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Hoheit über persönliche Daten im Netz lässt sich kaum erhalten

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP

Berlin  - Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat Facebook wegen dessen Datenschutzregeln eine Löschung seines Kontos angedroht. Helfen wird das kaum, denn die Daten sind längst im Netz. Wer nach Informationen über sich selbst sucht, erlebt mitunter Überraschungen: Dutzende Fundstellen listen Beruf, Alter, Wohnanschrift, private Hobbies, Forenkommentare oder Bilder auf. Das Netz vergisst nichts und selbst die Spuren längst vergessener, mehr als zehn Jahre alter Internetausflüge sind mitunter noch präsent. Die meisten der später womöglich heiklen Daten haben Surfer unbedacht selbst preisgegeben und längst vergessen.

Diese Daten zu löschen ist aufwendig - und der Versuch, die Hoheit über die eigenen Daten zurückzuerobern, ist nur selten von Erfolg gekrönt. "Wenn es innerhalb der EU noch eine gewisse Chance gibt, Daten zu löschen, wird es außerhalb recht schwer", sagt Falk Lüke, Internetexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Denn der Anspruch auf Löschung ist eine Sache; eine andere ist, ihn auch durchzusetzen.

Die erste Hürde ist, personenbezogene Daten, die im Netz umherschwirren, mit der Hilfe von Suchmaschinen zu finden. "Man sollte nicht nur mit Google suchen, sondern etwa auch Yahoo oder die Suchmaschine Bing probieren", rät Holger Bleich, Onlineexperte des Computermagazins "c't". Meta-Suchmaschinen wie www.metager.de nutzen sogar gleich rund zwei Dutzend weitere Suchmaschinen für das Aufspüren und bieten entsprechend mehr Treffer. Weitere Dienste wie etwa www.yasni.de haben sich zudem auf Personensuche spezialisiert.

Wer unvorteilhaft wirkende Daten löschen will, muss sich zunächst an den Betreiber der Seite wenden und auf der Löschung bestehen. Weigert sich der Webmaster etwa einen alten Foreneintrag vom Netz zu nehmen, hilft allenfalls der Weg zum Anwalt. Auch Suchmaschinen selbst speichern teils Inhalte - dann müssen sich Nutzer direkt an diese wenden, um eine Löschung zu erreichen.

Deutsche Dienste wie etwa StudiVZ unterliegen dem hiesigen Datenschutzrecht. Dort ist jeder Account von Neueinsteigern automatisch so eingerichtet, dass er von außen unsichtbar bleibt. Auch Suchmaschinen finden ihn nicht. Wer sich auffindbar machen will, kann seine Privatsphäre per Mausklick abgestuft lockern. Wird der Account gelöscht, verschwinden auch die meisten Daten des Nutzers. Beiträge auf digitalen Pinnwänden bleiben indes erhalten, der Name des Verfassers wird jedoch anonymisiert. Freilich hilft alles nichts, wenn ein Internet-Freund vorher Daten kopiert und andernorts ins Netz stellt.

Besonders schwer ist es aber, bei ausländischen sozialen Netzwerken oder Foren Daten zu löschen. "Die reagieren sehr träge, wenn überhaupt", sagt "c't"-Experte Bleich. Bei Facebook etwa sind die Standard-Datenschutzeinstellungen sehr locker, der Nutzer muss sie von Hand verschärfen. Auch lassen sich zwar Profile löschen, doch die dahinter stehenden Daten bleiben oft erhalten.

Längst haben sich Internetfirmen drauf spezialisiert und bieten gegen Bares die bequeme Löschung missliebiger Daten an. "Das hilft aber nicht viel, denn die Unternehmen haben nicht viel mehr Möglichkeiten als jeder Privatmann", sagt Bleich. Beauftragen sie einen Rechtsanwalt, kann das deutlich teurer werden, als wenn Internetnutzer selbst die Arbeit übernehmen. Als Zusatzservice wird oft noch ein sogenanntes Reputationsmanagement offeriert. Dabei werden positive oder neutrale Daten über eine Person ins Internet geladen und so optimiert, dass sie bei Suchmaschinen ganz vorn auftauchen. Sie sollen missliebige Einträge nach hinten verdrängen und scheinbar verstecken.

Die beste Vorsorge gegen unvorteilhafte Einträge oder peinliche Bilder kann jedoch jeder selbst treffen: Gesunder Menschenverstand und ordentliches Benehmen im Internet bieten nahezu eine Garantie für eine blütenweiße Online-Reputation.