EU-Experten untersuchen Tschechiens AKW Temelin - Atombehörde wütend
Stand: 09.06.2004
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Prag/Wien (dpa) - Drei Tage nach dem Austritt von Kühlflüssigkeit aus dem tschechischen Atomkraftwerk Temelin haben Experten der Europäischen Union am Mittwoch den umstrittenen Reaktor untersucht. Einen Kommentar wollten die Inspektoren zunächst nicht abgeben. Hingegen kritisierte die Behörde für Atomsicherheit in Prag (SUJB) den Arbeitsauftrag der Kontrolleure als "politisch bestellt". Der österreichische Verkehrsminister Hubert Gorbach forderte die tschechische Regierung auf, das störanfällige Kernkraftwerk abzuschalten.
"Wir wollen transparent sein, aber diese EU-Kontrolle, von der wir aus der Presse erfuhren, überschreitet den rechtlichen Rahmen", warf Pitterman der EU vor. Bei dem Zwischenfall in Temelin waren am Sonntag etwa 3000 Liter radioaktiv verseuchte Kühlflüssigkeit aus einer Leitung im abgeschalteten zweiten Block ausgetreten. Die Öffentlichkeit sei "zu keiner Zeit gefährdet" gewesen, versicherte Pitterman am Mittwoch.
Inzwischen forderte der österreichische Verkehrsminister Hubert Gorbach Tschechien zur Abschaltung des Atomkraftwerks auf. "Nach inzwischen 65 Störfällen soll Temelin stillgelegt werden", sagte er am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Es gebe modernere Atomkraftwerke als Temelin. Ausserdem solle in Europa alles unternommen werden, um den Umstieg von alten auf moderne Energieträger zu forcieren.
Das umstrittene und als besonders störanfällig bekannte Atomkraftwerk steht 230 Kilometer nordöstlich von München und rund 100 Kilometer nördlich von Linz. In der Anlage ist es seit Oktober 2000 zu rund 65 Störungen gekommen. Sie produziert derzeit keinen Strom, da auch der erste Block wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet ist. .