Raus aus der Krise: American Express meldet Umsatzanstieg
Stand: 22.10.2010
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New York - Der Kreditkarten-Anbieter American Express muss sich seltener mit säumigen Kunden befassen. Seitdem sich die wirtschaftliche Lage zusehends entspannt, zahlten die Kunden ihre Rechnungen wieder zuverlässiger. Im dritten Quartal stieg der Gewinn deshalb gegenüber dem durch die Krise gebeutelten Vorjahreszeitraum um 71 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar (rund 880 Millionen Euro).
Zudem springt das Geschäft wieder an. Konzernchef Kenneth Chenault sprach am Donnerstag davon, dass vor allem die Geschäftskunden wieder mehr mit Karte zahlten. In der Wirtschaftskrise hatten viele Firmen ihre Ausgaben drastisch zurückgefahren und etwa Geschäftsreisen stark eingeschränkt. Auch die Privatkunden sparten und verzichteten etwa auf einen Urlaub in der Ferne.
Nachdem der Knoten sich gelöst hat, stieg der Umsatz um 17 Prozent auf 7,0 Milliarden Dollar. Vor allem das in der Krise eingebrochene, inländische Geschäft legte kräftig zu. Das Auslandsgeschäft hatte sich die ganze Zeit als stabiler Anker erwiesen. Die Rückstellungen für unbezahlte Rechnungen lagen mit 373 Millionen Dollar nur noch ein Drittel so hoch wie vor einem Jahr.
Anders als die Wettbewerber Visa und Mastercard muss American Express platzende Rechnungen selbst verkraften. Bei den zwei Rivalen liegt das Risiko bei den Partnern, die die Karten ausgeben. Das sind zumeist Banken, aber auch Fluggesellschaften oder Autoverleiher. Visa legt seine Zwischenbilanz am 27. Oktober vor, Mastercard am 2. November.
In der Wirtschaftskrise waren viele Menschen arbeitslos geworden und hatten ihre Raten nicht mehr zahlen können. Bereits die US-Großbanken hatten für das vergangene Quartal aber reihum deutlich weniger faule Kredite gemeldet. Nun wartet jedoch eine neue Herausforderung auf die Branche: die neuen Finanzmarkt-Gesetze.
So hat es US-Präsident Barack Obama den Finanzfirmen erschwert, die Zinsen bei Kreditkarten im Nachhinein klammheimlich anzuheben. Auch müssen sich die Finanzunternehmen bescheiden, was Strafgebühren angeht, wenn ein Kunde etwa seine Rechnung zu spät bezahlt. Die Bank of America etwa rechnet mit drastischen Umsatzeinbußen. Auch Amex- Chef Chenault geht von Umbrüchen in seiner Industrie aus.
Der Staat hat die Branche ohnehin im Visier: Das US-Justizministerium wittert Wettbewerbsverstöße durch die drei Großen der Branche. Sie sollen versucht haben, Einzelhändler daran zu hindern, ihre Kunden zur Benutzung von Kreditkarten konkurrierender Firmen mit geringeren Gebühren anzuspornen - etwa durch Rabatte oder auch nur durch Plakate in ihren Schaufenstern mit Aufschriften wie "Wir bevorzugen..."
Mit Visa und Mastercard einigte sich das Justizministerium jüngst auf einen Vergleich, nur American Express weigert sich beharrlich, Verfehlungen einzuräumen. Das Ganze geht nun vor einem New Yorker Gericht weiter. Hintergrund des Rechtsstreites ist, dass Händler jedes Mal eine Gebühr zahlen müssen, wenn ein Kunde eine Kreditkarte benutzt.