Studie: Grenznahe Atomkraftwerke nicht ausreichend versichert
Stand: 26.04.2017
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Berlin - Die Kernkraftwerke in den deutschen Nachbarstaaten sind für den Fall eines schweren Atomunfalls nicht ausreichend versichert. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag des Ökoenergieanbieters Greenpeace Energy.
Demnach lägen die wahrscheinlichen Kosten eines Super-GAUs in Europa bei 100 bis 430 Milliarden Euro, heißt es in der Analyse. Die international vereinbarte "Haftungs- und Deckungsvorsorge" sei aber meist auf dreistellige Millionenbeträge begrenzt. Damit würden die Kosten die Haftungsgrenzen um das Hundert- bis Tausendfache überschreiten.
So erforderten in Paris, Brüssel und Wien geschlossene Haftungsübereinkommen Deckungsvorsorgen von maximal 381 Millionen Euro. Die höchsten vom Kraftwerksbetreiber vorzuhaltenden Vorsorgesummen in Belgien, den Niederlanden und der Schweiz betrügen jeweils rund eine Milliarde Euro. Zudem sei in allen europäischen Staaten außer Deutschland und der Schweiz die Haftung der Kraftwerksbetreiber begrenzt. Laut FÖS-Studie besteht weltweit jedes Jahr eine Wahrscheinlichkeit von einem Prozent, dass ein nuklearer Unfall mit einem Schaden von mindestens 312 Milliarden Euro eintritt.
In Deutschland geht 2022 das letzte Atomkraftwerk vom Netz. Viele Nachbarländer setzen aber weiter auf Atomkraft. Anlagen nahe der deutschen Grenze, etwa Tihange und Doel in Belgien oder Fessenheim in Frankreich, machen immer wieder mit Problemen Schlagzeilen.
"In Deutschland muss ein Betreiber mit seinem gesamten Betriebsvermögen haften", erklärte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). "Es wäre aus Sicht der Bundesregierung begrüßenswert, wenn auch andere Länder eine unbegrenzte Betreiberhaftung anordnen. Zudem setze sich Deutschland seit vielen Jahre dafür ein, den internationalen Opferschutz muss in den völkerrechtlichen Übereinkommen zu verbessern.