Analyse: Mobilfunk-Speed ist in der Praxis nur halb so hoch wie beworben
23.09.2025 | 09:00
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Der durchschnittlich erreichbare Surfspeed in Handytarifen deutscher Provider beträgt 145 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) – das ist der Wert auf Basis der Anbieterangaben. Die tatsächlich im Sommer 2025 in Deutschland gemessene Geschwindigkeit beträgt jedoch gerade einmal die Hälfte. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Vergleichsportals Verivox.
Praxis-Speed liegt bei 48 Prozent des beworbenen Werts
Für die Analyse hat Verivox den Surfspeed von 225 Handytarifen ermittelt. Die Bandbreite der angegebenen Download-Geschwindigkeiten liegt zwischen 300 Mbit/s in den Standardtarifen der Netzbetreiber und lediglich 5-15 Mbit/s in einzelnen Unlimited-Angeboten. Über alle untersuchten Tarife hinweg beträgt der angebotene Speed 145 Mbit/s.
Allerdings werden die von den Anbietern genannten maximalen Speed-Werte in der Praxis nur zu 48 Prozent erreicht: Einer Auswertung des Online-Datenanalysten Ookla zufolge beträgt der zwischen Mai und Juli 2025 hierzulande gemessene mobile Surfspeed im Schnitt gerade einmal 70 Mbit/s. Deutschland belegt mit diesem Wert Platz 59 von 103 Ländern weltweit. In einem anderen Test des britischen Anbieters Bestbroadbanddeals.co.uk aus 2024 wurden in Deutschland 88 Mbit/s erreicht (Platz 49 weltweit) – in diesem Szenario wurden solche Nutzerdaten herausgefiltert, die auf ein offensichtliches Netzproblem hinwiesen.
"Die Surfgeschwindigkeit ist keine fest kalkulierbare Tarifkomponente, sondern eine ‚bis-zu-Angabe‘ der Anbieter," erläutert Jörg Schamberg, Telekommunikationsexperte bei Verivox. "Den tatsächlichen Surfspeed beeinflussen mehrere Faktoren: Das sind vor allem die Leistungsfähigkeit des Endgeräts, die Kapazität des Netzes am Standort und die Anzahl der in einer Funkzelle aktiven Nutzer. So ist etwa der Empfang auf Großveranstaltungen durch die hohe Auslastung oft weniger stabil."
Discounter-Kunden surfen spürbar langsamer
Rund die Hälfte der analysierten Tarife bietet maximal 50 Mbit/s beim mobilen Herunterladen von Daten. Dazu gehören vor allem Angebote günstiger Discounter und Service-Provider wie Drillisch oder klarmobil. Mit einem Surfspeed von 25 Mbit/s oder weniger müssen sich Kundinnen und Kunden aber nur noch bei zwei Prozent der untersuchten Discounttarife begnügen. Vor einigen Jahren war dieser Speed im Discount-Segment noch gang und gäbe, inzwischen sind solche Angebote die Ausnahme. In 95 Prozent aller Discount-Tarife ist inzwischen ein Zugang zum 5G-Netz enthalten; der angebotene Surfspeed steigt dadurch allerdings nicht.
"Die großen Anbieter setzen sich mit einer merklich besseren Leistung von kleineren Providern ab, die hingegen günstigere Preise bieten. Kunden der Telekom, von Vodafone, O2 oder 1&1 surfen mit bis zu 300 Mbit/s, das ist auf dem Papier sechsmal so schnell," sagt Jörg Schamberg.
Surf-Speed als neues Tarifmerkmal neben Datenvolumen
Manche Tarife mit unbegrenzter Datennutzung werden inzwischen preislich nach Geschwindigkeiten gestaffelt. Zum Beispiel erreichen die günstigsten unlimitierten Flatrates von O2 lediglich 15 Mbit/s und damit nur 70 Prozent des gängigen Discounter-Niveaus. Vorteil: Die Monatsgebühr für Neukunden beträgt zum Start nur knapp 20 Euro. Freenet drosselt den Speed in einzelnen Unlimited-Tarifen sogar auf 5 Mbit/s. Das entspricht in etwa der Leistung des vor Jahren abgeschalteten UMTS-Netzes und genügt kaum für flüssiges Streaming.
"Die übliche Discounter-Geschwindigkeit von 50 Mbit/s reicht für Streaming und Videotelefonie grundsätzlich aus," sagt Schamberg. "Wer allerdings regelmäßig in HD-Qualität streamt, Online-Gaming betreibt oder mit großen Datenmengen hantiert, sollte auf höheren Speed achten – auch beim Upload. Künftig sollen sogar Gigabit-Geschwindigkeiten möglich werden; damit würde der aktuell erreichbare Speed fast versiebenfacht. Die Bandbreiten im Mobilfunk nähern sich denen im Festnetz also zunehmend an."
Methodik
Ausgewertet wurde die in den Anbieter-Tarifbedingungen genannte maximale Datenübertragungsrate von 225 Handytarifen (Netzbetreiber, Service-Provider und Discounter, Postpaid, Privatkunden, inkl. Young-Tarife). Quellen: Verivox-Datenbank, Websites der Anbieter. Stand: 20.06.2025.