Schutzprodukte gegen Handystrahlung
Stand: 21.03.2007
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Hannover (AFP) - Unbegrenzte Möglichkeiten versprechen die Anbieter der Telekommunikation auf der CeBit: Das Handy, einst "nur" zum Telefonieren gut, werde zur "universellen Fernbedienung" in Freizeit und Business, heißt es auf der Internetseite der Hi-Tech-Messe. Die Schattenseite dieser globalen Kommunikationsmöglichkeiten wird derweil für andere Geschäftsideen genutzt: Schutz vor "Elektrosmog", vor Strahlen durch Handys und Sendemasten, werden im Internet zuhauf angeboten. Diverse Geräte und Apparate sollen den Nutzer vor Gesundheitsschäden durch übermäßigen Handy-Gebrauch schützen. Doch Experten sind skeptisch, was die Wirksamkeit dieser Produkte angeht.
Jüngstes Produkt im Bunde ist das Spray eines rennommierten Kosmetikanbieters, das "einen dünnen Schutzschild auf die Haut legt", um elektromagnetische Strahlen abzuwehren. Die Firma beruft sich auf eine von ihr in Auftrag gegebene wissenschaftliche Studie, die erstmals einen Zusammenhang zwischen beschleunigter Hautalterung und elektromagnetischer Strahlung nachweise.
Doch Experten stehen solchen Aussagen mit sehr viel Zweifeln gegenüber. "Es ist sicher nicht alles Quatsch, was da angeboten wird, aber Schindluder gibt es natürlich auch, wo es nur um Geldmacherei geht", sagt Florian Emrich vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) im Gespräch mit AFP. So gebe es eine Firma, die schützende Baseballmützen anbiete: "Wie das gehen soll, wo doch ein Teil des Kopfes und vor allem die Ohren frei bleiben, weiß ich nicht", sagt Emrich. Auch zu den Abschirmmatten gibt es zum Beispiel eine klar negative Stellungnahme auf der Internetseite des BfS. Dort wird erklärt, dass eine solche Matte sich direkt zwischen der Strahlungsquelle und der Person befinden müsse, was bei Strahlen aus mehreren Richtungen nicht möglich sei.
"Wegen der zweifelhaften Wirsamkeit solcher Abschirmmatten sind diese aus Sicht des BfS weder zum Schutz vor Gesundheitsschäden noch als Vorsorgemaßnahme zur Verminderung von Expositionen zu empfehlen", versichert das Amt auf seiner Webseite. In den USA ging die Verbraucherschutzbehörde Federal Trade Commission (FTC) schon im Jahr 2003 hart gegen zwei Firmen vor, die in Sachen Strahlenschutz am Handy Produkte anpriesen, deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen war. Die Anbieter mussten einen gerichtlichen Ausgleich teuer bezahlen und dürfen seither nichts mehr anbieten, dessen Wirksamkeit nicht wissenschaftlich abgesichert ist.
Diese Nachweise machen auch weiterhin Kopfzerbrechen: Das BfS geht davon aus, dass Strahlen innerhalb der festgelegten Grenzwerte keine Schädigungen auslösen. Doch da es das Handy noch nicht sehr lange gibt, ist die Langzeitwirkung bei Dauertelefonierern noch nicht bekannt. Deshalb sollte auch dem Strahlenschutzamt zufolge jeder Handy-Nutzer einige Grundregeln einhalten, um die Belastung zu minimieren.
Besonders wichtig sei es, nicht bei schlechtem Empfang zu telefonieren, da das Handy dann mit voller Kraft sende, erläutert Emrich. Auch sollte jeder beim Kauf eines Handys dessen SAR-Wert (Spezifische Absorbtions Rate) überprüfen, der möglich niedrig sein solle. Eine Tabelle gibt es auf der Webseite des BfS. Die Verwendung von Freisprechanlagen sei ebenfalls empfehlenswert, um das Gerät vom Kopf fernzuhalten. Überhaupt sollten Gespräche, die per Festnetz geführt werden könnten, nicht mit dem Handy geführt werden.
All diese Maßnahmen sind wirksamer und kostengünstiger als die angebotenen Wunderprodukte. Dies gilt vor allem für eine Weisheit, die so alt ist wie das Telefonieren: Fasse Dich kurz!