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Wer einen Pkw- oder Motorradführerschein erhalten möchte, muss den Schulterblick beherrschen. Vergisst ein Fahrschüler während der Prüfung den Blick über die Schulter, fällt er durch. Obwohl der Schulterblick so wichtig ist, gibt es Auto- und Motorradfahrer, die ihn nicht konsequent durchführen. In welchen Situationen ist ein Blick über die Schulter überhaupt notwendig?

Inhalt dieser Seite
  1. Das Wichtigste in Kürze
  2. Wann ist der Schulterblick erforderlich?
  3. Schulterblick durchführen
  4. Zunehmende Nachlässigkeit durch Assistenzsysteme
  5. Schulterblick vergessen: Was sind die Folgen?
  6. Verwandte Themen
  7. Weiterführende Links
  8. Kfz-Versicherungen vergleichen

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schulterblick ermöglicht es Fahrzeugführern, den toten Winkel einzusehen.
  • Beim Abbiegen, bei Spurwechseln und beim Überholen ist der Blick über die Schulter notwendig, um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu gefährden.
  • Schauen Sie zuerst in den Innen- und in die Außenspiegel, setzen Sie anschließend den Blinker und sichern Sie sich mit dem Schulterblick ab, bevor Sie das Lenkrad bewegen.
  • Wer den Schulterblick vergisst und deshalb einen Unfall verursacht, trägt die alleinige Schuld.

Wann ist der Schulterblick erforderlich?

Laut Straßenverkehrsordnung müssen Fahrzeugführer beim Überholen, Vorbeifahren, Spurwechsel oder Abbiegen darauf achten, dass sie andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährden. Ein wichtiges Hilfsmittel sind der Innen- und die Außenspiegel. Häufig reicht ein Blick in diese aber nicht aus, um andere Verkehrsteilnehmer zu sehen. Denn es gibt den sogenannten toten Winkel, einen Bereich unmittelbar neben dem Fahrzeug, den die Spiegel nicht erfassen. Damit Auto- und Motorradfahrer die Verkehrssituation vollständig überblicken und alle Bereiche neben und hinter dem Fahrzeug einsehen können, müssen sie über die Schulter blicken. Dies ist eine wichtige Absicherung, um niemanden zu übersehen und zu gefährden.

Unterbleibt der Blick über die Schulter, werden andere Verkehrsteilnehmer leicht übersehen – und das kann schnell zu Unfällen führen, im schlimmsten Fall mit Personenschäden. Insbesondere Zusammenstöße zwischen einem Fußgänger oder Fahrradfahrer und einem schweren Fahrzeug wie einem Lkw enden oftmals tödlich.

Schulterblick in der richtigen Reihenfolge durchführen

Möchten Sie ein Fahrzeug überholen oder abbiegen, sollten Sie zunächst den nachfolgenden Verkehr beobachten. Mithilfe des Innenspiegels sehen Sie den Bereich hinter dem Fahrzeug ein. Falls Sie nach links abbiegen wollen, müssen Sie zusätzlich in den linken Außenspiegel blicken; beim Abbiegen nach rechts schauen Sie in den rechten Außenspiegel. Setzen sie frühzeitig den Blinker, um anderen Verkehrsteilnehmern ihr Manöver anzuzeigen. Unmittelbar bevor Sie abbiegen oder zum Überholen ansetzen, prüfen Sie per Schulterblick, dass sich kein anderes Fahrzeug, kein Fahrradfahrer oder Fußgänger im toten Winkel befindet. Es gilt dabei die Devise „erst den Kopf drehen und dann das Lenkrad“. Der Vorgang lässt sich leicht mit drei Schlagwörtern merken: Spiegel - Blinker - Schulterblick.

Auch auf der Autobahn Pflicht

Den Schulterblick müssen angehende Führerscheinbesitzer solange üben, bis er zur Routine wird, und zwar auch beim Fahren mit hoher Geschwindigkeit. Denn der Schulterblick gehört auch auf der Autobahn zum Pflichtprogramm.

Zunehmende Nachlässigkeit durch Assistenzsysteme

Laut einer Umfrage der American Automobile Association (dem größten Automobilclub der USA) verlassen sich inzwischen viele Fahrzeugführer zu sehr auf die Fahrassistenzsysteme. So gab etwa jeder dritte Befragte an, der Totwinkelwarner-Technologie in seinem Fahrzeug vollständig zu vertrauen und auf den Schulterblick zu verzichten. Außerdem zeigte die Umfrage auf, dass etwa drei Viertel aller Teilnehmer die Leistungsfähigkeit der Assistenzsysteme überschätzen.

Schulterblick vergessen: Was sind die Folgen?

Der aktuelle Bußgeldkatalog geht nicht speziell auf den Schulterblick ein. Es ist daher im Prinzip nicht strafbar, die Absicherung wegzulassen. Aus Gründen der Sicherheit sollten Fahrzeugführer den Blick über die Schulter dennoch anwenden. Seien Sie sich außerdem im Klaren darüber, dass es Konsequenzen hat, wenn Sie den Schulterblick vergessen haben und dadurch einen Unfall verursacht oder andere Verkehrsteilnehmer gefährdet haben. Wie die nachfolgende Tabelle veranschaulicht, werden nicht nur eine Geldstrafe, sondern auch ein Punkt in Flensburg fällig:

Delikt
Bußgeld
Punkte
Fahrzeug beim Abbiegen nicht vorbeifahren lassen (mit Gefährdung) 70 Euro 1
Andere Verkehrsteilnehmer durch Wenden, Rückwärtsfahren oder beim Abbiegen in ein Grundstück gefährden 80 Euro 1
Andere Verkehrsteilnehmer beim Spurwechsel gefährden 30 Euro -
Den Fahrstreifen wechseln und dadurch einen Unfall verursachen 35 Euro -

Zudem sollten Sie bedenken, dass Sie voll haftbar sind, wenn ein nicht erfolgter Schulterblick zu einem Unfall führte. Wie das Amtsgericht Hamburg in einem Urteil herausstellte, hat der Fahrzeugführer in diesem Fall eindeutig seine Sorgfaltspflicht verletzt. Schließlich sei der Blick über die Schulter aufgrund des wesentlich größeren Blickwinkels erforderlich. Grundsätzlich muss die Kfz-Haftpflicht trotzdem für die verursachten Schäden haften. Sie kann jedoch eine Selbstbeteiligung fordern. Bei einer Teilkasko- oder Vollkaskoversicherung sieht die Lage anders aus. Hier darf es der Versicherer ablehnen, anteilig oder vollständig für den Schaden aufzukommen.

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