Jugendschutz bei Videospielen: Infos & Tipps für Eltern
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Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 19 Jahren machen 23 Prozent der deutschen Gamer aus. Für sie ist eine sichere Spielumgebung mit altersgerechten Inhalten wichtig. Das neue Jugendschutzgesetz aus dem Jahr 2021 regelt daher Vorgaben für Sicherheitseinstellungen, vorsorgliche Maßnahmen wie die Altersverifikation beim Kauf oder Download von Spielen und gibt strengere Richtlinien für Alterskennzeichnungen vor. All diese Maßnahmen unterstützen Eltern dabei, ihre Kinder vor unangemessenen Inhalten zu schützen. In diesem Ratgeber informieren wir Eltern darüber, wie sie Gaming altersgerecht gestalten können und welche Jugendschutz-Einstellungen der einzelnen Gaming-Plattformen sie dabei unterstützen.
Das Wichtigste in Kürze
- USK- und PEGI-Altersfreigaben zeigen an, ab welchem Alter ein Videospiel geeignet ist.
- Informieren Sie sich vor dem Kauf eines Videospiels und orientieren Sie sich an pädagogischen Beurteilungen von Experten.
- Auf den meisten Gaming-Plattformen können Sie Altersbeschränkungen für Spiele und Apps festlegen.
USK- & PEGI-Altersempfehlungen: Welche Alterseinstufungen gibt es für Videospiele?
Damit Kinder und Jugendliche altersgerecht gamen können, regelt das Jugendschutzgesetz unter anderem die Prüfung von Videospielen. Demnach dürfen Händler Spiele nur an Kinder und Jugendliche abgeben, wenn sie vorher von der Unterhaltungssoftware Prüfkontrolle (USK) getestet und für eine Altersgruppe freigegeben wurden.
USK
Die USK-Alterskennzeichnung können Sie auf der Spieleverpackung und dem Datenträger sowie beim Online-Download eines Videospiels finden. Neben der Altersfreigabe beschreibt die Kennzeichnung auch, warum das Spiel erst ab einem bestimmten Alter geeignet ist. Zusätzlich weist die USK auf Kostenfallen wie In-Game-Käufe und Chatmöglichkeiten mit anderen im Videospiel hin.
Diese USK-Altersfreigaben gibt es und das bedeuten sie:
USK 0:
- Keine Altersbeschränkung. Die Spiele sind kinderfreundlich.
- Typische Videospiel-Genres mit dieser Kennzeichnung sind zum Beispiel Geschicklichkeits- und Gesellschaftsspiele, Denkspiele und Sportspiele.
- Die Spiele enthalten keine bedenklichen Gewaltdarstellungen oder ängstigende Situationen. Es gibt keine zeitlichen Vorgaben, um Spielaufgaben zu erfüllen.
- Die Spiele lösen keinen hohen Handlungsdruck aus, da Spieler in ihrem eigenen Tempo spielen können.
USK 6:
- Die Spiele können komplexer und schneller sein sowie Wettbewerbe oder Konflikte enthalten.
- Typische Spiel-Genres sind beispielsweise Abenteuerspiele oder Rennspiele.
- Wettkämpfe werden fantasievoll und abstrakt dargestellt. Welten und Charaktere entsprechen häufig nicht der realen Welt.
- Die Spiele lösen keinen nachhaltigen Stress oder Angst aus und überlasten Kinder nicht.
USK 12:
- Die Spiele können Fähigkeiten wie logisches Denken oder eine gute Hand-Auge-Koordination erfordern.
- Beispiele für Videospiele mit dieser Kennzeichnung sind Strategiespiele, Adventure Games und vereinzelt militärische Simulationen.
- Düstere Spielsituationen und Kämpfe sind möglich. Zeitlimits können Druck aufbauen, Spielhandlungen durchzuführen.
- Bedrohliche Spielfiguren und -szenarien werden comicartig und unrealistisch dargestellt.
