So gefährlich sind belgische Atomkraftwerke
Stand: 07.02.2017
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Brüssel - In den belgischen Atomkraftwerken reiht sich Panne an Panne. Über 90 Zwischenfälle gab es allein in den letzten zehn Jahren. Im Vergleich dazu kommt Deutschland nur auf vier meldepflichtige Ereignisse.
Laut belgischer Aufsichtsbehörde FANC gab es an den beiden Standorten Doel und Tihange in den vergangenen zehn Jahren 94 Zwischenfälle der Ines-Stufe 1. Hinzu kommt ein Ereignis der Stufe 2 im Kraftwerk Doel. In allen deutschen Akw erreichten zwischen 2007 und November 2016 nur vier meldepflichtige Ereignisse die Stufe 1 - alle anderen wurden mit 0 bewertet, wie aus Berichten des Bundesamts für Strahlenschutz hervorgeht.
Die Ines-Skala zeigt der Öffentlichkeit die sicherheitstechnische Bedeutung eines Zwischenfalls an. Ereignisse, die mit 0 bewertet werden, haben keine oder nur eine sehr geringe Bedeutung. Stufe 1 gilt für Abweichungen von den verbindlichen Vorgaben für den sicheren Betrieb der Anlage. Die Katastrophe von Tschernobyl liegt auf der höchsten Stufe 7.
Ein Sprecher der belgischen Aufsichtsbehörde betont: "Die Anzahl der Vorfälle, die einer Ines-Bewertung unterzogen werden, ist kein Indikator für die Sicherheit der betreffenden Einrichtung."
Reaktorsicherheitsexperte Hans-Josef Allelein von der RWTH Aachen widerspricht: Diese Zahlen seien "ein weiteres Indiz für die offensichtlich mit Mängeln behaftete Sicherheitskultur des belgischen Betreibers und der zuständigen Sicherheitsbehörde". Angst müssten die Grenzbewohner aber nicht haben. Die allermeisten Ereignisse, die in Belgien gemeldet würden, hätten in Sachen Sicherheit keine oder nur geringe Relevanz.