Stromnetzgebühren sinken 2026 deutlich - Gasnetzentgelte steigen
18.10.2025 | 09:00
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Dank milliardenschwerer Zuschüsse des Staates sinken die Stromnetz-Entgelte zum Jahreswechsel um durchschnittlich 16 Prozent. Für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Stromverbrauch von 4.000 kWh pro Jahr bedeutet das eine rechnerische Entlastung von 82 Euro brutto. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox auf Basis der vorläufigen Netzentgelte für rund 83 Prozent der Haushalte. Bei den Gasnetzentgelten zeichnet sich hingegen im kommenden Jahr ein deutliches Plus ab.
Bis zu 121 Euro weniger: Stromnetzgebühren sinken in allen Bundesländern
Hauptgrund für die sinkenden Netzgebühren ist ein Bundeszuschuss zu den Übertragungsnetzkosten in Höhe von 6,5 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF). Wie stark sich das rechnerisch auf die Stromrechnung der privaten Haushalte auswirkt, ist regional unterschiedlich.
Die stärksten Entlastungen wurden für die Bundesländer Berlin und Brandenburg angekündigt. Die Stromnetzentgelte sinken hier zum Jahreswechsel um durchschnittlich 23 Prozent, was bei einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh insgesamt 121 Euro brutto (in Berlin), bzw. 114 Euro in Brandenburg entspricht. Dahinter folgt Mecklenburg-Vorpommern (-22 Prozent bzw. -102 Euro).
Am geringsten fällt der Rückgang der Stromnetzgebühren in Bremen (-8 Prozent bzw. -29 Euro), in Nordrhein-Westfalen (-12 Prozent bzw. -65 Euro) und in Sachsen (-12 Prozent bzw. -53 Euro) aus.
"Zwischen 2020 und 2025 sind die Stromnetzgebühren für Haushalte in Deutschland um rund 47 Prozent gestiegen. Die aktuelle Senkung ist daher eine positive Entwicklung für private Haushalte", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. "Inwieweit die Senkung auch ankommt, liegt aber in Händen der Versorger. Sie sind nicht zur direkten Weitergabe verpflichtet."
Der durchschnittliche Strompreis in Deutschland liegt im Oktober 2025 bei 34,37 Cent/kWh, was bei einem Drei-Personen-Haushalt Jahreskosten von rund 1.375 Euro entspricht. Durch die günstigeren Netzgebühren sinkt der Strompreis rechnerisch um rund 6 Prozent auf 32,33 Cent je Kilowattstunde.
Ob die sinkenden Stromnetzgebühren auch für sinkende Strompreise sorgen, hängt vom jeweiligen Stromversorger ab. Da auch die Großhandelspreise für Strom im Lauf des Jahres gesunken sind, wäre Spielraum für Preissenkungen gegeben.
Gasnetzkosten verteuern sich um 11 Prozent
Die Nutzung der Gasnetze wird hingegen teurer. Im Durchschnitt steigen die Gasnetzentgelte im kommenden Jahr voraussichtlich um rund 11 Prozent. Für eine Familie im Einfamilienhaus mit einem Gasverbrauch von 20.000 kWh entstehen dadurch Mehrkosten in Höhe von rund 61 Euro brutto jährlich.
Auch hier zeigen sich regionale Unterschiede. Überdurchschnittlich stark steigen die Gasnetzentgelte im Saarland (+21 Prozent bzw. 133 Euro), in Thüringen (+20 Prozent bzw. +121 Euro), in Schleswig-Holstein (+20 Prozent bzw. +114 Euro) und in Hamburg (+19 Prozent bzw. +77 Euro). Die geringste Steigerung wird für Sachsen-Anhalt (+2 Prozent bzw. +8 Euro) sowie Brandenburg und Berlin gemeldet (jeweils +4 Prozent bzw. 17 Euro.
Hohe Gaspreise, milde Winter und eine schwache Konjunktur haben den Gasverbrauch zuletzt deutlich sinken lassen, so dass sich die Netzkosten auf weniger Kilowattstunden verteilen. Zudem dürfen Netzbetreiber auf Anweisung der Bundesnetzagentur ihre Investitionen schneller abschreiben. Beides lässt die Netzentgelte steigen.
Der durchschnittliche Gaspreis in Deutschland liegt im Oktober 2025 bei 11,07 Cent je Kilowattstunde, was bei einem Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden Kosten von 2.214 Euro pro Jahr entspricht. Die steigenden Gasnetzentgelte erhöhen den durchschnittlichen Gaspreis rein rechnerisch um 2,7 Prozent auf 11,37 Cent je Kilowattstunde. Gleichzeitig dämpft die Abschaffung der Gasspeicherumlage zum 1. Januar 2026 die jährlichen Gaskosten für eine Familie aber um durchschnittlich 69 Euro brutto – und gleicht den durchschnittlichen Netzkostenanstieg damit rechnerisch aus. Es bleibt also abzuwarten, inwieweit die höheren Netzentgelte auf der Gasrechnung der Haushalte durchschlagen.
"Energieversorger sind nicht verpflichtet, Änderungen bei den Netzentgelten sofort an ihre Bestandskunden weiterzureichen. Sie fließen erst zeitverzögert in die Preiskalkulation neuer Tarife ein. Um direkt von sinkenden Netzentgelten zu profitieren, lohnt es sich daher aktuelle Angebote zu vergleichen und ggfs. in ein günstiges Neukundenangebot zu wechseln. Wer eine Preiserhöhung erhält, hat immer ein Sonderkündigungsrecht und kann ebenfalls in einen neuen Tarif wechseln", sagt Thorsten Storck.
Der Wechsel aus der örtlichen Grundversorgung in den günstigsten Neukundentarif mit Preisgarantie senkt die jährlichen Stromkosten einer Musterfamilie im Schnitt um bis zu 743 Euro. Beim Gas liegt die Ersparnis derzeit bei durchschnittlich bis zu 1.021 Euro.
Methodik
Verivox hat die vorläufigen Strom- und Gasnetzentgelte für das Jahr 2026 ausgewertet, die von den Netzbetreibern ab Mitte Oktober veröffentlicht werden. Die bis dato ausgewerteten Stromnetzbetreiber decken 83 Prozent aller Haushalte in Deutschland ab. Beim Gas liegt die Abdeckung bei 94 Prozent. Die Durchschnittswerte wurden durch eine Gewichtung nach der Anzahl der Haushalte im jeweiligen Verteilnetzgebiet ermittelt.
Netznutzungsentgelte werden für den Ausbau und die Instandhaltung der Leitungen erhoben. Auch die Kosten für Zählerinstallation, Ablesung und Abrechnung sind darin enthalten. Sie werden von den Verbrauchern im jeweiligen Verteilnetz gemeinsam getragen.