Zinskommentar: So wenig Risiko ist für den Inflationsausgleich notwendig
12.09.2018 | 15:29
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Verivox recherchiert die Ratenkreditzinsen einer Vielzahl von Banken und Sparkassen sowie die aktuellen Tages- und Festgeldkonditionen von rund 800 Geldinstituten. Das sind die größten tagesaktuellen Datenbanken in Deutschland.
Kommentar von Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH:
"Das Zeitalter niedriger Zinsen hält an. Die Europäische Zentralbank vollzieht ihren Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik in Trippelschritten. Heute dürfte die Notenbank noch einmal eine Reduzierung der Anleihekäufe ankündigen. An den mickrigen Zinsen für Sparer wird sich dadurch nichts ändern.
Sparen macht ärmer
Aktuell verharren die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen mit 0,05 Prozent nahe der Nulllinie. Beim 2-jährigen Festgeld sieht es mit 0,24 Prozent kaum besser aus – Top-Banken zahlen in der Spitze 1,4 Prozent. Dagegen erreichte oder übertraf die Inflation zuletzt viermal in Folge die 2-Prozent-Marke.
Mit sicheren Anlagen allein ist ein Inflationsausgleich für Sparer also nicht mehr zu erreichen. Das war in den letzten Jahren noch anders:
Wer seit September 2014 10.000 Euro stets zum besten verfügbaren Zinssatz angelegt hat, verfügt heute über 10.740 Euro Kapital. Inflationsbereinigt bleibt immerhin noch ein Gewinn von 327 Euro übrig.
Wieviel Aktien braucht es für den Inflationsausgleich?
Doch wie viel Risiko müssen Anleger in der aktuellen Situation eingehen, um die Teuerung auszugleichen? Höhere Renditen verspricht der Aktienmarkt. Wer sein Geld langfristig anlegen kann, reduziert Verlustrisiken. Anleger, die in die 30 Standardwerte des DAX investiert und sie mindestens 15 Jahre lang gehalten haben, mussten noch nie Verlust hinnehmen. Historisch betrug die durchschnittliche Jahresrendite 15-jähriger DAX-Anlagen stolze 8,69 Prozent.
Bei einer angenommenen Teuerungsrate von 2 Prozent reicht dann schon ein Aktienanteil von reichlich 8 Prozent im Portfolio, um die Inflation mit der erwirtschafteten Gesamtrendite auszugleichen. Voraussetzung ist, dass das übrige Kapital in Festgeld zum Top-Zins investiert ist. Bei durchschnittlich verzinstem Festgeld bräuchte es für einen Inflationsausgleich schon einen Aktienanteil von 21 Prozent.
Natürlich sind in schlechten Börsenjahren auch Kursrückgänge möglich. Deshalb ist diese Hochrechnung vor allem für langfristige Anleger geeignet und der Inflationsausgleich in einem bestimmten Jahr nicht sicher. Doch in Marktphasen wie dieser – bei niedrigen Zinsen und einer wiedererwachten robusten Inflation – ist mit sicheren Anlagen allein nur eines sicher: Sparer erleiden Kaufkraftverluste. Dabei zeigt die Hochrechnung, dass Bankkunden schon mit geringen Risiken sehr gute Chancen haben, die Niedrigzinsphase zumindest ohne Verluste durchzustehen.
Geringere Kosten, mehr Rendite
Alle Kosten beim Aktienkauf gehen zulasten der Rendite. Anleger sollten das im Blick haben. Wir raten deshalb zu günstigen Indexfonds (ETFs). Sie bilden einen Aktienindex eins zu eins nach. Der zweite wichtige Kostenfaktor ist das Wertpapierdepot. Mit einem günstigen Online-Depot sparen sich Anleger nicht nur die jährlichen Depotgebühren. Verglichen mit den Depots großer niedergelassener Regionalbanken sparen Anleger bei den günstigsten Anbietern darüber hinaus bis zu 70 Euro pro Order (Ordervolumen: 5.000 Euro)."