Chinesischer Internet-Riese steigt bei Snapchat ein
Stand: 08.11.2017
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New York - Der Aktienkurs der Foto-App Snapchat ist derzeit deutlich abgesackt. Das nutzt der Betreiber des chinesische Mesagging-Dienstes WeChat, Tencent, für den Einstieg im großen Stil. Die Firma hinter der in China allgegenwärtigen Messaging-Plattform WeChat erwarb jüngst einen Anteil von rund zwölf Prozent, wie aus dem aktuellen Quartalsbericht des Snapchat-Betreibers Snap hervorgeht.
Tencent kaufte demnach knapp 146 Millionen Snap-Aktien an der Börse zusammen. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Die Snap-Aktie kostete zuletzt nach schwachen Geschäftszahlen rund 40 Prozent weniger als beim Börsendebüt Anfang März. Die Ergebnisse des dritten Quartals ließen sie am Mittwoch vorbörslich noch weiter einbrechen.
Die Zahl täglich aktiver Nutzer legte im dritten Quartal nur um drei Prozent auf 178 Millionen zu. Der Verlust erreichte 443,2 Millionen Dollar nach 124,2 Millionen vor einem Jahr. Der Umsatz stieg zwar um 62 Prozent auf knapp 208 Millionen Dollar - Analysten hatten aber mit fast 30 Millionen Dollar mehr gerechnet. Das bedeutet, das Geschäft mit Werbung kommt nicht so schnell in Schwung wie erhofft. Zuvor hatte sich Spiegel noch überzeugt gezeigt, dass die Anzeigenplattform von Snap der Konkurrenz überlegen sei und man das den Werbekunden nur beibringen müsse.
Deutliche Funktionsänderungen geplant
Snap kündigte vor diesem Hintergrund einen überraschend drastischen Einschnitt an: Die Funktionsweise der Snapchat-App soll geändert werden. Nutzer hätten sich oft beschwert, dass sie nur schwer zu verstehen sei, sagte Spiegel. "Deshalb designen wir die App gerade um, um sie einfacher nutzbar zu machen." Er räumte ein, dass die Veränderungen - zumindest kurzfristig - nicht allen aktuellen Nutzern gefallen könnten und unklar sei, wie sie darauf reagierten. "Wir sind bereit, dieses Risiko einzugehen, weil wir glauben, dass das langfristige Vorteile für unser Geschäft bringen wird." Teenager haben in der Regel auch bisher kein Problem mit der Bedienung, Erwachsene finden Snapchat oft verwirrend. Einen Zeitplan für die Umgestaltung nannte Snap nicht.
Zugleich betonte Spiegel, bei jungen Nutzern in wichtigen Märkten stehe Snapchat weiterhin hoch im Kurs: Von den 13- bis 34-Jährigen in den USA, Frankreich, Großbritannien und Australien erreiche man 70 Prozent.
Als weitere Neuerung soll die Reihenfolge der Fotos in der App geändert werden. Aktuell werden sie strikt chronologisch angezeigt, künftig soll Software sie nach vermuteter Relevanz für den Nutzer sortieren können. Diesen Weg gehen bereits auch Facebook und Twitter.