Glasfaser-Trendwende: Tarife oft schon günstiger als DSL
26.05.2025 | 08:30
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. In immer mehr deutschen Straßen liegen Glasfaserkabel. Doch nur für 26 Prozent der verfügbaren Anschlüsse wird tatsächlich ein Tarif gebucht – obwohl Tarife für durchschnittliche Anwender oft schon günstiger sind als über klassisches DSL. Das zeigt die aktuelle Marktanalyse des Vergleichsportals Verivox.
Kostenvorteil für DSL ist inzwischen die Ausnahme
Von einem Kostenvorteil für DSL gegenüber Glasfaser kann kaum noch die Rede sein. Das zeigt sich beispielhaft am Angebot der Deutschen Telekom, die beide Technologien parallel vermarktet: Der Tarif "Glasfaser 150" ist 50 Prozent schneller als der DSL-Tarif "MagentaZuhause L", kostet aber nur 25 Cent im Monat mehr (22,45 Euro gegenüber 22,20 Euro). "Solche Beispiele gibt es viele", sagt Verivox-Telekommunikationsexperte Jörg Schamberg. "Verschiedene Glasfaseranbieter haben Tarife mit über 100 Megabit pro Sekunde für unter 30 Euro monatlich im Programm. Manche DSL-Tarife sind teurer und bieten weniger Leistung".
Auch beim Blick auf Bestandskundenpreise schneidet Glasfaser gut ab. Bei der Telekom ist der genannte Glasfasertarif ab dem 25. Monat sogar günstiger als der DSL-Tarif (44,95 zu 47,95 Euro). Bei Vodafone kosten nach der Mindestlaufzeit alle Technologien gleich viel: 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) sind ab dem 25. Monat für 44,99 Euro zu haben – egal ob DSL, Kabel-Internet oder Glasfaser.
"Die aktuelle Glasfaser-Preisentwicklung ist eine gute Nachricht für Verbraucherinnen und Verbraucher", sagt Schamberg. "Bislang reichte vielen Internetkunden das klassische DSL aus. Doch wenn Glasfaser zumindest für durchschnittliche Anwender oft sogar günstiger zu haben ist, könnte auch eine Trendwende bei der Nachfrage eingeläutet werden."
Drei Viertel aller verfügbaren Glasfaseranschlüsse liegen noch brach
Das Glasfaser-Zwischenziel der Ampel-Regierung sah vor, bis Ende 2025 die Hälfte aller Haushalte und Unternehmen ans Netz zu bekommen. Die aktuellsten Daten des Bundesbreitbandatlas zeigen für Deutschland im Juni 2024 eine Glasfaserverfügbarkeit von 36 Prozent – ein Fortschritt von 7,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahreswert. Doch die Quote der tatsächlich aktivierten Glasfaseranschlüsse (Take-up-Rate) ist laut Bundesnetzagentur zwischen 2021 und 2023 von 29 auf 24 Prozent zurückgegangen. Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) hat für das vergangene Jahr eine Take-up-Rate von 26 Prozent ermittelt. Somit liegen mit 74 Prozent fast drei Viertel der buchbaren Anschlüsse brach.
"Die deutsche Take-up-Rate ist im europäischen Vergleich sehr niedrig", sagt Schamberg. "Dennoch wird es voraussichtlich gelingen, bis Jahresende 50 Prozent der deutschen Haushalte glasfasertauglich zu machen. Denn nach Lesart der letzten Bundesregierung zählen zum Erreichen dieses Ziels nicht nur die aktivierten Anschlüsse, sondern auch die in der Straße verfügbaren. Ein Anschluss darf bis zu 20 Meter von einem Haus entfernt sein – auch dann gilt das Haus als versorgt."
Verzicht auf Glasfaser verlangsamt Kupfer-Glas-Migration
Die inzwischen veraltete DSL-Technologie kann mit den künftigen Anforderungen an Stabilität und Geschwindigkeit nicht mehr mithalten. Deshalb ist die Abschaltung des Kupfernetzes zu Gunsten von Glasfaser unumgänglich und wird auch in Deutschland bereits vorbereitet. Doch der Prozess zieht sich; andere Länder sind beim Umstieg auf Glasfaser deutlich weiter – so verzeichnen etwa Portugal und Schweden praktisch eine Glasfaser-Vollversorgung.
"Neue Tarifmodelle könnten Schwung in den Markt bringen", sagt Schamberg. "Die weiterhin schleppende Nachfrage ließe sich etwa mit verbrauchsbasierten Modellen, regionalen Sondertarifen oder Treue-Rabatten ankurbeln. Ein Glasfaser-Boost würde nicht nur den Netzbetreibern helfen, die ihre Investitionen refinanzieren müssen. Deutschland, einig Kupferland – das können wir uns, vor allem im Hinblick auf datenintensive KI-Anwendungen, nicht länger leisten."
Methodik
Die Tarifauswertung wurde am 17.04.2025 vorgenommen. Die genannten Preise sind Effektivpreise mit allen Einmalkosten und Boni, auf 24 Monate gerechnet. Ab dem 25. Monat können sich die Preise ändern.
Unter der Take-up-Rate wird in der Branche der Anteil der vom Kunden aktivierten Anschlüsse an allen in der Straße verfügbaren Anschlüssen verstanden – nicht jedoch die Differenz zwischen bereits im Haus liegenden, aber nicht aktivierten Anschlüssen.