USK 16:
- USK 16-Spiele sind häufig beispielsweise Open-World-Spiele, Beat ‘em Ups oder Shooter.
- Strategisches Denken und Teamfähigkeit des Spielers können wichtige Fähigkeiten zur Erfüllung der Aufgaben im Spiel sein.
- Die Spiele können lang anhaltende Spannung aufbauen. Spieler müssen häufig schnell handeln, um Aufgaben zu erfüllen (hoher Handlungsdruck).
- Gewalttätige Handlungen können ein größerer Bestandteil des Spiels sein, aber werden durch die Story eingeordnet.
USK 18:
- USK 18-Spiele sind zum Beispiel First-Person-Shooter und Spiele, die ausschließlich von Erwachsenen gespielt werden sollten.
- Die Spiele beinhalten realitätsnahe, gewalttätige Auseinandersetzungen und bedrohlich wirkende Szenen.
- Antisoziale Handlungen (z. B. Diskriminierungen) spielen oft eine zentrale Rolle im Spielgeschehen.
Achtung: Jugendschutz bewertet nicht den Schwierigkeitsgrad
Altersfreigaben beurteilen, ob ein Videospiel die Bestimmungen des Jugendschutzes erfüllen. Allerdings geben die Kennzeichnungen keine Auskunft über den Schwierigkeitsgrad eines Videospiels. Es kann daher vorkommen, dass ein Spiel ein Kind eines bestimmten Alters zwar nicht beeinträchtigt, aber trotzdem nur schwer lösbar oder spielbar ist.
PEGI
Die Pan European Game Information (PEGI) ist eine europaweite Alterskennzeichnung für Videospiele. Wie die USK-Altersfreigabe unterteilt auch PEGI Spiele in fünf Altersstufen. Dabei unterscheiden sich die Altersgrenzen etwas von der deutschen Kennzeichnung. Außerdem weisen die PEGI-Symbole auf bedenkliche Inhalte in den Videospielen hin. Das können unter anderem Gewalt, Schimpfwörter oder Käufe im Spiel sein.
Diese PEGI-Altersfreigaben gibt es und das bedeuten sie:
PEGI 3
- Keine Altersbeschränkung
- Die Spielinhalte sind weder erschreckend noch verängstigend für Kinder.
- Das Spiel beinhaltet keine vulgäre Sprache und Gewalt nur in einem sehr milden, humorvollen Kontext.
PEGI 7
- Kinder unter sieben Jahren können die Spielinhalte beängstigen.
- Gewalt kann sehr milde in einem nicht-realistischen Umfeld dargestellt werden.
PEGI 12
- Im Spiel kann Gewalt gegen Fantasiewesen oder nicht-realistische Gewalt gegen menschenähnliche Charaktere vorkommen.
- Das Spiel kann milde Formen von vulgärer Sprache beinhalten.
PEGI 16
- Die dargestellte Gewalt im Spiel kann realer wirken.
- Vulgäre Sprache sowie Tabak-, Alkohol- und Drogenkonsum können im Spiel thematisiert werden.
PEGI 18
- Videospiele mit dieser Kennzeichnung sollten nur von Erwachsenen gespielt werden.
- Schwere und realitätsnahe Gewalthandlungen sind Bestandteil des Spiels.
- Die Spielinhalte können den Drogenkonsum verherrlichen.
Altersgerechtes Gaming: Tipps zur Auswahl des passenden Videospiels für Ihr Kind
Wenn Sie Ihrem Kind ein neues Videospiel kaufen möchten, können die USK- und PEGI-Altersfreigaben eine erste Orientierung bieten. Darüber hinaus empfehlen wir Ihnen, sich auch selbst über die Spielinhalte zu informieren. Dazu können Sie zum Beispiel Videospiel-Trailer anschauen, Testberichte lesen oder sich im Fachhandel beraten lassen. Außerdem finden Sie auf Portalen wie schau-hin.info und spieleratgeber-nrw.de pädagogische Beurteilungen zu verschiedenen Spielen. So verschaffen Sie sich einen Überblick über das Videospiel und können besser einschätzen, ob es für Ihr Kind geeignet ist.
