Die Hebelwirkung bei Finanzprodukten
Die sogenannte Hebelwirkung – auch als Leverage oder Leverage-Effekt bezeichnet – macht es möglich, die persönlichen Börsengewinne zu vervielfachen. Hebelprodukte sollten jedoch grundsätzlich sehr vorsichtig genutzt werden – insbesondere von unerfahrenen Anlegerinnen und Anlegern. Mit der Chance auf höhere Profite steigt nämlich auch das Risiko.
- Welche Arten von Hebelprodukten gibt es?
- Wie funktionieren Finanzprodukte mit Hebelwirkung?
- Die Vor- und Nachteile der Hebelwirkung
- Hebelwirkung innerhalb der EU beschränkt
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
Das Wichtigste in Kürze
- Finanzinstrumente mit Hebelwirkung bieten die Chance auf deutlich höhere Gewinne, erhöhen aber ebenso das Verlustrisiko.
- Die Hebelwirkung kommt durch den Einsatz von Fremdkapital zustande.
- Hebelprodukte eignen sich lediglich für erfahrene Investorinnen und Investoren.
- Da die Hebelwirkung oftmals zu Verlusten führt, hat die EU im Jahr 2018 eingegriffen und Beschränkungen eingeführt.
Welche Arten von Hebelprodukten gibt es?
Meist handelt es sich bei Hebelprodukten um Derivate. Das sind Finanzinstrumente, deren Wert vom Preis eines Basiswerts abhängt. Als entsprechende Handelswerte kommen unter anderem in Frage:
- Aktien
- Anleihen
- Investmentzertifikate
- Commodities – etwa Rohstoffe und Agrarprodukte
- Indizes
- Währungen
- Kryptowährungen
Wenn Sie mit Derivaten handeln, erwerben Sie nicht den Basiswert selbst, sondern spekulieren auch auf dessen zukünftige Entwicklung. Als Finanzinstrumente mit Hebelwirkung werden vor allem CFDs – die Abkürzung steht für „Contracts for Difference“ und bedeutet übersetzt „Differenzkontrakte“ – sowie der Handel mit Währungspaaren genutzt, aber auch Optionen und Turbozertifikate.
Wie funktionieren Finanzprodukte mit Hebelwirkung?
Hebelprodukte finden Verwendung, um mithilfe von Fremdkapital – also durch die Aufnahme von Schulden – höhere Investitionen tätigen zu können. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass die prozentualen Gewinne und Verluste höher ausfallen als der Anstieg oder Einbruch des Basiswertes. Dabei gilt: Je höher der Hebel, desto höher ist das Verhältnis aus Schulden sowie Eigenkapital und damit auch die Hebelwirkung.
Beim CFD-Trading wird die von der Anlegerin beziehungsweise vom Anleger erbrachte Sicherheitsleistung beziehungsweise das eingebrachte Eigenkapital als Margin bezeichnet. Der Rest der Investitionssumme stammt vom Broker. Wie hoch die Margin je nach Hebelwirkung ausfällt, zeigt die nachfolgende Übersicht beispielhaft auf:
- 5:1 Hebel = 20 Prozent Margin
- 10:1 Hebel = 10 Prozent Margin
- 20:1 Hebel = 5 Prozent Margin
- 50:1 Hebel = 2 Prozent Margin
- 100:1 Hebel = 1 Prozent Margin
Praxisbeispiel zur Hebelwirkung bei Aktien
Auf welche Weise sich der Hebel auswirkt, lässt sich am besten durch ein praktisches Beispiel veranschaulichen. Angenommen, eine Anlegerin beziehungsweise ein Anleger verfügt über 1.000 Euro. Das vorhandene Kapitel soll in ein Unternehmen investiert werden, dessen Wertpapiere zum aktuellen Zeitpunkt einen Euro kosten. Wer den Basiswert selbst erwirbt, kann lediglich 1.000 Aktien kaufen. Mithilfe eines Hebels lässt sich dagegen ein größerer Gegenwert handeln, beispielsweise:
- 5:1 Hebel: Handel mit 5.000 Euro – entspricht 5.000 Aktien
- 10:1 Hebel: Handel mit 10.000 Euro – entspricht 10.000 Aktien
- 20: 1 Hebel: Handel mit 20.000 Euro – entspricht 20.000 Aktien
Steigt die Aktie um 10 Prozent an (also auf 1,1 Euro), liegt der Gewinn bei einem gewöhnlichen Investment ohne Hebel bei 100 Euro beziehungsweise 10 Prozent. Beim Handel mit einem 5er-Hebel ergibt sich ein Gewinn in Höhe von 500 Euro oder 50 Prozent. Unter Verwendung eines 20er-Hebels steigt der Profit sogar auf 2.000 Euro beziehungsweise 200 Prozent.
Aber Achtung: Die Hebelwirkung vergrößert auch eventuelle Verluste. Wer einen Hebel von 10:1 nutzt, um 10.000 statt 1.000 Aktien erwerben zu können, verliert das Geld im Falle eines Kurseinbruchs auch deutlich schneller. Wenn der Basiswert nur um 10 Prozent sinkt, liegt bereits ein Totalverlust vor.
Die Vor- und Nachteile der Hebelwirkung
Da sich mit gehebelten Finanzprodukten schon bei geringem Kapitaleinsatz hohe Gewinne erzielen lassen, üben sie auf eine zunehmende Zahl von Investorinnen und Investoren große Faszination aus. Wie die nachfolgende Übersicht veranschaulicht, haben Hebelprodukte sowohl Vor- als auch Nachteile:
Vorteile des Leverage-Effekts
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Nachteile des Leverage-Effekts
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Hohe Gewinne mit niedrigem Investitionsbetrag möglich | Enormes Verlustrisiko |
Ermöglicht deutliche Steigerung der Rendite, also effizientere Nutzung des Kapitals | Keinesfalls empfehlenswert für Einsteigerinnen und Einsteiger |
Möglichkeit, auf sinkende Märkte zu setzen, um Positionen abzusichern | Nicht für konventionelles Investmentportfolio geeignet |
Zugrundeliegender Vermögenswert nicht im Besitz der Investorin oder des Investors, daher beispielsweise keine Zahlung von Dividenden | |
Zusätzliche Gebühren – beispielsweise, wenn die Position über Nacht gehalten wird |
Hebelwirkung innerhalb der EU beschränkt
Da insbesondere Finanzprodukte mit hohem Hebel oftmals zum Totalverlust des eingesetzten Kapitels führen, beschloss die Europäische Union im Jahr 2018, die maximale Hebelwirkung zu beschränken. Im Juni desselben Jahres erließ die Regulierungsbehörde European Securities and Markets Authority (ESMA) neue Vorschriften, die seit August 2018 gültig sind. Während die Broker und Finanzinstitute bis dahin mitunter Produkte mit einem Hebel von 500:1 anboten, gelten nun folgende Vorgaben für verschiedene Basiswerte:
- Hauptwährungspaare: 30:1 Hebel
- Nebenwährungspaare: 20:1 Hebel
- Hauptindizes: 20:1 Hebel
- Rohstoffe: 10:1 Hebel
- Aktien: 5:1 Hebel
- Kryptowährungen: 2:1 Hebel
Diese Einschränkung betrifft jedoch nur Broker und Finanzdienstleister mit europäischer Lizenz und gilt lediglich für gewöhnliche Anlegerinnen und Anleger (die sogenannten Retail Clients), nicht jedoch für professionelle Investorinnen und Investoren.
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