Teurer Dispo: Bankkunden zahlen im Schnitt 11,31 Prozent Zinsen
20.11.2025 | 09:00
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Viele Banken bitten Kunden, die mit ihrem Konto ins Minus geraten, kräftig zur Kasse. Im Schnitt verlangen die Geldhäuser für den Dispokredit aktuell 11,31 Prozent Zinsen. Wer den eingeräumten Dispo-Rahmen überschreitet, muss häufig noch höhere Zinsen zahlen – in der Spitze sind es 19,75 Prozent. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von mehr als 6.800 Girokonten durch das Vergleichsportal Verivox auf der Basis von BaFin-Daten.
Höhere Zinsen für Dispo-Überschreitung bei 44 Prozent aller Konten
Im Durchschnitt zahlen Bankkundinnen und -kunden 11,31 Prozent Zinsen, wenn sie den Dispokredit ihres Girokontos in Anspruch nehmen. Die Höhe des eingeräumten Dispos wird zwischen den Kreditinstituten und ihren Kunden individuell vereinbart. Wer diesen Rahmen überschreitet und das Konto noch tiefer ins Minus rutschen lässt, muss für diese sogenannte geduldete Überziehung bei 44 Prozent aller Konten nochmals höhe Zinsen als für den regulären Dispo zahlen. Im Schnitt liegt dieser Zinsaufschlag bei 4,26 Prozentpunkten.
Für die Analyse hat Verivox einen Datensatz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ausgewertet. Banken sind verpflichtet, der BaFin alle relevanten Konditionen zu ihren angebotenen Girokontomodellen zu melden. Die Auswertung umfasst gut 6.800 Girokonten von rund 1.100 Banken und Sparkassen. Bei 5.207 Kontomodellen ist eine Kontoüberziehung grundsätzlich möglich und die Bank weist dafür Zinsen aus.
"Während die Sparzinsen in den letzten Monaten durch die gelockerte Geldpolitik der Europäischen Zentralbank deutlich gesunken sind, müssen Bankkunden für das Minus auf dem Konto immer noch sehr hohe Zinsen zahlen", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Einige Kreditinstitute gehen bei ihren Dispo- und Überziehungszinsen auch noch weit über den marktweiten Durchschnitt hinaus."
Bis zu 19,75 Prozent Zinsen für die Kontoüberziehung
Unter den 20 Banken mit den höchsten Dispozinsen befinden sich zwölf genossenschaftliche Kreditinstitute, sieben Sparkassen und eine überregionale Privatbank. Den bundesweit höchsten Dispozins berechnet aktuell die VR-Bank Landsberg-Ammersee mit 15,31 Prozent. Dahinter folgen die Volksbank Nordharz mit 14,79 Prozent und die Abtsgmünder Bank mit 14,75 Prozent.
Letztere steht zugleich an der Spitze der Banken mit den höchsten Sollzinsen für die geduldete Kontoüberziehung. 19,75 Prozent Zinsen müssen Kundinnen und Kunden bezahlen, wenn sie den eingeräumten Dispo-Rahmen überschreiten. So hohe Zinsen ruft ansonsten nur noch die Raiffeisenbank Pfaffenhofen an der Glonn auf, bei der aber der Zinssatz für den regulären Dispo mit 13,75 Prozent etwas niedriger ausfällt als in Abtsgmünd.
Auch für die geduldete Kontoüberziehung hat Verivox anhand der BaFin-Daten die 20 Kreditinstitute mit den höchsten Sollzinsen identifiziert. Bei der Verteilung auf die unterschiedlichen Bankengruppen zeigt sich das gleiche Bild wie bei den Zinsen für den regulären Dispo: Zwar sind es teilweise andere Kreditinstitute, aber auch bei der geduldeten Kontoüberziehung befinden sich unter den 20 Geldhäusern mit den höchsten Zinsen zwölf Genossenschaftsbanken, sieben Sparkassen und eine Privatbank.
Beim Konto nicht nur auf günstige Dispozinsen achten
Bei der Wahl des passenden Girokontos sollten Verbraucher nicht nur auf niedrige Dispo- und Überziehungszinsen achten. Ein gutes Konto zeichnet sich darüber hinaus durch niedrige Kosten für die Kontoführung, die zugehörige Karte und fürs Geldabheben aus.
Wird der Dispo nur selten und lediglich zur Überbrückung einer kurzfristigen Finanzflaute in Anspruch genommen, verursacht auch ein hoher Zins überschaubare Mehrkosten. Wer für 10 Tage mit 500 Euro im Minus steht, zahlt dafür bei einem durchschnittlich hohen Dispozins von 11,31 Prozent 1,57 Euro Zinskosten. Beim teuersten Dispo mit 15,31 Prozent Zinsen wären es 2,13 Euro – also 56 Cent mehr.
"Je häufiger Bankkunden den Dispokredit in Anspruch nehmen, desto wichtiger sind günstige Zinsen", sagt Oliver Maier. "Wer über längere Zeit im Minus steht, sollte sich aber ohnehin nach günstigeren Alternativen umsehen und eine Umschuldung in Erwägung ziehen. Die Zinsen für einen Ratenkredit mit guten Konditionen sind mitunter nur rund halb so hoch wie die Dispozinsen auf dem Girokonto."
Methodik
Für die Analyse hat Verivox am 06.11.2025 bei der BaFin einen Datensatz mit über 6.800 Girokontomodellen von rund 1.100 Banken und Sparkassen heruntergeladen und ausgewertet. Bei allen Banken, die in der vorliegenden Analyse namentlich genannt werden, wurden die Dispo- und Überziehungszinsen am 11.11.2025 anhand der Angaben auf den Internetseiten der Bank überprüft und gegebenenfalls korrigiert.