Serious Games vereinen Spielen und Lernen
Serious Games sind Spiele, die Kindern nicht nur Spaß machen, sondern bei denen sie auf spielerische Weise auch etwas Neues lernen können. Die Spiele können Kindern verschiedene Themen von Umwelt bis Politik näherbringen und gleichzeitig ein unterhaltsames Spielerlebnis bieten.
Lassen Sie sich auch von Kinder- und Jugendspielpreisen wie dem Deutschen Computerspielpreis, dem Kindersoftwarepreis oder dem pädagogischen Interaktiv-Preis (Pädi) inspirieren, ein neues Videospiel zu testen.
Neben der Auswahl des richtigen Spiels spielt beim altersgerechten Gaming auch die gesunde Videospielnutzung eine wichtige Rolle. Wir empfehlen Ihnen, mit Ihrem Kind offen über die Nutzungsdauer und bestimmte Verhaltensregeln bei Videospielen zu sprechen, damit es sicher und unbeschwert gamen kann.
Jugendschutz bei Videospielen: Welche Jugendschutzeinstellungen bieten die Gaming-Plattformen?
Damit Sie Ihr Kind ohne Sorgen Videospiele spielen lassen können, können Sie auf den Gaming-Geräten einige Vorkehrungen treffen, die Ihr Kind vor unangemessenen Inhalten schützen. Die Einstellungen können Sie in der Regel mit einem PIN-Code sichern, damit nur Sie darauf Zugriff haben. Wir erklären Ihnen, welche Jugendschutzeinstellungen für Videospiele auf den unterschiedlichen Plattformen möglich sind.
Zugang zu Spielen und Apps nach Altersstufen filtern
In der Regel können Sie auf allen Gaming-Plattformen Spiele und Apps für verschiedene Altersstufen sperren oder freigeben. Dadurch kann Ihr Kind Videospiele, die nicht seinem Alter entsprechen, nicht auf dem Gerät sehen, herunterladen oder starten.
Online-Kommunikation einschränken
Viele Videospiele bieten die Möglichkeit, sich online mit anderen Spielern zu vernetzen und über Chats auszutauschen. Damit Ihr Kind geschützt ist, können Sie die Kommunikationsfunktionen auf allen Gaming-Plattformen deaktivieren. So kann es im Spiel keine Nachrichten von anderen empfangen oder selbst senden.
Nicht altersgerechte Websites und soziale Netzwerke sperren
Mit der Konsole, dem Smartphone, Tablet oder PC kann Ihr Kind nicht nur Videospiele spielen, sondern für den Browser auch ins Internet und in soziale Netzwerke gelangen. Daher bieten die Plattformen auch Jugendschutzoptionen, damit Ihr Kind sicher im Netz unterwegs ist.
Schutz vor In-Game-Käufen und Bildschirmzeitbeschränkungen
In den Jugendschutzeinstellungen der unterschiedlichen Geräte können Sie auch In-App- oder In-Game-Käufe und die Bildschirmzeit regulieren. So verhindern Sie unüberlegte Spielkäufe und stellen eine angemessene Spieldauer ein.
So nehmen Sie Jugendschutzeinstellungen auf den unterschiedlichen Videospiel-Plattformen vor
Nintendo Switch
In der Nintendo Switch-Altersbeschränkungen-App können Sie Funktionen nach den Kategorien Jugendliche, Kinder, Kleinkinder und Nutzerdefiniert einschränken. Auf dem Gerät finden Sie in den Systemeinstellungen die Kategorie „Altersbeschränkungen“. Auf der Nintendo Switch sperren Sie so Inhalte und Funktionen abhängig von der Altersfreigabe (nutzerdefiniert oder nach USK) und schränken Kommunikation mit anderen Nutzern ein.
