Integrierte Versorgung
Ob bei der Betreuung chronisch Kranker, bei einem operativen Eingriff mit nachfolgenden Reha-Maßnahmen oder zur Abklärung unklarer Beschwerden in der Diagnostik – die integrierte Versorgung spielt ihre Stärken bei fachbereichsübergreifenden Themen aus. Über eine erfolgreiche Einbindung verschiedenster Fachbereiche in die Betreuung lassen sich schnell, schonend und geldsparend bessere Behandlungserfolge erzielen. Als Patient lohnt es sich für Sie, die Angebote der Krankenkassen zu nutzen und die Strukturen einer integrierten Versorgung wahrzunehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Umfassende Betreuung durch Netzwerk medizinischer Fachbereiche
- Effektivere, umfassendere und günstigere medizinische Versorgung
- Vorteile für den Patienten: kurze Wege, bessere Organisation, maßgeschneiderte Therapie
- Integrierte Versorgung durch gesetzliche und private Krankenversicherungen unterstützt
Integrierte Versorgung für bessere Behandlungserfolge
Von der Diagnostik über Krankenhausaufenthalt und Reha bis hin zur Nachbetreuung umfasst die medizinische Betreuung zahlreiche komplexe Aufgaben, die von Experten verschiedener Fachbereiche übernommen werden. Für den Patienten entstehen im konventionellen Verfahren meist wiederholte Wartezeiten oder der Eindruck, alles immer wieder von vorne erzählen zu müssen. Mit der integrierten Versorgung wird dieses Problem in Angriff genommen. Patienten werden durchgängig innerhalb eines Netzwerks an Spezialisten betreut. Viele Krankenversicherungen – seien sie gesetzlich oder privat – unterstützen die "Integrierte Versorgung". Sie bietet nicht nur dem Patienten bessere Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung, sondern spart auch im Gesundheitssystem Zeit und Geld.
Integrierte Versorgung – Was ist das?
Zahlreiche Krankheitsbilder machen eine Rundumversorgung unter Beteiligung verschiedener medizinischer Fachbereiche notwendig. Beispiele sind Operationen mit vorgelagertem Gesundheitscheck, chirurgischem Eingriff, Wundversorgung und Physiotherapie oder die Betreuung von Schwangeren mit besonderen medizinischen Bedürfnissen bei Mutter und Kind während Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit. Aus der Erkenntnis um die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit der Fachbereiche entwickelte sich in den 70er-Jahren die Managed-Care-Bewegung in den USA. Nachdem zahlreiche Studien die Vorteile einer Betreuung im Netzwerk belegen konnten, wurde die "Integrierte Versorgung" als gesundheitspolitisches Instrument auch im Sozialgesetzbuch in Deutschland festgehalten.
Spezialisierte Kliniken und Behandlungszentren
Nicht jede Praxis oder Klinik kann eine integrierte Versorgung anbieten. Nur Zentren, die über eine spezielle, nachgewiesene Qualifikation verfügen, können mit den Krankenversicherungen entsprechende Betreuungsverträge abschließen. Mit dem Ziel, die integrierte Versorgung flächendeckend anzubieten, übernehmen die Zentren stets die Betreuung für einen gewissen Umkreis. Nur dort lebende Patienten können an den Versorgungsprogrammen teilnehmen. Das stellt sicher, dass ein Patient die unterschiedlichen Fachbereiche seiner integrierten Versorgung erreichen und Untersuchungen und Behandlungen im regelmäßigen Rahmen wahrnehmen kann. Auskunft über derartige Angebote zur integrierten Versorgung erteilen die Krankenversicherungen.
Vorteile bei komplexen Behandlungsverläufen
Wenn Sie sich für eine Teilnahme an einem Programm der integrierten Versorgung entscheiden, binden Sie sich innerhalb des Netzwerkes an die teilnehmenden Fachbereiche. Sie müssen dann zum Beispiel zu einer festgelegten Physiotherapeutin gemäß Therapieplan gehen und nicht zu der Kollegin "um die Ecke". Dennoch lohnt die Teilnahme vor allem für Patienten mit komplexen Behandlungsverläufen und intensivem Betreuungsbedarf. Dazu gehören beispielsweise:
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronare Herzkrankheit oder Arteriosklerose
- Adipositas
- Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit
- Ambulante und stationäre Operationen
- Chronische Schmerzen
- Bandscheibenvorfälle
- Psychische Erkrankungen wie Depressionen
- Chronische Krankheiten wie Asthma
- ADHS
Nicht für alle integrierte Versorgung?
Für die meisten Patienten ist die Teilnahme an einem Programm der integrierten Versorgung möglich, wenn ihr Krankheitsverlauf dies notwendig und empfehlenswert macht. Sowohl die meisten gesetzlichen Krankenkassen als auch viele der privaten Krankenversicherer haben mit den regionalen Versorgungszentren Verträge abgeschlossen und bieten ihren Mitgliedern die Teilnahme an. Hinweise auf solche Versorgungsprogramme finden sich meist auf der Homepage der Krankenversicherungen. Bei einigen Versicherungen ist es notwendig, einen – meist kostenlosen – Wahltarif auszusuchen, um das Angebot nutzen zu können. Andere Krankenversicherer haben die integrierte Versorgung in ihre Basisprogramme integriert. Einige zahlen sogar Prämien an Versicherte, wenn diese an einem Programm teilnehmen und das Angebot wie vorgesehen nutzen.
Wahl der richtigen Krankenversicherung
Die folgenden Fragen können Ihnen dabei helfen, die richtige Entscheidung zu treffen:
- Welche Vorteile habe ich durch die Teilnahme an einem Versorgungsprogramm?
- Welche Einschränkungen bei der Wahl meines Arztes, Physiotherapeuten oder Betreuer in anderen Bereichen muss ich in Kauf nehmen?
- Wie nah sind die unterschiedlichen Angebote im Netzwerk?
- Welche Fachbereiche nehmen am Programm teil und welche kann ich nutzen?
- Wie sieht der Therapieplan aus?
- Werden Programmteilnehmer bei der Terminvergabe bevorzugt?
- Wie lange muss ich mindestens teilnehmen und kann ich vorzeitig kündigen?
- Kann ich meinen Vertragsabschluss widerrufen?
- Muss ich bereits erhaltene Prämien bei vorzeitigem Ausstieg zurückzahlen?
- Kann ich verschiedene Versorgungsumfänge wählen?
Empfehlenswert für Patienten und Pflegebedürftige
Für chronisch kranke und ältere Patienten lohnt ein Blick auf die Angebote ihrer Krankenversicherung. Bei der Entscheidungsfindung für einen Wahltarif oder einen Versicherungsvertrag empfiehlt sich nicht nur ein Blick auf die oben genannten Fragen, sondern auch auf die Angebote für Pflegebedürftige. Seit 2007 beteiligt sich nämlich die Pflegeversicherung ebenfalls an der integrierten Versorgung. Für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige kann eine enge Abstimmung zwischen Krankenhaus, Pflegedienst und stationären Pflegeeinrichtungen eine große Hilfe sein.