Bankenverband spricht sich für neues Inflationsziel aus
Stand: 14.01.2020
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
In einem aktuellen Positionspapier spricht sich der Bundesverband deutscher Banken (BdB) für Änderungen beim Inflationsziel aus. Bislang strebt die Europäische Zentralbank (EZB) eine jährliche Teuerung von knapp unter 2 Prozent an. Der Bankenverband plädiert flexibler auszulegen und mit der Geldpolitik künftig eine Teuerung zwischen 1 und 2 Prozent anzustreben.
Höhere Flexibilität soll Handlungsdruck reduzieren
„Die EZB hat ihr selbst gestecktes Preisziel schleichend zu einem Punktziel von 1,9 Prozent verengt“, so BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig. Auf Unterschreitungen dieses Zieles habe die Notenbank zu mechanistisch reagiert. Durch eine größere Flexibilität könne der Handlungsdruck, den sich die Zentralbank selbst auferlegen würde, verringert werden.
Tatsächlich hat die Europäische Zentralbank ihr Inflationsziel schon seit Jahren nicht mehr erreicht und in der Folge ihre Geldpolitik immer weiter gelockert. Seit 2016 stagniert der Leitzins bei 0,00 Prozent. Banken müssen auf Einlagen, die sie bei der Zentralbank parken, Strafzinsen zahlen. Außerdem kauft die Notenbank im großen Stil Staatsanleihen, um zusätzlich Geld in den Markt zu pumpen und damit die Inflation zu stützen.
Nebenwirkungen der lockeren Geldpolitik
In seinem Positionspapier begrüßt der Bankenverband das Vorhaben der neuen EZB-Präsidentin, Christine Lagarde, die geldpolitische Strategie der EZB in diesem Jahr zu überprüfen. Deren Risiken und Nebenwirkungen träten inzwischen immer deutlicher zutage. Durch das anhaltende Zinstief steige die Gefahr von Preisübertreibungen auf den Immobilien- und Aktienmärkten. Darüber hinaus beschädige sie die kapitalgedeckte betriebliche und private Altersvorsorge.
Auch die unerwünschten Nebenwirkungen von Negativzinsen auf den Bankensektor müssten entschlossen reduziert werden, fordert der Verband und bringt dafür eine Erhöhung des Freibetrags oder die Einführung eines positiven Zinssatzes für die Mindesteinlage, die Banken halten müssen, ins Spiel.
Preisstabilität muss das Primärziel bleiben
Kritisch betrachtet der Bankenverband Pläne, die Geldpolitik der EZB stärker an Umwelt- und Klimaschutzzielen auszurichten. Grüne Geldpolitik sei zwar ein überaus wichtiges Thema, doch trotz der überragenden Bedeutung des Klimaschutzes müsse für die EZB das Primärziel die Preisstabilität bleiben, sagte Ossig.