Hohe Preisnachlässe schon vor Beginn des Winterschlussverkaufs
Stand: 07.01.2003
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Hamburg (dpa) - Bereits zweieinhalb Wochen vor Beginn des Winterschlussverkaufs lockt der Handel die Verbraucher mit Sonderangeboten zur Schnäppchenjagd. In vielen Grossstädten sind die Schaufenster mit roten Preisschildern und Prozentzeichen dekoriert. Einzelhändler werben mit Preisnachlässen von 20 bis 70 Prozent. "Es wird auf Teufel komm raus reduziert", sagte der Berliner Einzelhandels-Chef Nils Busch-Petersen. "Da geht es nur noch darum, dass die Bestände verschwinden."
"Die Händler nutzen die Gunst der Stunde. Überall wird von Steuererhöhungen und teurerem Benzin geredet, da greifen die Kunden gern zu Schnäppchen", sagte der Chef des Dessauer Rathaus-Centers Gerald Gorny. Bei Karstadt in Wiesbaden lichten sich bereits die Lager. "Das kalte Wetter kommt uns sehr entgegen", sagte der Geschäftsführer. "Wenn es so schön kalt bleibt, werden die warmen Sachen gut verkauft", ergänzte der Chef des Bayerischen Einzelhandels, Günter Gross.
Bislang dürfen Händler allerdings nur die Preise einzelner Produkte reduzieren. Erst im Schlussverkauf vom 27. Januar an dürfen sie das ganze saisonabhängige Sortiment ermässigen. Es sei ein "Zeichen der Zeit", dass der Winterschlussverkauf mehr und mehr an Bedeutung verliert, sagte der Magdeburger Karstadt-Geschäftsführer Rolf Lay. Diese Meinung teilt der HDE nicht: "Wir wollen den Schlussverkauf als Gemeinschaftsaktion des gesamten Einzelhandels zwei Mal im Jahr erhalten", sagte Pellengahr. Wenn das ganze Jahr über nur noch mit Rotstiften und Preisnachlässen gearbeitet werde, könnte das Vertrauen der Verbraucher in die Preispolitik des Handels erschüttert werden.
Die Freude der Kunden über Schnäppchen ist oft aber auch das Leid der Händler. Die Unternehmen erkauften sich Umsatz zu Lasten der Rendite, warnte eine Einzelhandelsverbands-Sprecherin aus Niedersachsen. Kleine Läden, die glaubten, mit den grossen Geschäften bei den Rabattschlachten mithalten zu können, hätten schon verloren, sagte Wolfgang Bernhardt vom Thüringer Einzelhandelsverband. In Brandenburg häuften sich bereits die Geschäftsaufgaben, klagte Einzelhandels-Chef Harald Lemke. Bislang hat sich die Hoffnung der Geschäftsinhaber auf steigende Umsätze auch nicht in allen Städten erfüllt. "So richtig zufrieden damit ist noch keiner", sagte der saarländische Einzelhandelschef Christoph Kleer.
Die neuesten Zahlen vom Statistischen Bundesamt stimmen den Einzelhandel ebenfalls wenig optimistisch. Im November 2002 verschärfte sich der Abwärtstrend, die Umsätze gingen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,3 Prozent zurück. Damit setzte der Einzelhandel in den ersten elf Monaten des Jahres 2002 real 2,5 Prozent weniger um als im Vorjahreszeitraum. Dies wird nach Erwartungen des HDE auch das Gesamtergebnis 2002 sein, denn auch das Weihnachtsgeschäft sei hinter den Erwartungen zurückgeblieben. 2003 soll der Rückgang 1,5 Prozent betragen.