Bonn - Als Folge des Datendiebstahls bei T-Mobile tritt Deutschland-Chef Philipp Humm als Sprecher der Geschäftsführung der Telekom-Tochter zurück. Unabhängig von der rechtlichen Beurteilung übernehme er «die Verantwortung für die jüngsten Datenvorfälle und deren Aufarbeitung bei der T-Mobile Deutschland», teilte das Unternehmen am Mittwoch in Bonn mit.
Humm werde sich in Zukunft auf seine erweiterten Vertriebsaufgaben konzentrieren. Der künftige Sprecher der Geschäftsführung solle für die Bereiche Recht, Datenschutz und Unternehmenssicherheit zuständig sein, aber nicht mehr zusätzlich für den Vertrieb.
Der neue Sprecher soll nun möglichst zügig berufen werden. Durch die Auflösung der Doppelfunktion solle dem Thema Datenschutz - ähnlich wie im Konzernvorstand der Deutschen
Telekom - auch bei T-Mobile ein stärkeres Gewicht verliehen werden, erklärte T-Mobile-Aufsichtsratschef Hamid Akhavan. Als Anwärter auf den Posten gilt nach nicht bestätigten Angaben aus Konzernkreisen der Telekom-Manager Georg Pölzl. Er ist seit Anfang 2007 als Sonderbeauftragter für das Effizienzprogramm des Bonner Konzerns zuständig. Zuvor war Pölzl Chef der Telekom-Tochter
T-Mobile Austria.
Erst vor wenigen Wochen war der bisherige Telekom-Chefjustiziar Manfred Balz zum neuen Vorstandsmitglied für Datensicherheit ernannt worden. Mit diesen Maßnahmen will der Konzern die Skandale unter anderem um das illegale Ausspionieren von Aufsichtsräten und Journalisten sowie um den schweren Datendiebstahl bei T-Mobile in den Griff bekommen. Balz kündigte an, dass es bei der Aufdeckung der Mängel und Schließung der Sicherheitslücken keine «Bauernopfer» geben werde und führende Manager Verantwortung übernehmen müssten.
Unterdessen hat der Aufsichtsrat der Telekom grünes Licht für den Umbau der Geschäftskundensparte T-Systems gegeben. Die Tochterfirma wird aufgespalten und 160 000 kleine und mittelständische Kunden wechseln in die Privatkundensparte
T-Home unter Führung von Festnetzchef Timotheus Höttges. Bei T-Systems verbleiben 400 Großkunden, zu denen unter anderem Konzerne wie Daimler oder die Deutsche Post gehören. Gleichzeitig wechseln rund 6300 Mitarbeiter von T-Systems zu T-Home, wie die Telekom am Mittwoch in Bonn mitteilte. An diesem Donnerstag legt Telekom-Chef René Obermann zudem die Geschäftszahlen für die ersten drei Quartale 2008 vor.
Mit mittelständischen Kunden macht die Telekom nach Angaben aus Konzernkreisen einen Umsatz von rund vier Milliarden Euro jährlich. Bei dieser Kundengruppe steht der Bonner Konzern unter starkem Konkurrenzdruck. Standardisierte Produkte, die diese Unternehmen nachfragen, würden bisher bereits zu rund 90 Prozent von T-Home erstellt und über T-Systems vertrieben. Die Telekom-Tochter soll sich künftig allein auf das Geschäft mit IT-Lösungen und auf Großprojekte mit internationaler Reichweite konzentrieren. Im vergangenen März hatte T-Systems eine Partnerschaft mit dem amerikanischen IT-Dienstleister Cognizant bekanntgegeben.