Russland will Atomentsorgungszentrum nach Lubminer Vorbild
Stand: 05.01.2011
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Lubmin - Die bundeseigenen Energiewerke Nord GmbH (EWN) in Lubmin erwarten offenbar einen Großauftrag in Millionenhöhe aus Russland. Bei dem Unternehmen ging Firmensprecherin Marlies Philipp zufolge zum Jahresende 2010 eine Anfrage einer russischen Nuklearfirma ein, in der es um die Projektplanung eines modernen atomaren Entsorgungszentrums nach dem Vorbild des Lubminer Zwischenlagers Nord ging. Demzufolge soll die EWN Planung, Bauleitung und Qualitätssicherung des Projekts übernehmen.
Den Unterlagen zufolge ist in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem westrussischen Atomkraftwerk der Bau eines Abfallzentrums geplant, in dem unter anderem Reaktorteile gereinigt, zerlegt und eingelagert werden sollen. Eine Zwischenlagerung abgebrannter Brennelemente sei ausdrücklich nicht vorgesehen, sagte Philipp. Als mögliche Standorte kommen unter anderem Smolensk, St. Petersburg und Kursk infrage.
Philipp sagte, die EWN werde kurzfristig prüfen, ob und inwiefern mit weiteren Partnern der russische Auftrag übernommen werden könne. Die Russen hätten deutliches Interesse an einer deutschen Beteiligung gezeigt, weil die Lubminer Ingenieure über das Know-how zum Rückbau von Atommeilern russischer Bauart verfügten. Zudem sei die EWN bereits seit 2003 bei Murmansk bei der Errichtung eines Langzeitlagers für Reaktorsektionen russischer Atom-U-Boote im Einsatz. Auch an der Stilllegung von Atomkraftwerken in Russland, der Ukraine, Litauen, Bulgarien und der Slowakei arbeiteten deutsche Spezialisten mit.
In Lubmin war von 1994 bis 1997 für rund 240 Millionen Euro eines der weltweit modernsten atomaren Entsorgungszentren errichtet worden. In ihm werden unter anderem Altanlagen aus den ostdeutschen Kernkraftwerkwerken Lubmin und Rheinsberg entsorgt.
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