Multi-Risk-Versicherung
Der Begriff Multi-Risk-Versicherung ist noch relativ jung in der Versicherungsbranche. Multi-Risk-Policen vereinfachen viele Risikodarstellungen beziehungsweise die Antragsaufnahme. Diese Versicherungen sind in allen Segmenten erhältlich, in denen übergreifender Versicherungsbedarf besteht. Diese Policen gibt es nicht nur im Bereich Sachversicherungen, sondern auch bei Personenversicherungen. Warum Multi-Risk-Versicherungen gerade bei Personenversicherungen sinnvoll sein können, wollen wir hier erläutern.
- Was ist eine Multi-Risk-Versicherung?
- Versicherte Risiken
- Multi-Risk-Versicherungen vs. Berufsunfähigkeitsversicherung
- Vorteile
- Nachteile
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
- Berufsunfähigkeitsversicherungen vergleichen
Das Wichtigste in Kürze
- Die Multi-Risk-Versicherung bündelt einzelne Versicherungsarten in einem Paket.
- Im Bereich der Personenversicherung ist sie der Berufsunfähigkeitsversicherung überlegen.
- Herzstück der Multi-Risk-Versicherung ist die finanzielle Kompensation bei dem Verlust der sogenannten Grundfähigkeiten.
- Die Police leistet bei genau definierten Krankheitsbildern, unabhängig von Unfall oder Erkrankung.
Was ist eine Multi-Risk-Versicherung?
Multi-Risk-Policen stellen nichts anderes dar als ein Versicherungspaket, dem ursprünglich verschiedene Einzelverträge zugrunde lagen. Ein Hausbesitzer benötigt theoretisch drei Versicherungen:
- Die Wohngebäudeversicherung für die Immobilie selbst
- Die Hausratversicherung für sein bewegliches Eigentum
- Eine Haftpflichtversicherung, die auch Gefahren, die aus dem Haus heraus resultieren, abdeckt.
Die Multi-Risk-Versicherung für einen Hausbesitzer bündelt alle diese Risiken in einem Vertrag, möglichst noch zu besseren Konditionen als drei Einzeltarife. Ähnliche Produkte finden sich auch im gewerblichen Segment, da eine bedarfsgerechte Absicherung eines Unternehmens ebenfalls mehrere Policen voraussetzt.
Eines der jüngsten Produkte der Multi-Risk-Versicherung dient der Absicherung von Personen. Eine umfassende Absicherung einer Person besteht, abgesehen von der Krankenversicherung, aus einer
- Lebensversicherung zur Hinterbliebenenabsicherung
- Berufsunfähigkeitsversicherung (in verschiedenen Ausprägungen)
- Invaliditätsabsicherung (rechtlich zählen echte Unfallversicherungen zu Sachversicherungen)
- Private Pflegezusatzversicherung
Was sichert die Multi-Risk-Versicherung ab?
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung leistet, wenn die versicherte Person ihren Beruf krankheitsbedingt nicht mehr ausüben kann. Nicht jede Erkrankung oder jeder Unfall führt jedoch gleich zu einer Berufsunfähigkeit. Dennoch muss die betroffene Person mit schwerwiegenden Einschränkungen leben, ohne Leistungen aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu beziehen. Ein Bäcker beispielsweise, der wegen eines Nierenschadens zur Dialyse muss, ist nicht automatisch auch berufsunfähig. In diesem Fall lohnt sich eine Multi-Risk-Versicherung.
Grob umrissen leistet die Multi-Risk-Police bei
- bei Verlust der Grundfähigkeiten
- bei schweren Krankheiten
- im Falle eines Unfalls
- im Todesfall
- bei Organschäden (auch bei KrebsKrebserkrankungen)
- bei Pflegebedürftigkeit
- bei Depressionen
Zu den Grundfähigkeiten zählen zum Beispiel Sehen, Schmecken, Riechen oder Hören. Dieser Absicherung kommt ein besonderer Stellenwert in der Multi-Risk-Police zu. Daher eine genauere Aufstellung der versicherten Risiken mit Erläuterungen:
Fähigkeiten Gruppe 1 (Verlust sehr schwerwiegend)
- Sehen: Blindheit auf beiden Augen, respektive 1/25 der normalen Sehfähigkeit.
- Sprechen: Verlust der Fähigkeit, ein verständliches Wort zu formulieren.
- Sich orientieren: Zeitliche und örtliche Orientierungslosigkeit.
- Hände gebrauchen: Verlust der Fähigkeit, mit einer der beiden Händen einen Stift oder eine Tastatur zu nutzen.
