In der Krise bezahlen mehr Unternehmen und Verbraucher ihre Rechnungen nicht
Stand: 06.05.2020
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Die Corona-Pandemie wirkt sich auf die Zahlungsmoral aus. Das legt eine Umfrage des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) unter seinen Mitgliedern nahe. Darin geben rund zwei Drittel (69 Prozent) der befragten Inkasso-Dienstleister an, dass sich die Rechnungstreue privater Schuldner seit Beginn der Krise verschlechtert hat. Für gewerbliche Schuldner bestätigen das sogar drei Viertel (74 Prozent) der befragten Unternehmen.
Zahlungsschwierigkeiten aufgrund von Verdiensteinbußen
Bei den Privatschuldnern sind Einkommenseinbußen infolge von Kurzarbeit ein wichtiger Grund, warum fällige Rechnungen nicht beglichen werden. 83 Prozent der befragten Inkassounternehmen berichten, dass Privatschuldner derzeit wegen Kurzarbeit nicht zahlen können. Noch im November, bei der vorigen Umfrage, spielte dieser Nichtzahlgrund gar keine Rolle.
65 Prozent erklären zudem, dass säumige Verbraucher unter einem erst durch die Coronakrise ausgelösten Liquiditätsengpass litten. "Millionen von Arbeitnehmern fehlen im Moment die Einnahmen, um alle ihre Rechnungen zuverlässig und pünktlich bezahlen zu können", beschreibt Verbandspräsidentin Kirsten Pedd die aktuelle Lage. "Immer mehr Firmen sehen sich dadurch mit säumigen Kunden konfrontiert."
Zahlungsausfälle verschärfen die angespannte wirtschaftliche Lage
Oft träfe dies eben jene Betriebe, deren Geschäft durch den Lockdown ohnehin massiv eingeschränkt ist. 64 Prozent der Inkassounternehmen nennen das Sport- und Freizeitgewerbe, vor allem Fitnessstudios, als stark betroffene Branche. Auf Platz zwei und drei folgen Restaurants sowie das Hotelgewerbe. Gerade hier sind die Veränderungen besonders krass. Im November meldeten lediglich 7 Prozent der Inkassofirmen, dass Hotels Probleme mit der Kunden-Rechnungstreue hatten – jetzt sind es 56 Prozent, also achtmal so viele.
„Zehntausenden Firmen droht die Zahlungsunfähigkeit“
Zudem sorgen durch die Krise ausgelöste Liquiditätsengpässe (86 Prozent laut Umfrage) dafür, dass auch bei den Geschäften, die Unternehmen miteinander tätigen, Zahlungen ins Stocken geraten. 69 Prozent der Inkassofirmen beobachten außerdem, dass gewerbliche Schuldner unter Zahlungsausfällen bei eigenen Kunden leiden.
Auch eine schlechte Auftragslage (48 Prozent) sowie mangelndes Eigenkapital (41 Prozent) sind aktuell relevante Nichtzahlgründe bei gewerblichen Schuldnern. "Diese Liquiditätsschwierigkeiten verursachen Dominoeffekte, die sich rasant entlang der Lieferketten verbreiten können. Zehntausenden Firmen droht in den nächsten Monaten die Zahlungsunfähigkeit", warnt Pedd. In der Umfrage rechnen fast alle (96 Prozent) Inkassodienstleister mit deutlich mehr Firmenpleiten bis zum Jahresende.