Greenpeace sieht Ausbau von Biokraftstoffen kritisch
Stand: 05.07.2007
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Brüssel (dpa) - Die stetig wachsende internationale Nachfrage nach Biokraftstoffen ruft bei Umweltschützern Unbehagen hervor. "Wir sehen das sehr kritisch", sagte die Greenpeace-Expertin Frauke Thies der Deutschen Presse-Agentur dpa in Brüssel. "Ein Großteil der Biokraftstoffe wird nicht nachhaltig produziert und kann daher kein Teil der Lösung von Umweltproblemen sein", erklärte die Fachfrau für erneuerbare Energien bei Greenpeace Europa.
Brasilien gilt bei Umweltschützern als eines der Länder, das am meisten unter der starken Nachfrage nach Biokraftstoffen leidet. Für den Anbau von Zuckerrohr und Soja wurden bereits weite Teile des Regenwaldes am Amazonas abgeholzt. "Wir verfolgen das mit großer Sorge", sagte Thies. Zwar werde Zuckerrohr nicht immer direkt in Regenwaldgebieten angebaut: "Der Anbau sorgt aber dafür, dass die Viehzucht aus dem Süden in den Norden ausweichen muss und damit den Regenwald gefährdet."
Zu den größten Biokraftstoff-Exporteuren weltweit zählen Thies zufolge Indonesien und Malaysia. In den südostasiatischen Ländern gehöre Palmöl mittlerweile zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen. Für die profitablen Plantagen würden große Flächen Urwald niedergebrannt. "Beide Länder zählen im Moment zu unseren größten Problemkindern", meinte Thies.
Der größte Teil des gewonnenen Öls gehe nach Europa, am meisten importiere Schweden. Deutschland beziehe die Biotreibstoffe dagegen noch überwiegend aus Europa, sagte die Expertin. Die Europäische Union hatte sich im März darauf verständigt, den Anteil von Biotreibstoffen am gesamten Kraftstoffverbrauch bis zum Jahr 2020 auf zehn Prozent zu steigern.
Thies bezweifelte, ob ein Gütesiegel für die umweltschonende Herstellung von Biokraftstoffen Sinn mache. "Bisher gibt es noch keinen Vorschlag für ein solches System, der uns vollkommen überzeugt hat", sagte die Greenpeace-Sprecherin. Wichtig sei, dass durch die Gewinnung von Biokraftstoffen kein Schaden an natürlichen Ökosystemen entsehe, keine zusätzlichen Treibhausgase produziert würden und es keine Nahrungsmittelknappheit gebe.
Dies war zu Beginn des Jahres in Mexiko der Fall, wo wegen der großen Nachfrage nach Ethanol-Sprit aus den USA das mexikanische Grundnahrungsmittel Mais knapp wurde.