Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern kann nach Ansicht von Umweltminister Wolfgang Methling (PDS) schon bald als erstes Bundesland seinen Energiebedarf zur Hälfte mit selbst produziertem Öko-Strom decken. «Es ist realistisch, dass 2010 gut 50 Prozent des Stroms aus regenerativen Quellen stammen werden», sagte Methling in einem dpa-Gespräch. Neben Windkraft biete Biomasse wie Schilf, Stroh oder Holz das größte noch ungenutzte Energiepotenzial an der Küste.
2001 lag der Anteil des Ökostroms im Nordosten bei 19 Prozent, bundesweit bei etwa 7 Prozent. Methling, der sich am Samstag bei einem Treffen mit Vertretern der Solarinititive MV über weitere Projekte austauschte, rechnet für das Jahr 2002 in Mecklenburg- Vorpommern bereits mit deutlich mehr als 20 Prozent.
«Einer Studie der Rostocker Universität zufolge, könnten 40 Prozent des Energieverbrauchs im Land allein mit Biomasse gedeckt werden. Die Dänen machen uns vor, wie es geht», sagte Methling. Bislang werde die Nutzung nachwachsender Brennstoffe in Deutschland aber noch weniger gefördert als beispielsweise
Windkraft und Sonnenenergie. Die Landesregierung wolle deshalb über eine Initiative im Bundesrat eine Angleichung erreichen.
«Da die EU-Agrarförderung von Brüssel künftig auch auf umweltdienliche Projekte gelenkt wird, dürfte die Biomasse-Verwertung für Landwirte viel interessanter werden», sagte Methling. So falle beim jährlichen Heckenschnitt an bepflanzten Feldrändern Holz an und mit der Schilfwerbung an Seeufern werde nicht nur Biomasse gewonnen, sondern durch Nährstoffentzug auch die Wasserqualität erhöht. Zudem sei der Anbau schnell wachsender Gehölze wie Weiden oder auch von China-Gras denkbar. «Was wir aber nicht wollen, sind intensiv betriebene Plantagen, auf denen Dünger das Wachstum beschleunigt.»
In Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen seit 1995 verzehnfacht. Nach Angaben Methlings wurden 2001 etwa 893 Millionen Kilowattstunden aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen. Mit fast 78 Prozent trugen die knapp 1000 Windränder im Land den höchsten Anteil dazu bei. Die für
Windkraftanlagen vorgesehenen Flächen im Land seien zur Hälfte belegt. 14 Prozent der Elektroenergie stammten aus der Verbrennung fester Biomasse, weitere 6 Prozent aus Bio- und Deponiegas.
Wasserkraft und Foto-Voltaik spielen nur eine untergeordnete Rolle. «Auf Rügen und Usedom haben wir mit jährlich 1400 Stunden Sonnenschein aber die Sonnenecken der Bundesrepublik. Die Potenziale der
Solarenergie, vor allem in Verbindung mit der Wasserstofftechnologie, sind längst noch nicht ausgeschöpft», zeigte sich Methling zuversichtlich.