Mobile Payment: Warum Deutsche so selten mit dem Handy bezahlen
22.03.2018 | 17:12
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Das Bezahlen mit dem Smartphone ist in Deutschland schon seit vielen Jahren möglich, hat sich bislang aber nicht durchgesetzt. Die Tarifexperten von Verivox zeigen, wie Mobile Payment funktioniert und warum viele Verbraucher noch zögern.
NFC: Per Funk zum Datenaustausch
Die Funktechnik NFC („Near Field Communication”) ermöglicht nicht nur die Zugangskontrolle in Gebäuden oder die Sendungsverfolgung im Transportsektor, sondern auch mobiles Bezahlen. Fast alle Handykarten und die meisten aktuellen Smartphones haben heute einen NFC-Chip integriert. Die NFC-Funktion lässt sich über die Geräte-Einstellungen aktivieren, gewöhnlich im Bereich „Drahtlos & Netzwerke“. Sie kann mit einem Klick dauerhaft eingeschaltet werden.
Bezahl-App: Bedingungen prüfen
Weitere Voraussetzung ist eine Bezahl-App: Hier gibt es diverse Modelle, viele können kostenlos heruntergeladen werden. Hilfreich sind vor allem solche Apps, die getätigte Ausgaben nach dem Bezahlen übersichtlich auflisten, zum Beispiel die App „Seqr“. Auch Bankhäuser bieten Apps zum mobilen Bezahlen an (Paydirekt, Deutsche Bank Mobile, ab Mitte 2018 Sparkassen-App). „Die meisten Apps können nur für Android-Smartphones geladen werden, da Apple die Nutzung auf iPhones blockiert – wegen des eigenen Bezahldienstes Apple Pay. Außerdem funktioniert nicht jede App mit jeder Kreditkarte. Verbraucher sollten vor der Nutzung die Verfügbarkeiten prüfen“, sagt Christian Schiele, Bereichsleiter Telekommunikation bei Verivox.
Bankzugriff: Zahlungen ermöglichen
Üblicherweise muss eine Bezahl-App mit einem Girokonto oder einer Kreditkarte verknüpft werden, die persönlichen Bankdaten werden also einmalig hinterlegt. Eine Alternative zu Apps mit direktem Bankzugriff sind Anwendungen auf Guthabenbasis: Der Kunde lädt ein Guthaben auf und verbraucht dieses wie bei einer virtuellen Prepaid-Karte (etwa von boon oder Number26). Über solche Payment-Apps kann an NFC-Kassenterminals ebenso bezahlt werden wie über ein Konto des Online-Bezahldienstes Paypal. Zusammen mit dem im Handy integrierten NFC-Chip funktionieren die Bezahl-Apps dann wie eine kontaktlose Giro- oder Kreditkarte.
Zahlstation: Am NFC-Logo zu erkennen
Zum Bezahlvorgang muss das Smartphone entsperrt und ans Terminal gehalten werden – erst die räumliche Nähe ermöglicht einen Datenaustausch. Ein geeignetes NFC-Zahlterminal ist am entsprechenden Logo zu erkennen. Bei Beträgen ab etwa 25 Euro wird zur Sicherheit der PIN-Code abgefragt oder der Fingerabdruck gescannt. Nach der Zahlung wird die Bestätigung auf dem Terminal angezeigt – Kunden erhalten auch eine Quittung. In manchen Geschäften sind Smartphone-Zahlungen auch per QR-Code möglich.
Kleinteiliger Markt, skeptische Verbraucher
Der hiesige Markt für Mobile Payment ist noch sehr kleinteilig: Es gibt verschiedene Apps und diverse Anbieter, aber Standards fehlen. „Große internationale Namen wie Apple Pay, Samsung Pay und Google Pay sind bislang nicht in Deutschland präsent. Die Technik ist da, doch Banken und Technologiekonzerne können sich nicht auf die kommerziellen Konditionen einigen“, sagt Christian Schiele. „Ohne die großen Anbieter wird es in Deutschland weiter unzählige Insellösungen für einzelne Anwendungen geben, etwa beim Bezahlen von Nahverkehrstickets oder in Parkhäusern. Mobile Payment wird erst dann massentauglich, wenn ein- und dieselbe App in vielen verschiedenen Alltagssituationen funktioniert.“
Weiterhin zahlen deutsche Verbraucher im internationalen Vergleich häufig mit Bargeld, sind tendenziell sicherheitsbewusst und fürchten deshalb Datenverluste beim kontaktlosen Bezahlen. (Quellen: Deloitte, PwC). Zudem fehlt manchen der Mehrwert: Warum mit dem Smartphone zahlen, wenn es mit der Karte auch geht? Denn immer mehr Banken bieten kontaktlose Giro- und Kreditkarten an, mit denen ebenfalls an den NFC-Terminals bezahlt werden kann – ohne die Karte ins Terminal zu stecken.