Düsseldorf (dpa) - Bei den deutschen Stromkonzernen sprudeln die Gewinne. Wie schon zuvor Vattenfall und EnBW hat am Dienstag auch E.ON mit glänzenden Geschäftszahlen aufgewartet. Für die ersten neun Monate dieses Jahres vermeldete Deutschlands größter Energieversorger einen zweistelligen Gewinnsprung. Der Vierte im Bunde, der Essener RWE-Konzern, dürfte am Mittwoch bei der Vorlage seiner Quartalszahlen nachziehen.
Dennoch ist die Stimmung bei den Stromriesen angespannt. Wegen der geplanten
Strompreiserhöhungen stehen sie seit Wochen in einem scharfen Kreuzfeuer von Politikern, EU-Kommission, Regulierungsbehörden und Verbraucherschützern. Kartellabsprachen, Machtmissbrauch und Marktmanipulation lauten die Vorwürfe. Sogar ein Zwangsverkauf von Kraftwerken ist als Mittel gegen die steigenden
Strompreise inzwischen im Gespräch.
Die Stromkunden dürfen sich aber keine Hoffnungen machen, die Preiserhöhungen um bis zu zehn Prozent bei E.ON könnten angesichts der wachsenden Milliardengewinne geringer ausfallen als geplant. Vorstandschef Wulf Bernotat erteilte einer "Quersubvention" der Strompreise bei der Vorlage der Quartalszahlen eine klare Absage. "Das ist nicht die Praxis von Unternehmen, die am Markt operieren", sagte er. Der Preis werde an der Leipziger
Strombörse ermittelt, danach müsse sich auch E.ON richten. Strom sei schließlich "ein ganz normales Produkt", betont der Konzernchef seit Wochen.
Zumal die zusätzlichen Gewinne nur zum kleineren Teil aus Deutschland stammten. Der Anstieg beim bereinigten Ergebnis vor
Zinsen und Steuern (EBIT) um 12 Prozent auf bislang 7,1 Milliarden Euro resultiere zu 70 Prozent aus deutlichen Gewinnsteigerungen im Ausland, rechnete E.ON-Finanzchef Marcus Schenck vor. Im Inland belasteten neben höheren Strombezugskosten die Einspeisung von
Strom aus erneuerbaren Energien und der Stillstand der Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel das Ergebnis.
Ganz unbeeindruckt zeigte sich Bernotat von der scharfen Kritik an den Stromkonzernen allerdings nicht. Die Branche habe offensichtlich ein Kommunikationsproblem. Es sei ihr "nur bedingt gelungen", den Vorwürfen mit Fakten zu begegnen. Energiewirtschaft und Politik müssten "statt der gegenseitigen Schuldzuweisungen sich wieder aufeinander zubewegen".
In den neuen Dialog, den auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) anmahnt, wird Bernotat allerdings sehr selbstbewusst gehen. "Politik und Gesellschaft brauchen uns." Von den Gewinnen des Energiekonzerns profitierten schließlich alle. 4700 neue Arbeitsplätze im vergangenen Jahr und Millionenbeträge für Kultur, Sport und soziale Projekte seien nur dank des Unternehmenserfolgs möglich. Und für die Politik hatte Bernotat noch den speziellen Hinweise, "dass wir zu den größten Steuerzahlern in Deutschland gehören". Allein von Januar bis September habe der Konzern 1,2 Milliarden Euro an Ertragssteuern abgeführt.