Gender Pay Gap: So groß sind die Ungleichheiten bei der Kreditvergabe
05.03.2019 | 10:41
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Nach wie vor klafft zwischen Männern und Frauen in Deutschland eine deutliche Lohnlücke (Gender Pay Gap). Verdienstunterschiede beeinflussen auch die private Kreditvergabe. Eine aktuelle Verivox-Analyse zeigt: Kreditanträge von Frauen werden häufiger abgelehnt und Kreditnehmerinnen erhalten seltener einen sehr günstigen Zinssatz. Die Tarifexperten von Verivox geben Tipps, wie sich Frauen trotz der Gehaltsunterschiede sehr gute Kreditkonditionen sichern.
Gender Pay Gap: Frauen verdienen 500 Euro weniger
Der internationale Frauentag am 8. März ist der zentrale Gedenk- und Aktionstag für die Gleichberechtigung von Frauen weltweit. Als erstes deutsches Bundesland wird Berlin den Tag in diesem Jahr als gesetzlichen Feiertag begehen. Doch auch in Deutschland gibt es nach wie vor gravierende Ungleichheiten zwischen Mann und Frau.
Besonders deutlich ist die Kluft beim durchschnittlichen Einkommen: Frauen, die 2018 über Verivox einen Kredit abgeschlossen haben, verdienten netto im Schnitt 2.244 Euro. Das sind gut 500 Euro und damit 19 Prozent weniger als männliche Kreditnehmer verdienen (2.751 Euro). Frauen arbeiten öfter in Teilzeit und haben häufiger unterbrochene Erwerbsbiografien. Außerdem arbeiten sie öfter in Branchen mit niedrigem Lohnniveau. Ein Teil der Verdienstunterschiede erklärt sich durch solche strukturellen Unterschiede in den Beschäftigungsverhältnissen von Männern und Frauen.
Lohnlücke beeinflusst die Kreditaufnahme
Die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern wirkt sich auch bei der privaten Kreditaufnahme aus: Die Darlehenssumme ist bei Frauen im Schnitt fast 3.000 Euro niedriger als bei Männern. Und das ist nicht der einzige Unterschied. „Das verfügbare Einkommen ist für kreditgebende Banken ein wichtiges Kriterium zur Bewertung der Bonität“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Wer weniger verdient, erhält schwerer eine Kreditzusage und muss öfter höhere Zinsen zahlen.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass die Banken bei Kundinnen einen Kredit ablehnen, ist um fast ein Viertel (23 Prozent) höher als bei Männern.
Verbrauchertipps: So verbessern Frauen ihre Konditionen
„Trotz der Gehaltsdifferenz können auch Frauen sehr gute Kreditkonditionen erhalten“, sagt Oliver Maier. Besonders wichtig ist ein umfassender Anbietervergleich. Fast 30 Prozent aller Frauen, die über Verivox Kredite verglichen und abgeschlossen haben, wurde ein effektiver Darlehenszins von weniger als 3 Prozent angeboten. Damit erhalten Frauen diesen sehr günstigen Zins zwar etwas seltener als Männer (34 Prozent). Doch laut Zahlen der Bundesbank zahlten Ratenkreditnehmer 2018 im Bundesdurchschnitt sogar 5,85 Prozent. Nur eine von acht Verivox-Kundinnen muss einen solch hohen Zinssatz zahlen.
Frauen, die ihren Kredit gemeinsam mit einer weiteren Person beantragen, können ihre Konditionen weiter verbessern. „Aus Sicht der Bank erhöht ein weiterer Antragsteller mit eigenem Einkommen die Bonität“, erklärt Oliver Maier. „Weil beide gleichermaßen für den Kredit haften, sinkt das Ausfallrisiko und die Bank kann günstigere Konditionen anbieten.“ Zwei Personen, die gemeinsam einen Kredit abschließen, zahlen im Schnitt 11 Prozent weniger Zinsen als Kreditnehmer, die ihr Darlehen allein aufnehmen.
Nicht nur Ehe- und Lebenspartner können gemeinsam einen Kredit aufnehmen. „Familienangehörige und enge Freunde kommen genauso infrage“, sagt Oliver Maier. Für viele Frauen mit einem Kreditwunsch ist dies eine wichtige Information. Denn sie sind mehr als doppelt so häufig geschieden oder getrennt lebend als männliche Kreditnehmer.
Methodik
In die Auswertung flossen alle Ratenkredite ein, die 2018 über Verivox beantragt und abgeschlossen wurden.