Strom: Netzkosten steigen bundesweit um 4 Prozent
26.10.2015 | 09:36
Heidelberg. Die Kosten für die Nutzung der Stromnetze steigen zum Jahreswechsel bundesweit um durchschnittlich 3,9 Prozent. Das hat das unabhängige Verbraucherportal Verivox ermittelt. In zahlreichen Netzgebieten fallen die Änderungen der Netznutzungsentgelte mit Steigerungen zwischen 10 und 20 Prozent sogar deutlich höher aus.
Bei einem Verbrauch von 4.000 kWh liegen die Netzkosten für private Haushalte derzeit im Bundesdurchschnitt bei 256 Euro. Im kommenden Jahr werden sie auf 266 Euro steigen. Die Mehrkosten belaufen sich damit im Schnitt auf 10 Euro. Dazu kommt noch die Mehrwertsteuer.
Stromnetze müssen Energiewende bewältigen
Bereits im Vorjahr waren die Netzkosten um knapp 2 Prozent gestiegen. Die Gründe für den erneuten Anstieg sind vielfältig. „Im Zuge der Energiewende müssen die Netzbetreiber immer häufiger eingreifen, um die Stabilität der Netze zu gewährleisten und Engpässe zu vermeiden. Zusätzliche Kosten entstehen dabei durch kurzfristige Änderungen des Kraftwerkseinsatzes, für die die Betreiber entsprechend entschädigt werden“, erläutert Jan Lengerke, Mitglied der Geschäftsleitung von Verivox. Im Rahmen dieses so genannten Redispatch müssen Kraftwerke kurzfristig herunter und wieder hochgefahren werden. Neben den üblichen Wartungs-, Instandhaltungs- und Ausbauaufwendungen sorgt auch der Anschluss neuer Windparks für zusätzliche Kosten.
Deutliche Erhöhungen in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein
Am stärksten fällt die Erhöhung mit durchschnittlich 7,7 Prozent (20 Euro) in Baden-Württemberg aus. Während die Netzkosten in der Landeshauptstadt Stuttgart deutlich sinken, steigen sie in anderen Landesteilen um rund 16 Prozent.
Auch die Hamburger müssen tiefer in die Tasche greifen. Die Netzentgelte steigen um 6,7 Prozent, was rechnerischen Mehrkosten von 16 Euro entspricht. Auf Platz 3 folgt Schleswig-Holstein mit einer Erhöhung von 6,3 Prozent (21 Euro).
Regionale Unterschiede auch bei der Höhe der Netzentgelte
Im Bundesvergleich die höchsten Netzgebühren werden in Brandenburg fällig. Zwar haben die Netzbetreiber hier lediglich eine Steigerung von 2 Prozent angekündigt – durch das teure Preisniveau ist die Belastung mit 353 Euro dennoch die höchste im gesamten Bundesgebiet. Am geringsten fällt die Gesamtbelastung mit 200 Euro in Bremen aus.
Gas: Netzkosten steigen bundesweit um 5,5 Prozent
Zahlt ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh derzeit 302 Euro für die Nutzung der Gasnetze, werden künftig 319 Euro fällig – ein Anstieg um 17 Euro.
Die Gaskunden in Deutschland sind sehr unterschiedlich betroffen. Die stärkste Erhöhung ist im Saarland zu verzeichnen. Hier steigen die Netznutzungsentgelte um rund 14 Prozent bzw. 52 Euro. Auf Platz 2 und 3 folgen Mecklenburg-Vorpommern (11 Prozent) und Brandenburg (8,1 Prozent).
In Berlin (1,9 Prozent) und Bremen (1,1 Prozent) fallen die Steigerungen sehr gering aus. In Schleswig-Holstein sinken sie sogar um durchschnittlich 3,1 Prozent.
Die insgesamt höchsten Netznutzungsentgelte mit 438 Euro werden in Mecklenburg-Vorpommern fällig. In Berlin zahlen Verbraucher mit 256 Euro die niedrigsten Gebühren.
Ein Grund für die steigenden Kosten der Gasnetze sind die zuletzt milden Winter. Sie führen zu einem geringeren Gasverbrauch und zu steigenden Netzkosten pro Kilowattstunde.
Methodik
Verivox hat die vorläufigen Netzentgelte für 2016 ausgewertet, die von den Netzbetreibern Mitte Oktober veröffentlicht wurden. Für die Auswertung wurden Netze erfasst, die zusammen 90 Prozent der deutschen Haushalte abdecken.
Netznutzungsentgelte werden für Ausbau und Instandhaltung der Leitungen erhoben. Auch die Kosten für Zählerinstallation, Ablesung und Abrechnung sind darin enthalten. Sie werden gemeinsam von den Verbrauchern im jeweiligen Verteilnetz getragen. Die Netzkosten sind aktuell für 23 Prozent der Stromkosten und für 23,7 Prozent der Gaskosten privater Verbraucher verantwortlich.
Große Stromverbraucher können sich teilweise von den Netzentgelten befreien lassen. Die Kosten werden von den übrigen Verbrauchern über eine Umlage getragen. Die so genannte §-19-Umlage steigt im kommenden Jahr auf 0,378 Cent/kWh. Ein Haushalt wir dadurch mit 15 Euro im Jahr belastet.