Nintendo Wii U
Auf der Konsole gibt es im Wii U Menü die Kategorie „Altersbeschränkungen“. Dort legen Sie „Altersbeschränkung für Nutzerkonten“ fest und können nicht altersgerechte Inhalte und Spiele sperren. Anschließend schützen Sie die Einstellungen mit einem PIN-Code.
Xbox
Drücken Sie die Xbox-Taste auf dem Controller. Wählen Sie „Profil und System“ – „Einstellungen“ – „Konto“ – „Jugendschutz“ – „Familienmitglieder verwalten“ aus, um zu den Jugendschutzeinstellungen zu gelangen. In der Familienverwaltung stellen Sie Altersbeschränkungen und eine Webfilterung für nicht altersgerechte Inhalte individuell nach dem Alter Ihres Kindes ein. Außerdem gibt es auf der Xbox voreingestellte Standard-Jugendschutzeinstellungen je nach Alter des Nutzers.
Playstation 4 & 5
Auf der PlayStation können Sie die Jugendschutzeinstellungen über die Konsole, die Playstation App, den PC oder das Smartphone vornehmen. Folgen Sie dazu diesem Pfad: „Einstellungen“ – „Kindersicherung/Familienverwaltung“ – „Familienverwaltung“. Dort stellen Sie Altersbeschränkungen für Videospiele ein, schränken die Online-Kommunikation ein und deaktivieren den Browser-Zugriff.
iPhone/iPad
Jugendschutzeinstellungen auf iOS-Geräten nehmen Sie unter „Einstellungen“ – „Bildschirmzeit“ – „Beschränkungen“ vor. Diese Einstellungsmöglichkeiten stehen Ihnen zur Verfügung:
- App Store-Inhalte nach Altersfreigabe filtern
- Game Center-Funktionen einschränken
- Mehrspielerfunktionen: Vernetzung mit Freunden, Bildschirmaufnahme, Nachrichtenaustausch, Profildatenschutz- und Avataränderungen
- Website mit nicht altersgerechten Inhalten sperren
Android-Geräte
In der Google Play App folgen Sie diesem Pfad, um Altersbeschränkungen einzustellen: „Einstellungen“ – „Familie“ – „Jugendschutzeinstellungen“. Sie haben die Möglichkeit, den Zugriff auf Spiele und Apps einzuschränken, eine Altersfreigabe für Downloads festzulegen und nicht altersgerechte Inhalte zu filtern.
PC
Bei Windows 10/11 nehmen Sie die Jugendschutzeinstellungen über die Family-Safety-App oder im Web vor. In den Kategorien „Inhaltsfilter“ – „Apps und Spiele“ können Sie App- und Spiele-Downloads durch eine Altersfreigabe begrenzen, nicht altersgerechte Spielinhalte filtern und Websites zulassen oder blockieren.
Bei der Spieleplattform Origin legen Sie ein Elternkonto und anschließend ein Kinderkonto in der EA app oder in Origin auf dem PC an. So geht’s:
- Land auswählen
- Geburtsdatum Ihres Kindes angeben
- E-Mail eines Elternteils eintragen
- Benutzername und Passwort festlegen
Bei der Plattform Steam legen Sie Familieneinstellungen über die PC App unter „Einstellungen“ – „Family“ fest. Dort können Sie den Zugriff auf Spiele, Online-Inhalte, den Steam-Shop und Chats regulieren.
Fazit: Jugendschutz und Videospiele – So ermöglichen Sie Ihrem Kind ein altersgerechtes Spielerlebnis
Nutzen Sie USK- und PEGI-Altersfreigaben als Richtwert, ob ein Spiel für Ihr Kind geeignet ist – allerdings müssen Sie sich nicht daran halten, wenn Sie die individuelle Entwicklung Ihres Kindes gut einschätzen können. Auch die Regulierung von Spielinhalten ist ein wirksamer Hebel für Kinder- und Jugendschutz. Schauen Sie sich Spiele ebenso an wie Ihr Kind beim Spielen. So fördern Sie einen bewussten und reflektierten Umgang mit Videospielen.