen oder Parkhäusern. Der Aufbau solcher Netze sei aber eine "nationale Herkulesaufgabe". Sie koste zunächst 130 Milliarden Euro, spare dann aber jährlich zweistellige Milliardenbeträge.
Verbraucher sollen ihre Daten schützen
Um die Sicherheit im Internet zu erhöhen, forderten Bundesregierung und IT-Wirtschaft die Verbraucher zu einem höheren Sicherheitsbewusstsein beim Umgang mit ihren Daten auf. Kempf sagte, den meisten Bürgern sei Bequemlichkeit wichtiger als Sicherheit - er sei wohl der einzige im Saal, der sein Smartphone mit einer neunstelligen PIN-Nummer gesichert habe. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte: "Der Gebrauch eines starken Passworts und der regelmäßige Wechsel dieses Codes sind noch nicht zur allgemeinen Übung geworden."
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler erklärte, bei Online-Banking, auf sozialen Netzwerken und Cloud-Computing in einem weltweiten Netz könnten nationale oder regionale Vorschriften wenig ausrichten. Deshalb müsse die Wirtschaft aus eigenem Interesse für die Sicherheit ihrer digitalen Angebote sorgen, und die Anwender müssten auch selbst mehr Selbstverantwortung übernehmen: "Da reicht Gottvertrauen und Glauben eben nicht", sagte der FDP-Vorsitzende.