Stromübertragung per Bahnschienen startet im April
Stand: 01.04.2013
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Clausthal-Zellerfeld - Die Bundesnetzagentur hat bekannt gegeben, dass die Stromübertragung per Bahnschienen noch in diesem Monat beginnen wird. An windstarken Tagen soll überschüssiger Strom aus Windrädern im Norden Deutschlands direkt über Bahnschienen nach Süden transportiert werden.
"Die Übertragung von überschüssiger Elektrizität über die Bahntrassen wurde lange diskutiert", erläutert der Bahnschienenexperte Christof Weyermann. "Dabei ging es vor allem um die Nutzung der bahneigenen Stromleitungen. Ein Umbau des Leitungsnetzes wäre aber zu teuer gewesen. Glücklicherweise haben die Bahn-Ingenieure den rettenden Einfall gehabt: Warum nicht gleich die Schienen selbst als HGÜ-Leitungen nutzen? Das war der Durchbruch und nach einem langen Genehmigungsverfahren geht es nun endlich los", freut sich Weyermann.
Neue Übertragungstechnologie wird kritisiert
Die neue Übertragungstechnik gilt als umstritten, denn die Bahnschienen können nicht gleichzeitig für die Stromübertragung und den Zugverkehr genutzt werden. Zum Schutz der Bevölkerung ist es zusätzlich notwendig, alle Bahnübergänge während der Stromübertragung zu sperren. Die Bundesnetzagentur beruft sich auf ein Gutachten, das die Einschränkungen als akzeptabel einschätzt.
"Bei jedem Großprojekt in Deutschland gibt es irgendwelche Wutbürger und Bedenkenträger", kritisiert Weyermann. "Die Bürger haben überhaupt keinen Grund, sich zu beschweren. Wir prognostizieren 34 windstarke Tage für dieses Jahr. Die Bahnübergänge werden also nur für kurze Zeit gesperrt sein. Die ausgefallenen Zugstrecken werden durch ein Netz von elektrisch betriebenen Bussen versorgt. Die Fahrtkosten werden nur leicht über dem Preis eines Bahntickets liegen. Also kein Grund zur Aufregung."
An den ganztägig gesperrten Bahnübergängen werden grüne Andreaskreuze befestigt, mit denen auf die aktuelle Situation hingewiesen wird. Zusätzlich ist die Bevölkerung aufgerufen, sich grundsätzlich nicht mehr in der Nähe von Bahnschienen aufzuhalten. "Das sind dann Hochspannungsleitungen“, erläutert Weyermann. „Wenn Sie die berühren, ist Elektrosmog ihr kleinstes Problem.“