US-Sanktionen: Steigen nun unsere Heizkosten?
03.08.2017 | 11:53
Heidelberg. US-Präsident Donald Trump hat ein Gesetz unterschrieben, das eine Reihe von neuen Sanktionen gegen Russland enthält. Sie können große Auswirkungen auf den europäischen Gasmarkt haben. Die Tarifexperten von Verivox erläutern die Bedeutung für die deutschen Gaspreise.
Politischer Prozess und wirtschaftliche Hintergründe
Entsprechend dem Gesetz müssen europäische Energiefirmen in den USA mit Strafen rechnen, wenn sie sich an der Instandhaltung oder dem Ausbau von Gaspipelines aus Russland beteiligen. Dazu gehört beispielsweise auch das Pipeline-Projekt Nord Stream 2, mit dem noch mehr Gas aus Russland nach Deutschland geliefert werden soll.
Die Bundesrepublik und die EU-Kommission lehnen die Sanktionen ab. Kritiker werfen der US-Regierung vor, in erster Linie aus wirtschaftlichen Gründen zu handeln: Anstatt russischen Gases soll Europa in Zukunft mehr verflüssigtes Erdgas aus den USA abnehmen. Aktuell stammen rund 40 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases aus Russland. Darauf folgen die Niederlande (29 Prozent) und Norwegen (21 Prozent) als wichtige Lieferländer. Importe aus den USA spielen noch keine Rolle.
„Weltweit werden immer neue Gasfelder entdeckt und es wird immer mehr Erdgas gefördert. Das Überangebot führt zu sinkenden Preisen und einem verstärkten Kampf um Absatzmärkte und Marktanteile“, sagt Mathias Köster-Niechziol, Energieexperte bei Verivox.
Gaspreise seit Jahren im Sinkflug
Die Gaspreise zeigen seit Jahren sinkende Tendenzen. Im Fünf-Jahres-Vergleich ist der Durchschnittspreis an den Spotmärkten um 36 Prozent gefallen. Der Preis an der deutschen Grenze, der vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erhoben wird, ist im gleichen Zeitraum um 45 Prozent gesunken. In dieser Zeitspanne ist der durchschnittliche Preis pro Kilowattstunde für private Haushalte von 6,61 Cent/kWh auf 5,80 Cent/kWh gefallen, was einer Senkung von rund 12 Prozent entspricht. Die Heizkosten für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden sind so von 1.323 Euro auf 1.160 Euro pro Jahr gesunken.
„Direkte Gaspipelines nach Russland machen Deutschland auch weiterhin zu einem wichtigen Knotenpunkt auf dem europäischen Gasmarkt. Der Ausbau könnte die örtlichen Preise noch weiter senken. Erdgas aus Amerika kommt hingegen in LNG-Tankern, die vor allem andere europäische Länder ansteuern“, sagt Köster-Niechziol.
„Die langfristigen Auswirkungen auf den europäischen Markt sind noch unklar. Für private Verbraucher in Deutschland erwarten wir mittelfristig aber keine Umkehr des Trends sinkender Gaspreise.“
Da die Gasversorger die sinkenden Preise unterschiedlich stark an die Verbraucher weitergeben, raten die Tarifexperten von Verivox zum Gaspreisvergleich.