Ende der Gratiskultur: Gebühren fürs Abheben am Geldautomaten
Stand: 05.04.2017
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Frankfurt/Berlin – Schluss mit gratis: In der Zinsflaute drehen immer mehr Banken und Sparkassen an der Gebührenschraube. Seit Kurzem verlangen einige Sparkassen und Volksbanken von einem Teil ihrer eigenen Kunden Gebühren, wenn diese am Automaten Geld abheben.
Gebühren fürs Geldabheben bei eigenen Bankkunden
Bisher konnten Verbraucher an Automaten des eigenen Instituts oder der Finanzgruppe kostenlos Bargeld abheben. Zwar sorgten die teils hohen Gebühren für Fremdkunden in den letzten Jahren immer wieder für Ärger. Diese haben sich aber inzwischen bis auf wenige Ausnahmen auf etwa drei bis fünf Euro eingependelt.
Bei manchen Sparkassen ist nun auch für eigene Kunden Schluss mit gratis: Bei etwa 40 der rund 400 Institute fallen nach Recherchen des Finanzportals Biallo je nach Kontomodell Gebühren von 19 Cent bis zu einem Euro an. Manche gewähren ihren Kunden im Monat bis zu fünf kostenlose Abhebungen am Geldautomaten; andere bitten gleich beim ersten Mal Geldabheben zur Kasse.
Bei den privaten Instituten der sogenannten Cash Group – Commerzbank, Deutsche Bank, HypoVereinsbank und Postbank – ist die Bargeldversorgung am Automaten für eigene Kunden und die der Gruppe nach wie vor kostenlos. Es gebe aktuell auch keine Pläne dies zu ändern, heißt es bei den Instituten auf Anfrage.
Kosten auch abhängig vom Konto
Nur wer ein entsprechendes Kontomodell wähle, zahle wie bei anderen Instituten auch Gebühren für Abbuchungen, betont der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Grundsätzlich sei das Abheben an einem der rund 25.000 Geräte für Sparkassen-Kunden nach wie vor kostenlos. Ähnlich argumentieren die Volks- und Raiffeisenbanken. Es sei möglich, dass sich Verbraucher für ein Kontomodell entschieden, "das preiswerter ist, weil es zum Beispiel ein monatliches Limit an Freiabhebungen am Geldautomaten vorsieht." Für Kunden, die nicht oft Bargeld abheben, könne sich das lohnen. Biallo zufolge haben bisher mehr als 150 Volksbanken die kostenlose Bargeldversorgung teils abgeschafft. Die Auswertung laufe aber noch.
Verbraucher sollten Kontomodelle vergleichen
Durch die unterschiedlichen Gebührenmodelle wird die Wahl des passenden Kontos für Bankkunden immer unübersichtlicher. Kunden sollten sich daher über ihr Kontomodell informieren und abwägen, welche Konditionen sie von ihrem Girokonto erwarten und für welche Leistungen sie bereit sind, Gebühren zu zahlen.
Auch Top-Angebote sind weiterhin zu finden. Das kostenlose Girokonto ist zwar auf dem Rückzug, aber noch nicht ganz verschwunden. Besonders Verbraucher, die ihre Bankgeschäfte nicht mehr in der Filiale, sondern online erledigen, werden weiter fündig. Ein kostenloses Girokonto sollte vor allem keine monatlichen Kontoführungsgebühren sowie eine kostenlose Giro- und Kreditkarte beinhalten. Auch für Service-Leistungen wie Überweisungen oder Daueraufträge müssen Bankkunden nicht extra in die Tasche greifen.
Seit Herbst 2016 können Verbraucher durch das Zahlungskontengesetz leichter ihr Konto wechseln. Die Banken sind dazu verpflichtet, Bankkunden beim Wechsel zu unterstützen. Dazu gehört auch der Umzug von Lastschriften und Daueraufträgen.
Anhaltender Niedrigzins belastet die Banken
Als Grund für die Gebühren gelten die niedrigen Zinsen, die viele Geldhäuser belasten. Die Branche ist daher auf der Suche nach neuen Einnahmequellen; zugleich sollen die Kosten gesenkt werden. "Bankdienstleistungen sind nicht kostenlos – die Verbraucher verstehen und akzeptieren das auch", sagte jüngst der Präsident des Genossenschaftsverbandes, Michael Bockelmann. Vor allem kleinere Häuser befänden sich "im Zangengriff sinkender Erträge durch die Niedrigzinsphase und steigender Kosten durch die Regulierung".
Trend geht zum bargeldlosen Bezahlen
Nach Einschätzung von Dirk Schiereck, Professor an der TU Darmstadt, geht es den Finanzinstituten auch darum, das Verhalten der Kunden bei Zahlungsvorgängen zu ändern. Einzelhandel und Banken seien sich darin einig, dass Bargeld teurer sei und es für sie besser wäre, wenn mehr Kunden mit Karte oder per Handy bezahlten, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Deshalb versuchten Banken und Sparkassen, die Kunden vom Bargeld wegzulocken.