Weihnachtsbeleuchtung ist für Energieversorger kein Problem
Stand: 13.12.2002
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Hamburg (dpa/lno) - Wenn es in deutschen Vorgärten zur Adventszeit blinkt und funkelt, wenn tausende kleiner Glühbirnchen um die Wette leuchten, bleiben die Betreiber der Elektrizitätswerke ganz gelassen. Für einzelne Heimwerker, die ihr Haus rundum mit Lichterketten verzieren, kann die Stromrechnung im Dezember ohne weiteres einige Hundert Euro höher ausfallen als sonst. Insgesamt spiele die Beleuchtung beim Stromverbrauch aber nur eine sehr geringe Rolle, sagt HEW-Sprecher Mario Spitzmüller. "Wir müssen deshalb kein zusätzliches Kraftwerk in Betrieb nehmen."
Die gesamte Adventsbeleuchtung der Geschäfte in der Hamburger Innenstadt benötigt nach Spitzmüllers Angaben rund 30 000 Kilowattstunden, eine Strommenge, die in fünf Einfamilienhäusern pro Jahr verbraucht wird. "Die Menschen schaffen sich in der Adventszeit etwas Gemütlichkeit", sagt der HEW-Sprecher. Das Unternehmen plädiere für einen verantwortungsvollen Umgang mit elektrischer Energie. Ein schlechtes Umwelt-Gewissen wegen der zusätzlichen Beleuchtung sei nicht nötig.
Um die energiepolitischen Aspekte seines Hobbys macht sich Wilhelm Petereit ohnehin keine Gedanken. Im Hamburger Stadtteil Niendorf ist sein Endreihenhaus auch in diesem Jahr wieder Ziel zahlreicher Spaziergänger. Den Giebel schmücken Lampenketten, auf der Pergola thront ein gleissendes Rentierschlitten-Gespann. Wie viel Strom die weihnachtliche Dekoration verbraucht, weiss Petereit nicht: "Da mache ich mir gar keine Gedanken." Das Geld verteile sich ohnehin über die Rechnung des ganzen Jahres. "Ich mache das, weil es mir Spass macht", sagt der 58-Jährige.
Vom Wunsch vieler Menschen nach leuchtender Weihnachtsdekoration profitieren auch Einzelhändler. Der Marketingleiter der Baumarktkette Max Bahr, Hartmut Krause, bestätigt den Trend. In den vergangenen Jahren sei der Umsatz mit diesen Artikeln jeweils im zweistelligen Prozentbereich gestiegen. "Wir schwimmen mit diesem Trend mit." Auch die Zahl der Varianten bei Weihnachtsbeleuchtung sei viel grösser geworden. Der Baumarkt habe so die Chance, Kunden in einer Zeit anzusprechen, in der das Geschäft zum Beispiel bei Baustoffen ruhiger verläuft.
Auch Paul Schmidt vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat keine grundsätzlichen Bedenken, appelliert aber an das rechte Mass der Menschen: "Sie sollen kein schlechtes Gewissen haben aber bedenken, dass nicht die Wattzahl entscheidend für eine schöne Weihnachtsstimmung ist." Letztlich gehe es um eine Bewusstseins- und Geschmacksfrage. Bei der derzeitigen Stromversorgung mit vielen Grundlastkraftwerken sei besonders in den Nachtstunden ausreichend überschüssiger Strom vorhanden. "Wir wollen niemandem die Weihnachtsfreude verderben", sagt Schmid.