Ökostromgruppe Freiburg: Kampf gegen große Energiekonzerne
Stand: 26.03.2012
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Freiburg - Die Ökostromgruppe Freiburg hat bei weitem nicht die Bekanntheit von EnBW. Dabei betreibt die Gesellschaft inzwischen doppelt so viele Windräder wie Baden-Württembergs größter Energieversorger. 20 weitere Windräder sind schon bestellt.
Die Ökostromgruppe Freiburg GmbH macht einen Großeinkauf: Für 100 Millionen Euro hat das Unternehmen 20 Windräder geordert, die im Schwarzwald aufgestellt werden sollen. Bei einer Leistung von 130 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich können damit etwa 45.000 Haushalte ein Jahr lang versorgt werden, sagt Geschäftsführer Andreas Markowsky der Nachrichtenagentur dapd. Der Projektierer und Planer setzt auf die Beteiligung von Bürgern aus der Region, um die Energiewende voranzubringen.
Die erneuerbaren Energien hätten nicht mehr nur Symbolwert, sondern ihr Ausbau nehme inzwischen solche Dimensionen an, dass die Großkonzerne spürbar Marktanteilsverluste hätten, sagt Markowsky. "Die Ökostromgruppe ist zwar sehr viel unbekannter, aber in Baden-Württemberg betreiben wir derzeit 29 Windmühlen - mehr als die EnBW", sagt Markowsky. Der Karlsruher Energiekonzern lässt eigenen Angaben zufolge 14 Windräder direkt vor der Haustür laufen.
Markowsky freut sich, dass der Kampf gegen die Windmühlen vonseiten der Politik mit der neuen Landesregierung aufgehört hat. Früher habe es enorm viel Einsatz gekostet, die Anlagen durchzusetzen, sagt der 59-Jährige. Unter Grün-Rot aber ist das neue Ziel, den Anteil von Windenergie von derzeit unter einem Prozent bis 2020 auf zehn Prozent zu steigern.
Stromausbeute entscheidend für Standortwahl
Die Ökostromgruppe baut in allen Bereichen rund um Freiburg, die nicht länger als eine Stunde Fahrtzeit entfernt sind. Dabei legt Markowsky Wert darauf, dass nicht nur der gute Wille sondern auch die tatsächliche Stromausbeute entscheidend für die Standortwahl ist. "Ich plädiere dafür, dass man beispielsweise die Region Kaiserstuhl auch aus raumordnerischen Gesichtspunkten frei lässt und dafür lieber zwei Mühlen mehr im Schwarzwald baut, wo es richtig bläst."
Im Großraum Freiburg produziert die Ökostromgruppe Freiburg GmbH mit ihren 23 Beteiligungsgesellschaften nach eigenen Angaben am meisten Strom aus erneuerbaren Energien. "Wir bauen seit über 25 Jahren Wasserkraft-, Solar- und Windenergieanlagen. Von den Windmühlen, die es im Schwarzwald gibt, ist jede zweite von uns", sagt Markowsky. Er und ein Team von zehn Mitarbeitern planen und bauen die Anlagen, später übernehmen sie die technische und kaufmännische Geschäftsführung der jeweiligen Betreibergesellschaft.
Insgesamt mehr als 2.000 Bürger haben bislang Anteile gekauft, davon viele auch mehrfach. "Die Anlagen und damit auch die Stromproduktion gehören den Bürgern in der Region", sagt der Geschäftsführer. Das führe dazu, dass die große Akzeptanz in der Bevölkerung zusätzlich gesteigert werde. "Es ist ein Unterschied, ob da Anlagen stehen, die irgendjemandem gehören oder den Menschen, die im direkten Umfeld wohnen", betont Markowsky. Die Nachfrage sei riesig, weshalb sich das Unternehmen bei einigen Projekten mit Beteiligungsbeschränkungen in Höhe von 20.000 Euro geholfen hat. "Sonst wären wir sofort ausverkauft gewesen", sagt er.
Sechs bis sieben Prozent Rendite aus Erneuerbaren
Der Nachfragestau werde sich auflösen, vermutet der Geschäftsführer. "Wir haben aber nach wie vor das Ziel, dass alle Anlagen aus der Region finanziert werden und das Geld durch den Stromverkauf hier bleibt." Im Schnitt könnten die Anleger langfristig mit sechs bis sieben Prozent Rendite rechnen, sagt der Ex-Banker. Für einen privaten Anleger sei das trotz des unternehmerischen Risikos - bei viel Wind wird viel ausgeschüttet, bei wenig Wind wenig oder gar nichts - attraktiv. Innerhalb der Energiebranche aber sei das ausgesprochen bescheiden: "Großkonzerne würden da nie investieren."
Die Ökostromgruppen-Philosophie passe den großen Energieversorgern ohnehin nicht, so die Erfahrung des Unternehmenschefs. Sie hätten einen Ausbau der dezentralen erneuerbaren Energien immer, auch mit starken politischen Verbündeten wie EU-Energiekommissar Günter Oettinger, zu verhindern versucht. Auch die derzeitige Kampagne gegen die Solarenergie sei so zu verstehen. Da mittags, zu einer Zeit da die Strompreise bislang immer Spitze waren, die "Solaranlagen auf vollen Touren laufen", sänken die Preise. Auch dagegen wehrten sich die Großen. "Das sind insgesamt sehr harte Auseinandersetzungen, aber letztlich können sie nichts verhindern sondern nur bremsen."