Trotz Niedrigzinsen sparen die Deutschen fleißig weiter
Stand: 19.02.2020
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Auch in Zeiten von Null- und Niedrigzinsen lässt sich die Mehrheit der Verbraucher nicht vom Sparen abhalten. Laut einer repräsentativen Innofact-Umfrage wollen knapp drei von vier Deutschen (72,6 Prozent) in diesem Jahr mindestens ebenso viel sparen wie 2019. Das sind nur geringfügig weniger als in den beiden Vorjahren.
Die große Mehrheit spart unbeeindruckt weiter
Die Umfrage wurde im Auftrag der Norisbank schon im Oktober 2019 durchgeführt und die Ergebnisse nun veröffentlicht. Fast die Hälfte der Befragten (48,7 Prozent) will demnach in diesem Jahr sogar mehr sparen als 2019 – Nullzins hin oder her. In der Vorjahres-Umfrage 2018 waren es noch etwas mehr als die Hälfte (51,2 Prozent). Knapp ein Viertel (23,9 Prozent) hat die Absicht, im laufenden Jahr zumindest genauso viel beiseite zu legen wie 2019 – in der Vorjahresumfrage waren es 22,8 Prozent. Insgesamt ist die Zahl der Sparwilligen damit nur leicht gesunken.
Allerdings glaubt angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase nicht einmal mehr jeder Vierte der Befragten noch an Wertsteigerungen bei Investitionen in den eigenen Vermögensaufbau. Und das hat deutliche Konsequenzen auf die Akzeptanz bislang besonders bedeutender Formen der Geldanlage.
Lediglich 22,2 Prozent (2018: 23,8 Prozent) wollen in diesem Jahr zum Beispiel in die Altersvorsorge, einen Bausparvertrag oder in Aktien investieren. Einzig die 18- bis 29-Jährigen scheinen den Gedanken an einen erfolgreichen Vermögensaufbau noch nicht aufgegeben zu haben: Mehr als ein Drittel (36,4 Prozent; 2018: 33,7 Prozent; 2017: 24,4 Prozent) möchte in diesem Jahr wieder mehr in die Altersvorsorge oder einen Bausparvertrag investieren.
Zurückhaltung bei größeren Anschaffungen
Auch die Konsumorientierung scheint sich zu verändern: Eine größere Anschaffung (zum Beispiel Haus-, Wohnungs- oder Autokauf) plant in diesem Jahr nur noch rund jeder fünfte Deutsche (21,0 Prozent). Im Vorjahr war es noch fast jeder Vierte (23,4 Prozent). Einer von zehn Befragten (10,4 Prozent) will künftig weniger sparen als 2019 und sich zum Beispiel im Alltag auch zwischendurch mehr gönnen. Bei den Befragungen 2018 planten dies 9,5 Prozent.
Große Skepsis im Hinblick auf künftige Zinsentwicklung
Auch im Hinblick auf die Rendite in den kommenden Jahren dominiert Skepsis: Nur noch jeder Vierte (26,6 Prozent) rechnet in den kommenden fünf Jahren mit wieder steigenden Zinsen – ein deutlicher Einbruch im Vergleich zum Vorjahr, als noch fast die Hälfte (43,7 Prozent) mittelfristig von steigenden Zinsen ausging.
Besonders groß ist die Ernüchterung bei den Älteren: Unter den 40- bis 49-Jährigen glaubt nur noch jeder Fünfte (19,2 Prozent) an Zinssteigerungen während der nächsten fünf Jahre. Nahezu identisch sieht es bei den 50- bis 59-Jährigen aus, wo 19,8 Prozent an die Zinswende glauben. Sogar noch skeptischer sind die 60- bis 69-Jährigen. In dieser Altersgruppe ist die Hoffnung auf steigende Zinsen mit nur 17,4 Prozent am geringsten ausgeprägt.
17,2 Prozent lassen Ihr Geld einfach auf dem Girokonto
Trotz dieser pessimistischen Erwartungshaltung ist das Sparbuch für mehr als jeden vierten 18- bis 29-Jährigen (25,4 Prozent) die bevorzugte Anlageform - weit vor Aktien oder Fonds (16,7 Prozent). Jedoch scheint langsam auch bei den jüngeren Befragten ein Umdenken einzusetzen: Angesichts der extremen Zinssituation, wächst die Bereitschaft in Aktien oder Fonds zu investieren sukzessive seit 2017. War damals nur jeder Zehnte (2017: 9,5 Prozent) in dieser Altersgruppe an dieser Anlageform interessiert, zeigt die Befragung zum Jahresende 2019, dass inzwischen immerhin schon jeder sechste 18- bis 29-Jährige Aktien und Fonds als eine wichtige Anlageform erkennt.
Über alle Altersgruppen hinweg sind für 16,9 Prozent der Befragten Aktien oder Fonds die Anlageoption Nummer eins, gefolgt vom Sparbuch (14,6 Prozent) und dem Tagesgeldkonto (12,1 Prozent). Doch noch immer belassen viele Deutsche - konkret 17,2 Prozent - ihr Geld einfach auf dem Girokonto und legen es nicht anderweitig an. In Anbetracht der stetigen Inflation (Januar: 1,7 Prozent) verliert es damit nach und nach an Kaufkraft.