Statistischer Effekt schönt die Energiesparbilanz
Stand: 22.12.2011
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Berlin - Wichtiger Bestanteil der Energiewende ist die Energieeinsparung - doch die gibt es teils nur auf dem Papier: Rund ein Fünftel der Einsparung ist auf einen statistischen Effekt zurückzuführen und nicht auf eine tatsächliche Reduzierung des Verbrauchs. Dies sagte ein Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) am Mittwoch der Nachrichtenagentur dapd. Grund dafür sei die Berechnungsmethode des Primärenergieverbrauchs bei Atomreaktoren wie bei Kraftwerken zur Erzeugung regenerativer Energie.
In den kommenden Jahren dürfte dieser statistische Effekt die Energiesparbilanz noch stärker schönen. Allein durch das geplante Abschalten der Atomkraftwerke bis zum Jahr 2022 wird Deutschland laut AGEB zwischen drei und sieben Prozent der Energie sparen - selbst dann, wenn die tatsächlich produzierte Strommenge gleich bliebe.
Komplizierte Berechnungen
Die AGEB verwies auf eine internationale Absprache zur Berechnung des Energieverbrauchs. So werde bei Atomkraftwerken ein Wirkungsgrad von 33 Prozent angenommen. Das bedeute, dass für eine tatsächlich produzierte Kilowattstunde das Dreifache an verbrauchter Primärenergie angegeben werde. Bei regenerativen Quellen werde die Energie hingegen eins zu eins umgerechnet. Würden also die Reaktoren durch Wind- oder Solar-Kraftwerke ersetzt, sinke somit rechnerisch der Energieverbrauch.
Auch bei einem Umstieg auf Gas- oder Kohlekraftwerke mit einem Wirkungsgrad von mehr als 33 Prozent sei dieser Effekt zu beobachten, wie die Statistiker der AGEB erklärten. Die rechnerische Einsparung sei dann aber nicht so groß.
Die Bundesregierung kann durch diesen statistischen Effekt ihre Energiesparziele leichter erreichen. Anforderungen zur Senkung des Stromverbrauchs oder der Treibhausgas-Emissionen sind hingegen nicht betroffen.
Einsparung ist "Ansporn und Ermutigung zugleich"
Am Dienstag hatte die AGEB mitgeteilt, dass der Energieverbrauch in diesem Jahr um 4,8 Prozent gesunken sei. Hauptursache sei das gute Wetter, weswegen die Deutschen in diesem Jahr seltener geheizt hätten. Der Absatz von leichtem Heizöl sei um 15 Prozent zurückgegangen, bei schwerem Heizöl gab es ein Minus von drei Prozent. Rechne man diese Temperatur-Effekte heraus, ergebe sich eine Energieeinsparung von bloß einem Prozent.
Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) zeigte sich am Mittwoch dennoch optimistisch, das Energiesparziel der Bundesregierung zu erreichen. Bis zum Jahr 2020 soll der Energiekonsum um 20 Prozent gegenüber 2008 reduziert werden. Würden Temperatur-Effekte berücksichtigt, liege der Verbrauch derzeit etwa fünf Prozent unter dem Referenzwert, sagte Rösler. Die bislang erreichte Einsparung sei "Ansporn und Ermutigung zugleich".