Fähigkeiten Gruppe 2 (Verlust schwerwiegend)
- Hören: Verlust des Gehörs
- Gehen: Gehen von mehr als 200 Metern ohne Pause ist nicht möglich.
- Treppen steigen: Treppensteigen ohne Pause oder Festhalten am Geländer ist nicht möglich.
- Knien oder Bücken: Knien oder Bücken sind nicht möglich, um etwas aufzuheben.
- Sitzen: Sitzen von mehr als 20 Minuten ohne Armlehne ist nicht möglich.
- Stehen: Die versicherte Person kann keine zehn Minuten stehen ohne sich abzustützen.
- Greifen: Das Öffnen eines Schraubverschlusses ist mit keiner Hand möglich.
- Arme bewegen: Anziehen einer Jacke ohne fremde Hilfe ist nicht möglich.
- Heben und Tragen: Die versicherte Person kann weder mit dem rechten noch mit dem linken Arm einen zwei Kilogramm schweren Gegenstand vom Tisch heben und fünf Meter weit tragen.
- Auto fahren: Der Führerschein wurde aus medizinischen Gründen nicht ausgestellt oder nachträglich wieder eingezogen.
Unterschiedliche Einschlüsse bei den Versicherern
So, wie es in der Hausratversicherung je nach Gesellschaft Unterschiede in der Mindestabsicherung von Wertsachen gibt, fallen auch die versicherten Risiken bei der Multi-Risk-Versicherung unterschiedlich aus. Die Versicherer unterscheiden beispielsweise bei bestimmten Krebserkrankungen. Nicht jede Art von Krebs stellt auch gleichzeitig einen Leistungsfall dar. Hautkrebs beispielsweise gilt im Anfangsstadium weniger lebensbedrohlich als Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Nicht jede Police schließt das Pflegerisiko mit ein oder stellt speziell auf Unfallschäden ab. Bei Nachwirkungen von Unfällen kann es beispielsweise eine Rolle spielen, ob eine Grundfähigkeit betroffen ist, um einen Leistungsanspruch festzustellen.
Multi-Risk-Versicherungen vs. Berufsunfähigkeitsversicherung
Die Stiftung Warentest beispielsweise erachtet die Berufsunfähigkeitsversicherung als existentiell notwendig. Immerhin scheiden rund 25 Prozent aller Arbeitnehmer aus Gesundheitsgründen vor Erreichen der Regelaltersrente aus dem Berufsleben aus.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung hat aber auch eine Kehrseite der Medaille. Mindestens 30 Prozent aller eingereichten Verträge werden abgelehnt. Die Zahl der Verträge, die mit Risikoausschlüssen oder Risikozuschlägen ausgestattet sind, bleibt im Dunkeln.
Die Gründe dafür sind
- Vorerkrankungen der zu versichernden Person
- Risikobehafteter Beruf
- Risikobehaftetes Hobby
Allergien sind inzwischen eine Volkskrankheit. Möchte ein Allergiker eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, ist dies nicht ohne Einschränkung möglich. Im günstigeren Fall muss er einen Risikozuschlag bezahlen. Alternativ bieten die Versicherer einen Risikoausschluss an.
Allerdings besteht in diesem Fall für die versicherte Person ein Risiko: Es ist nicht auszuschließen, dass der Versicherer versucht, die zur Berufsunfähigkeit führende Erkrankung in einen Zusammenhang mit der Allergie zu bringen.
Die Multi-Risk-Versicherung dagegen greift bei klar definierten Erkrankungen und Erkrankungsfolgen.
Vorteile der Multi-Risk-Versicherung
Die Vorteile der Multi-Risk-Versicherung liegen darin, dass sie unterschiedliche Versicherungsfälle in einem Vertrag bündelt. Sie berücksichtigt auch Leistungsfälle, die bei anderen Policen keinen Anspruch bedingen würden, beispielsweise bei der Berufsunfähigkeit. Eine Person, die eine der Grundfähigkeiten verliert, muss noch lange keinen Anspruch auf Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten. Das Leistungsspektrum der Multi-Risk dagegen ist deutlich größer aufgestellt.
Nachteile der Multi-Risk-Versicherung
Hinsichtlich der Risikoabdeckung gibt es für einen Antragsteller mit normalem Gesundheitszustand bei der Multi-Risk-Versicherung keine Nachteile. Für Vorerkrankungen gilt das Gleiche wie für Berufsunfähigkeitsversicherungen oder Lebensversicherungen. Stellt man die Bandbreite der versicherten Leistungsfälle dem Beitrag gegenüber, ist auch ein möglicherweise etwas höherer Beitrag gegenüber der Berufsunfähigkeitsversicherung gerechtfertigt.
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