Studie: Viele Unternehmen investieren nicht in digitale Weiterbildungen
Stand: 01.07.2016
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Berlin - Die Hälfte der Firmen geht davon aus, dass aufgrund der Digitalisierung in den nächsten zehn Jahren mehr Arbeitsplätze für gut ausgebildete Arbeitnehmer entstehen. Dieses Ergebnis stammt aus einer aktuellen Befragung des Digitalverbands Bitkom. Dennoch investiert die Mehrheit der deutschen Firmen nicht in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter, sagt Bitkom-Präsident Thorsten Dirks bei der Vorstellung der Studie am Donnerstag. "Das ist erschreckend." Bei 70 Prozent der Firmen ist kein fester Etat dafür eingeplant. "Wenn wir bei der digitalen Transformation erfolgreich sein wollen, dann müssen wir mehr in die Köpfe investieren", verlangte Dirks.
Laut der vom Bitkom durchgeführten Studie gaben sechs von zehn Unternehmen an, dass sie ihre eigenen Mitarbeiter in Digitalkompetenzen nicht weiterbildeten. Nicht einmal jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) hat dafür eine zentrale Strategie. Dabei halten 97 Prozent der Befragten Weiterbildung für qualifizierte Fachkräfte im Unternehmen für wichtig. Die Kompetenzen von Bewerbern und Mitarbeitern werden aktuell nur mit den Noten "befriedigend" und "ausreichend" bewertet.
Digitale Kompetenzen in vielen Berufen wichtig
Die Anzahl der Arbeitsplätze sei in den vergangenen 40 Jahren in Deutschland deutlich gestiegen, das gehe aus den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor, betonte Dirks. Einfache Jobs wie Stenotypistin, Drucker oder Poststellensachbearbeiter seien zwar verschwunden. Doch neue Berufe wie 3D-Druckspezialist Web-Entwickler oder Koordinator Roboter seien hinzugekommen. Andere Berufe haben sich demnach fundamental verändert. So benötigt auch der Lkw-Fahrer, der Journalist oder die Zahnarzthelferin heute digitale Kompetenz.
Laut der Studie hätten 87 Prozent der Unternehmensvertreter angegeben, dass digitale Kompetenz heute genauso wichtig sei wie die fachliche oder soziale Kompetenz der Mitarbeiter.
"Neue, aufregende und anspruchsvolle Jobs entstehen", sagte Dirks. "Sie setzen eine gute Ausbildung voraus und bieten dafür viel Gestaltungsspielraum und Verantwortung." Dennoch wolle jedes dritte Unternehmen in Deutschland ältere Mitarbeiter nicht fortbilden. Als meistgenannter Grund führten sie an, dass es zu teuer sei (36 Prozent), 31 Prozent meinen, die Qualität der Angebote nicht beurteilen zu können. "Wir können das auch Ausreden nennen", sagte Dirks. Es sei dringend geboten, "in die Köpfe zu investieren".
Politik muss digitalen Prozess unterstützen
Angesichts der historischen Veränderungen in der Berufswelt sind nach Ansicht des Bitkom sowohl jeder einzelne Mitarbeiter, die Unternehmen als auch die Politik gefordert. "Wir sind alle gefordert", sagte Dirks. Auch die Politik müsse diesen Prozess unterstützen. So müsse ein Pflichtfach Informatik in den Schulen verankert werden. Unternehmen müssten eine zentrale Strategie für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter erarbeiten und dafür auch die entsprechenden Mittel bereitstellen, forderte der Verband. "Investieren in die Zukunft bedeutet investieren in die Köpfe unserer Mitarbeiter", sagte Dirks.