Mobilfunk: Datenvolumen von Vertragstarifen übersteigt realen Verbrauch um das Sechsfache
29.07.2025 | 09:46
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. In den Mobilfunk-Laufzeittarifen der großen Anbieter steckt so viel Datenvolumen wie nie zuvor: 72 Gigabyte sind im Schnitt enthalten, das sind 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Das angebotene Inklusivvolumen übersteigt den Durchschnittsverbrauch eines Handynutzers in Deutschland um das Sechsfache. Das zeigt eine aktuelle Marktanalyse des Vergleichsportals Verivox.
Inklusivvolumen ist in nur einem Jahr um 60 Prozent gestiegen
Das Datenangebot in den Laufzeittarifen (Postpaid) der vier großen deutschen Anbieter ist fünfmal höher als in deren Prepaid-Tarifen. In einem Postpaid-Tarif von der Telekom, von Vodafone, O2 sowie 1&1 stecken im Schnitt 72 Gigabyte (GB) – in Prepaid-Angeboten derselben Anbieter lediglich 14 GB. Das Inklusivvolumen ist regelrecht explodiert: Noch 2024 betrug das durchschnittliche Volumen der vier Netzbetreiber in Vertragstarifen knapp 45 GB.
"Schon seit Jahren steigen die Datenbudgets der Tarife unverhältnismäßig an, viel schneller als die tatsächliche Datennutzung der Kunden", sagt Verivox-Telekommunikationsexperte Jörg Schamberg. "Dahinter steckt strategisches Kalkül – je mehr Highspeed-Volumen in einem Tarif steckt, desto teurer kann er verkauft werden. Das hochgerüstete Tarifportfolio der großen Anbieter sorgt somit für eine zusätzliche Verteuerung im Markt."
Laufzeitverträge: Günstigere Daten, aber höhere Monatskosten
Die monatlichen Kosten für einen Postpaid-Tarif liegen heute im Schnitt knapp dreimal höher als die einer Prepaidkarte. Zur Analyse des Preis-Leistungs-Verhältnisses greift die reine Kostenbetrachtung jedoch zu kurz: Denn der durchschnittliche Preis je GB ist in den besser bestückten Vertragstarifen deutlich günstiger als in den schlankeren Prepaidtarifen.
Alle Netzbetreiber bieten aktuell Laufzeittarife mit 100 GB oder mehr an, Vodafone sogar mit bis zu 280 GB. Hinzu kommen unlimitierte Flatrates. Das untere Ende der Skala beginnt bei 5 GB (1&1). Bei Prepaid-Karten reicht die Spanne dagegen von einem bis maximal 50 GB (Telekom). Jörg Schamberg schätzt die Entwicklung ein: "Über viele Jahre hatte O2 im Schnitt das größte Datenbudget, jetzt ist es mit großem Abstand Vodafone. Zudem wächst die Zahl der Unlimited-Angebote. Für die Anbieter ist das hohe Datenvolumen ein wichtiges Marketing-Instrument: Sie statten ihre Tarife mit einem hohen Leistungsversprechen aus – in dem Wissen, dass die meisten Kunden dieses nur teilweise abrufen werden."
Auch Prepaid-Volumen liegt über dem Durchschnittsverbrauch
Selbst das durchschnittliche Prepaid-Datenvolumen ist mit 14 GB höher als der monatliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland – laut VATM beträgt dieser aktuell 11,7 GB. "Smartphone-Nutzer sollten auf eine bedarfsgerechte Tarifbuchung achten," rät Schamberg. "Nur wer viel unterwegs ist oder kein WLAN zur Verfügung hat, braucht ein hohes Datenkontingent. Für Normalnutzer genügen meist schmalere Angebote. Gut zu wissen: Alle vier Netzbetreiber bieten inzwischen auch bei Prepaid einen hohen Surfspeed von bis zu 300 Megabit pro Sekunde. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber Discount-Anbietern, die oft nur 50 Megabit pro Sekunde oder weniger ermöglichen."
Methodik
Verglichen wurden die monatliche Grundgebühr und das durchschnittliche Datenvolumen (ohne unlimitierte Flatrates, bis max. 500 GB Inklusivvolumen) aller online verfügbaren Smartphone-Vertragstarife sowie Prepaid-Angebote für Privatkunden (Neukunden) der Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica und 1&1. Nicht berücksichtigt wurden Hardware, Einmalkosten sowie zeitlich begrenzte Rabatte oder Aktionen. Reine Datentarife sowie Partnerkarten blieben ebenso außen vor. Quelle sind die Webseiten der Anbieter. Stand der Daten: 15.07.2025.