EU-Kommission plant Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen

Mehrere EU-Staaten verzichten schon auf Kleinstmünzen

Die Initiative für «allgemeine Rundungsregeln» mit dem Ziel der Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen steht in einer Übersicht der EU-Kommission, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Im Europaparlament gab es sowohl Zustimmung als auch kritische Stimmen zu dem Vorhaben.

Über Sinn und Unsinn des Kupfergelds wird seit Jahren immer wieder debattiert. Viele Verbraucher finden die kleinen Münzen lästig und schwer im Geldbeutel. Händler nutzen zwar gerne den psychologischen Effekt krummer Preise knapp unter dem vollen Euro, finden Minibeträge an Wechselgeld aber ebenfalls oft mühsam und teuer. Die Bundesregierung und die Bundesbank hielten den Kleinmünzen allerdings bisher die Treue.

Anders die Niederlande, Finnland und zuletzt auch Belgien, die die von der EU-Kommission erwogenen Rundungsregeln bereits eingeführt haben. Im Einzelhandel gelten nun Fünf-Cent-Schritte: Kommt die Rechnung zum Beispiel auf 2,93 Euro und man gibt 2,95 Euro, bekommt man kein Rückgeld. Bei einem Betrag von 2,92 Euro reicht es, 2,90 Euro auf den Tresen zu legen. Belgische Einzelhändler loben das.

Abschaffung wäre "nicht der Untergang des Bargelds"

Auch der CDU-Europaabgeordnete Jens Gieseke ist angetan von der Lösung. «Die Kosten für die Produktion dieser Kleinstmünzen sind höher als ihr Nutzen: So kostet die Produktion einer Ein-Cent Münze 1,65 Cent», sagte Gieseke dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Aus seiner Sicht sollte das Runden aber nur bei Barzahlung und nicht bei Zahlungen mit Giro- oder Kreditkarte gelten. Grünen-Finanzexperte Sven Giegold sagte dem RND: «Das Ende der Ein- und Zwei-Cent-Münzen ist nicht der Untergang des Bargelds.»

Genau das befürchtet jedoch der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber. Das Vorhaben der EU-Kommission müsse «alle Alarmglocken schrillen lassen», meinte Ferber: «Es darf hier keinesfalls der Einstieg in den Bargeldausstieg vorbereitet werden.»

Der Linken-Fraktionschef Martin Schirdewan hat ebenfalls Vorbehalte: «So störend für viele die Ein- und Zwei-Cent-Münzen im Alltag sind, muss gerade für diejenigen, für die jeder einzelne Cent zählt, sichergestellt sein, dass die Verbraucherpreise durch die Abschaffung der Münzen nicht steigen werden.» Nur unter dieser Bedingung könnte er einen solchen Vorschlag unterstützen, meinte Schirdewan.

Freiwillige Rundungsregeln in Deutschland bislang gescheitert

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer nannte den Vorstoß hingegen gut und überfällig. Die Kleinmünzen seien «eine riesige Ressourcenverschwendung an wertvollen Metallen». Tatsächlich gaben die Euro-Länder 2018 jeweils rund 3,4 Milliarden Ein-Cent- und Zwei-Cent-Stücke aus.

Der deutsche Einzelhandel wollte bisher auch von freiwilligen Rundungsregeln nichts wissen - zumindest nicht im nationalen Alleingang. Der Handel geriete in den Verdacht, die Kunden übervorteilen zu wollen, argumentierte zuletzt der Branchenverband HDE. Einer europaweit verpflichtenden Regelung würde man sich aber anschließen.