Verkaufsagenten helfen bei Internet-Versteigerungen
Stand: 16.06.2004
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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Wer keinen Internetanschluss hat oder keine Verkaufstexte für Online-Auktionen schreiben will, dem kann geholfen werden. Inzwischen gibt es Auktionsagenturen, die einem die Arbeit abnehmen. "Ich finde es viel zu anstrengend, eine Versteigerung bei dem Auktionshaus ebay zu organisieren", sagt die Frankfurterin Gabriela Seiffert, die anfangs total begeistert von Internet Auktionen war.
Im hessischen Calden bei Kassel ist der Werbeagentur-Betreiber Markus Willi Lambrecht mit seiner Agentur "Lucrativo" auf den Zug aufgesprungen. "Als wir vor ein paar Monaten aufgemacht haben, hatten wir einen Ansturm, als hätte ganz Nordhessen vierzig Jahre lang leidenschaftlich Dinge aufbewahrt, die es nun von uns versteigern lassen wollte", sagt er.
Der Erfolg ist so gross, dass Lambrecht derzeit mit seiner Kollegin Ruth Schilling grössere Räume in Calden sucht. "Hier in der Region wissen viele, auch ältere Leute, dass es so etwas wie ebay gibt, aber sie trauen sie nicht heran und sind froh, dass wir ihnen helfen. Wir wissen ja auch als erfahrene Werbeleute, wie man Dinge richtig präsentiert und fotografiert." Lambrecht versteigert alles, was einen gewissen Wert hat: Alte Fotokameras, Lautsprecherboxen, Kleidung, Porzellan, Teppiche oder antiquarische Bücher.
Als grössten Vorteil dieser Zweitverwertung für den Kunden sieht Lambrecht die Transparenz: "Ich nehme lediglich eine feste Grundgebühr und eine Provision von etwa 19 Prozent. Der Kunde kann dann, wenn er mag, jederzeit die Auktion seines Artikels online verfolgen." Als Nachteil sieht er, dass seine Firma vom Online- Auktionshaus ebay abhängig sei.
In Frankfurt-Sachsenhausen versucht sich seit einigen Wochen der gelernte Kraftfahrzeugmechaniker Alexander Hoffmann mit seinem Laden in der neuen "Branche". Er ist Franchise-Nehmer des eigentlich in Stuttgart gegründeten "Auktionsboten". Versteigert und verkauft wird fast alles bei ihm, von gebrauchten CDs und Haushaltsgeräten bis hin zu Kunstwerken, Schmuck und Computern. Am Anfang sei es schleppend gelaufen. Inzwischen verkaufe er nach Italien, Frankreich, Hongkong jeden Tag mehrere Objekte.
Auf seiner Homepage kann sich der Kunde ausrechnen lassen, wie viel Gewinn ihm im Falle einer erfolgreichen Versteigerung @ nach Abzug der Gebühren und der Provision - bleibt. "Die meisten Leute, die zu mir kommen, leiden vor allem an Zeitmangel und sind froh, dass ihnen jemand die Versteigerungsarbeit und das Verschicken abnimmt." Weitere Läden dieser Art gibt es im Rhein-Main-Gebiet ausserdem im Frankfurter Nordend und in Offenbach-Bieber. In der Wiesbadener Innenstadt betreibt Ingo Litta einen Laden namens "Fair-steigern". Und im nordhessischen Knüllwald bietet sich Martina Morgen als "Butlerin" für Auktionen an.
Nicht nur die kommerzielle Zweitverwertung per Internet ist möglich. Es geht auch ohne Bezahlung, beispielsweise beim "Freecycle"-Projekt in Frankfurt. Thomas Pradel hat die Idee von einem Freund aus den USA übernommen. Wer kostenlos etwas abgeben will, trägt sein Angebot in die Yahoo-Group-Nachrichtenliste ein. Interessiert sich jemand für das Angebot, kann er Kontakt zum Anbieter aufnehmen und einen Termin zum Abholen ausmachen. Die Frankfurter Gruppe hat nach eigenen Angaben fast 300 Mitglieder "Wir haben einen Radius von Büdingen bis Darmstadt", berichtet Pradel.