Generation 50 plus- Online-Club für Senioren hat Zukunft
Stand: 13.04.2005
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Frankfurt/Main(dpa) - Als Alexander Wild 1998 mit seinem Web-Treff für Senioren ins Netz gehen wollte, wurde er bei den Banken ausgelacht: Internet und Senioren - das kann doch nicht gut gehen, lautete der Tenor. Vergeblich erbat der junge Existenzgründer damals Startkapital. Mittlerweile jedoch schreibt der 39-jährige Diplom- Kaufmann mit dem "Feierabend Online Dienst für Senioren" mit Sitz in Frankfurt längst schwarze Zahlen: Sein Internet-Club für "Menschen in den besten Jahren" hat mehr als 70.000 registrierte Mitglieder.
"Während des New-Economy-Booms von 1999 bis 2000 wurde unsere Geschäftsidee hunderte Male von anderen Anbietern kopiert", sagt Wild. Die seien heute aber alle pleite. Obwohl sich "Feierabend" nur über Werbung finanziert, konnte Wild neue Jobs schaffen: Zehn Mitarbeiter kümmern sich um Technik, Inhalte, Vertrieb und die Betreuung der Homepage-Nutzer. Denen bietet "Feierabend" neben redaktionellen Inhalten vorwiegend mit Themen wie Reisen und Gesundheit eine kostenlose E-Mail-Adresse und Homepage. Die "Killer- Application" - zu deutsch: der neueste Renner - ist das Online-Poesiealbum mit Bildern, weisen Sprüchen und Gedichten, das nach einem Monat schon mehr als 100.000 Einträge hat.
Doch die "Feierabend"-Mitglieder treffen sich nicht nur im Internet, sondern auch in 45 Regionalgruppen zum Kegeln, Wandern oder Kaffeetrinken. "Da geht es zu wie beim Klassentreffen - nur, dass sich die meisten zuvor noch nie gesehen haben", erklärt Wild. Obwohl der Firmengründer seinen Online-Club nicht als Partnervermittlung sieht, freut er sich über das gute Dutzend Hochzeitspärchen, die sich über feierabend.com kennen gelernt haben.
Die Generation 50 plus nutzt die Internet-Plattform aber auch dazu, sich über neue Produkte und Dienstleistungen auszutauschen. "Wir bilden eine Schnittstelle zwischen Unternehmen und älteren Konsumenten", sagt Wild, der Firmen beim Seniorenmarketing berät. Sein Wissen schöpft er aus regelmässigen Befragungen der "Feierabend- Nutzer". Ausserdem testen einige von ihnen als "Feierabend-Scouts" freiwillig Produkte und Dienstleistungen auf Tauglichkeit für Senioren, beispielsweise den Service von Versandapotheken oder Online-Shops. Wild rät den Unternehmen: "Die Senioren in der Werbung bloss nicht auf ihr Alter oder ihre Wehwehchen ansprechen." Denn die meisten fühlten sich mindestens zehn Jahre jünger, als sie seien.
"Die 68er mit 60 Jahren haben doch nichts mehr mit dem klassischen Oma-und-Opa-Bild zu tun", erklärt der Diplom-Kaufmann. Zudem nutzten immer mehr ältere Menschen das Internet - nach Zahlen des Statistischen Bundesamts waren es 2004 etwa ein Viertel der über 60- Jährigen. "Wir haben den Trend auf unserer Seite", weiss Wild. Denn in 25 Jahren wird jeder dritte Bundesbürger über 60 Jahre alt sein, hat das Bundesamt errechnet. Heute ist es bereits jeder fünfte.